Stadtrat Rötz
Ärger um Pläne des Wasserwirtschaftsamts

Ein Gutachten favorisiert den Rückbau des Wehrs in Hillstett. Stadtrat Tino Gmach ist darüber empört.

15.03.2022 | Stand 15.09.2023, 6:43 Uhr
Günther Hofmann
Die Meinungen zur Wehranlage bei der Alten Wutzschleife in Hillstett gehen zum Teil weit auseinander. −Foto: Günther Hofmann

„Der vollständige Rückbau der Wehranlage an der Alten Wutzschleife ist die finanziell günstigere Lösung“: Das war eine von vielen Botschaften von Mathias Rosenmüller, dem Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Weiden, in der Sitzung des Rötzer Stadtrats am Montag.

Zwei große Themen standen auf der Tagesordnung. Zum einen die Verabschiedung des Haushalts 2022 und das Ergebnis des gewässerökologischen Gutachtens zum Rückbau des Wehrs in Hillstett. Mathias Rosenmüller wurde von Projektleiter Anton Baumann bei der Vorstellung des Gutachtens unterstützt.

So soll die Wehranlage Wutzschleife vollständig rückgebaut werden, was eine Wasserspiegelabsenkung im ungefähr 900 Meter langen Rückstaubereich nach sich zieht. Durch Eigendynamik soll es zu einer Wiederherstellung eines naturnahen Fließgewässers kommen.

Note 3 für die Schwarzach

Im Unterwasser des Wehres zeigt sich ein Fließgewässer mit Dynamik, eine heterogene bis turbulente Strömung. Beim Oberwasser handelt es sich um aufgestautes Fließgewässer ohne Dynamik, strukturlos ohne schnelle Strömung. Bei den Fangzahlen gibt es erhebliche Unterschiede zwischen dem Ober- und Unterwasser.

Der Fischbestand im Unterwasser wird von Kleinfischarten (Rotauge, Schneider, Gründling, Bitterling) dominiert. Es gibt ein größtes Jungfischaufkommen und eine höchste Reproduktionsrate. Große Bestandsdefizite gibt es bei strömungsliebenden Leitarten (Hasel, Barbe, Nase). Eine erhebliche Steigerung der durchschnittlichen Ertragsfähigkeit ist durch den Wehrrückbau zu erwarten.

Im Oberwasser ist der Fischbestand überwiegend aus indifferenten Arten zusammengesetzt (Aitel, Hecht, Laube, Rotauge, Rotfeder, Zander), ergänzt durch Hasel, Gründling und Bitterling. In diesem Bereich gibt es große Defizite bei Fangmenge, Artenspektrum, Biomasse und Abschätzung der Ertragsfähigkeit. Das Oberwasser ist fischökologisch von geringer Bedeutung.

Der Rückbau der Wehranlage verbessert laut Rosenmüller deutlich den ökologischen Zustand im Oberwasser durch Abnahme des Feinsedimentanteils, Verbesserung der Hydromorphologie und die Entwicklung einer hohen Strukturvielfalt durch Eigendynamik. „Durch den Bau einer reinen Fischaufstiegsanlage wäre das alles nicht möglich. Der Rückbau leistet einen wichtigen Beitrag für die Zielerreichung der EG-Wasserrahmenrichtlinie in der gesamten Schwarzach“, sagte er.

In dem Gutachten geht es auch um einen Kostenvergleich zwischen dem Bau und der Unterhaltung eines sogenannten Umgehungsgerinnes an der Wehranlage als Fischaufstiegshilfe mit den Kosten eines vollständigen Rückbaus.

Zwei Varianten

Grundlage für den Vergleich sind zwei Varianten: ein Umgehungsbach am linken Ufer mit einer Länge von 124 Metern bzw. in der Variante II 85 Meter, jeweils mit Abdichtung des Restwehrs, der Ertüchtigung der Wehrschwelle, einem Aufenthaltsbereich und einer Fußgängerbrücke über den Umgehungsbach zum Ufer der Schwarzach. Beim Erhalt der Wehranlage und beim Bau eines Umgehungsgerinnes fallen Investitionskosten von 363 435 Euro an. Beim vollständigen Rückbau entstehen Kosten von lediglich 150 000 Euro. Auch die jährlich laufenden Kosten sind bei einem Rückbau nur halb so hoch.

In seinen weiteren Ausführungen ging Mathias Rosenmüller auf die Gegenargumente laut Unterschriftenaktion ein. Insgesamt 14 Argumente gegen den geplanten Rückbau wurden aus fachlicher Sicht bewertet. Bei einer Ausführung geht es um die Fließgeschwindigkeit der Schwarzach. Darin heißt es, dass die Schwarzach zwischen Rötz und Kröblitz von Natur aus sehr schnellfließend sei.

Stadtrat Tino Gmach stellte die Frage: „Wo haben Sie den Schmarrn her? Der Fluss war früher immer sehr langsam. Das ist schlicht gelogen. Die Schwarzach bei Rötz wurde durch das Amt brachial verändert durch die Regulierung.“ Rosenmüller sagte, dass es bis Waldmünchen noch nicht gut sei, „aber ohne diesen Rückbau geht gar nichts“. (whg)