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Abschied von Andy Klingseisen

Trotz des großen Schmerzes, den Angehörige und Freunde bei der Beerdigung von Andy Klingseisen aus Buchet empfanden, erfasste die Trauergäste am Freitag ein Gänsehautgefühl am Friedhof, als mehr als 80 Musikanten den Verstorbenen mit „Näher, mein Gott, zu dir“ in den Himmel hinauf spielten.

06.07.2021 | Stand 16.09.2023, 1:57 Uhr
Andy Klingseisen (†) −Foto: Maria Frisch

Der ergreifende Auftritt mit zwei weiteren Liedern drückte die hohe Wertschätzung für ihren Kollegen und Weggefährten aus. Pfarrer Ambros Trummer erinnerte im Requiem an den Lebenslauf von Andy Klingseisen, der vor seiner Covid-19-Erkrankung mit beiden Beinen fest im Leben stand, so dass keiner und wahrscheinlich am wenigsten er selbst es für möglich gehalten hätte, dass das Corona-Virus ihn das Leben kosten könnte. Geboren wurde Andy Klingseisen am 1953 in Ottenzell, wo er mit seiner Schwester Anneliese aufwuchs. Sein Schulweg führte ihn nach Haibühl. Nach dem Abschluss erlernte er das Handwerk des Raumausstatters und Sattlers und hatte im Anschluss seinen Arbeitsplatz bei einem heimischen Betrieb. Eine berufliche Veränderung ergab sich mit der Anstellung bei Fischerfertighaus, wo ihn der Arbeitsalltag hinaus aus dem Lamer Winkel führte. 1978 trat der Ottenzeller mit Gerlinde Schwarz („Scheidfahrer“) vor den Traualtar. Die Kinder Corinna und Andy wurden geboren. Von Kindesbeinen an der Blasmusik zugetan, machte sich Andy Klingseisen dann als Berufsmusikant selbständig. „Er hat sein Hobby zum Beruf gemacht“, so Pfarrer Trummer. Die Liste seiner Engagements nahm im Laufe der Jahre stattliche Ausmaße an. Stationen waren die Dominos, die Bayerisch Böhmischen Musikanten, die Original Bayerwald Musikanten, die Straubinger Tafelmusikanten, das Heimatecho und die Weiß-Blau-Königstreuen. Außerdem war bei drei Oktoberfest-Kapellen vertreten. Nebenbei bildete der den Nachwuchs aus und vermittelte Teenagern das Rüstzeug für ihr Instrument. Der Familienvater lernte in dieser Zeit unzählige Gleichgesinnte kennen. Sie werden nicht nur sein musikalisches Können, sondern auch seine sympathische Art vermissen. Für die Pfarrei war er das letzte Mal im Einsatz, als er mit der Trompete „Stille Nacht“ bei der coronabedingt auf den Marktplatz verlagerten Christkindlfeier vom Balkon des Katechetenhauses aus blies. Die Urne des Verstorbenen wurde von seinen Kindern zum Familiengrab getragen. Hermann Zapf sprach Abschiedsworte für den FC Ottenzell, wo Andy Klingseisen in Jugendjahren Fußball spielte. Sepp Pielmeier fiel es sichtlich schwer, für die Musikanten Lebewohl zu sagen, zumal alle glaubten, Andy Klingseisen befände sich auf dem Wege der Besserung und er könne bald wieder zu den Instrumenten greifen. „Aber der Herrgott wollte es anders“, so Pielmeier. Den Vollblutmusiker Andy Klingseisen werde man nie vergessen. Im Oktober gestalten die Bläser nochmals eine Messe zum Gedenken an den begnadeten Musiker und Freund. (kli)