Spendenaktion
400 Chamer Brote für die Ukraine

Bäckermeister Reiner Dietl transportierte Hilfsgüter ins Kriegsgebiet. Eine Begegnung mit jungen Soldaten hinterließ Spuren.

05.06.2022 | Stand 15.09.2023, 5:02 Uhr
Sie beteiligten sich an der Aktion "Brot für die Ukraine“. −Foto: Karl Pfeilschifter

Auch wenn Bäckermeister Reiner Dietl aus Elisabethzell schon von der ersten Fahrt an die ukrainische Grenze eine Vorstellung hatte, was ihn und seine Begleiter erwartet, machte ihn das Leid sprachlos. Ein weiterer Hilfskonvoi führte in die Slowakei. Einen starken Partner fand Reiner Dietl im Landes-Innungsverband für das bayerische Bäckerhandwerk. Landesinnungsmeister Heinrich Traublinger nahm sich der Aktion persönlich an. Es kamen 2.470 Kilogramm Brot zusammen, frisch gebacken und in einem speziellen Verfahren für vier bis fünf Wochen haltbar gemacht.

Auch mehrere Innungsbäcker aus dem Landkreis Cham unter der Führung von Innungsobermeister Gerhard Blab beteiligten sich an der Spendenaktion mit fast 400 Broten. „Dieses Mal wussten wir noch genauer, was die Menschen in der Ukraine brauchen“, erklärte Dietl. „So konnten wir ganz konkret helfen“. Auch Hygieneartikel, Medikamente, Verbandsmaterial, Konserven, Powerbanks, Taschenlampen und einige andere wichtige Dinge füllten die zehn Transporter.

Straßenbanden gefährden Hilfstransporte

Über 1.000 Kilometer Strecke lag vor der Gruppe. Nach über 13 Stunden traf der Konvoi in der Slowakei ein. Sieben Transporter wurden am Hilfslager der Organisation Blindspots ausgeladen. Die drei weiteren Transporter machten sich auf den Weg in die Ukraine. Das Ziel war Uzhgorod. Dort führt Vitali, ein ukrainischer Priester, ein zur Flüchtlingsunterkunft umfunktioniertes Hotel. Zunächst bestanden Zweifel, ob die Weiterfahrt möglich ist. Von der örtlichen Polizei gab es eine Sicherheitswarnung. Hilfstransporte seien von Straßenbanden überfallen worden.

Letztlich entschied sich die Gruppe, die Fahrt zu wagen. Auch wenn das Ziel zum Greifen nah schien, mussten sich alle Helfer in den drei Fahrzeugen in Geduld üben. Das Passieren der Grenze dauerte je Strecke fast drei Stunden. „Das Land ist im Kriegszustand und die Kontrollen sind streng. Das war deutlich zu spüren. Wir müssten immer wieder die Pässe und Transportpapiere zeigen, bekamen unzählige Stempel, die

Fahrzeuge und Insassen wurden untersucht und vor allem musste man sehr lange warten.“

Sieben Kindern und acht Erwachsenen bei der Flucht geholfen

Was Reiner Dietl und sein Team jedoch am meisten beschäftigte, waren die jungen Grenzsoldaten, die ungelenk ihre Waffen trugen und augenscheinlich mit wichtigen Aufgaben betraut waren, an die sie noch ein paar Wochen zuvor wahrscheinlich nicht gedacht hätten. Sie begegneten dem Konvoi freundlich und hilfsbereit. In Vitalis Hotel angekommen, luden alle gemeinsam die Hilfsgüter aus. Die Freude war groß, wenngleich eine bedrückende Stimmung über allem lag.

Sieben Kinder und acht Erwachsene nahmen Dietl und seine Leute mit zurück. Die Kinder sind teilweise sehr krank. Allein dafür hat sich die Fahrt mehr als gelohnt. Wertvolle Unterstützung fand die Gruppe in Alina, einer Ukrainerin, die sich dem Hilfskonvoi angeschlossen hatte. „Wir alle würden uns wünschen, dass dieser Krieg bald vorbei ist“, zieht Dietl sein Fazit. „Aber es sieht leider nicht danach aus. Wir bereiten uns auf die nächste Hilfsfahrt vor. Mehr können wir nicht tun, aber das ist unsere Verantwortung.“ Helfen hilft! Reiner Dietl und seine Leute helfen direkt, unkompliziert und von Herzen. (cft)