Versammlung
Alexander Flierl: Jagdverband ist ein Dienstleister

Der Regierungsbezirksvorsitzende fordert von der BJV-Führung Einbindung der Kreisgruppen in wichtige Entscheidungen.

01.05.2022 | Stand 15.09.2023, 5:28 Uhr
Alexander Flierl mahnte die BJV-Landesvorstandschaft, Entscheidungen transparent zu machen und die Kreisgruppen demokratisch einzubinden. −Foto: Alois Dachs

Ein „volles Haus“ hatte die Kreisgruppe Bad Kötzting im Landesjagdverband am Freitag bei ihrer Jahreshauptversammlung im Lindner-Saal. Im Mittelpunkt stand zunächst ein Grußwort des Regierungsbezirksvorsitzenden Alexander Flierl, der von der kürzlich wiedergewählten Landesführung mehr Transparenz und die Einbindung der Kreisgruppen in wichtige Entscheidungen forderte.

Nach der musikalischen Begrüßung durch die Bläsergruppe unter Leitung von Hornmeister Rudi Frisch erklärte Vorsitzender Roland Häring, „es freut mich narrisch“, dass Alexander Flierl, der die Kreisgruppe sehr stark unterstütze, an dieser Versammlung teilnehme. Ein kurzes Totengedenken war danach Georg Obermeier, Theo Heigl und Adolf Neuberger gewidmet.

„Wir müssen zusammenstehen“, lautete die Grundforderung des Regierungsbezirksvorsitzenden. Der 50 000 Mitglieder starke BJV müsse die Weichen stellen, um das „Kulturgut Jagd“ zu fördern. Er vermisse momentan die Wertschätzung der Kreisgruppen, vieles werde „von oben herab“ bei Video-Konferenzen entschieden. Diskussionen über Schonzeitverkürzungen und ähnliche Themen könnten schnell zu gefährlichen Überlegungen über bayernweite Veränderungen der Jagdzeiten führen. „Die Vorlage von Unterlagen ist eine Bringschuld“, schrieb Flierl der Landesführung ins Stammbuch. Diskussionen könnten förderlich sein, aber wenn die Führungsmannschaft keine andere Meinung zulasse, sei die Vielfalt der Regionen in Gefahr. Flierl freute sich, dass ein Konsens zwischen Jagd, Bayerischem Bauernverband und Waldbesitzervereinigung gefunden wurde. Jagd sei Dienstleistung an der Natur, dazu sollte in Zukunft auch ein aktives Bestandsmanagement für Wolf und Fischotter gehören.

Roland Heigl bedauerte eingangs seines Jahresberichts den Ausfall von Christkindlmarkt und Sommerfest wegen der Pandemie. Obwohl vieles in Online-Sitzungen erledigt werden musste, habe es viele Termine seit August 2021 gegeben, vom Fallenkurs bis zu den Hundestammtischen, von Luchsvorträgen bis zur Jungjägerausbildung, die wieder gut laufe. „Wir versuchen, die Ausbildung laufend besser zu machen“, versicherte Heigl. Dem neuen Fallenausbilder Michael Eckl und dem neuen Schießobmann Daniel Stillfried überreichte er Urkunden über ihre Installation. Auch zur Luchsproblematik hätten die Jäger klar Stellung bezogen. Am 5. Mai sei ein Gespräch mit Präsident Ernst Weidenbusch dazu vorgesehen.

Schatzmeister Heinz Schweiger berichtete von einer soliden Kassenlage, obwohl erhebliche Einnahmen in den vergangenen zwei Jahren weggefallen seien. Mit 2568 Euro schlug die Reparatur der zwölf Parforcehörner der Kreisgruppe zu Buche, rund 1900 Euro gab die Kreisgruppe für die beiden Konfiskatstellen aus. Erfreulich sei eine Spende von 500 Euro von Dieter Lahme für das Hundewesen. Die Kreisgruppe zähle aktuell 255 Haupt- und 24 Zweitmitglieder, berichtete Schweiger, der später auch den Haushaltsplan für 2022 bekanntgab.

131 Hunde in 20 Jahren

Schießobmann Daniel Stillfried berichtete vom Anschießen der Jagdwaffen mit rund 30 Teilnehmern, zwei weitere Schießveranstaltungen seien geplant. Hundeobmann Sepp Schmid berichtete von elf Teilnehmern bei der Dressurprüfung, 16 bei der Brauchbarkeitsprüfung und sechs bei der schwierigen Bringtreueprüfung, alle Hunde hätten bestanden. In den 20 Jahren seines Wirkens als Hundeobmann der Kreisgruppe seien 131 Hunde zur Prüfung geführt worden, sagte Schmid, der sich klar für die bisherige Brauchbarkeitsprüfung in Bayern aussprach, zu der nur Hunde mit Abstammungsnachweis zugelassen werden. Bläserobmann Rudi Frisch berichtete von Anlässen, die stilvoll von den Bläsern mitgestaltet wurde.

Ausbildungsleiter Heinz Schweiger stellte fest, dass von den acht Teilnehmern des Jahrgangs 2020/21 sechs bestanden, nachdem sie 301 theoretische und 74 praktische Ausbildungsstunden absolviert hatten. 2021/22 hätten zwölf Probanden begonnen, drei brachen die Ausbildung ab, so dass am 9. Mai neun künftige Jungjäger zur schriftlichen Jägerprüfung antreten werden. Sehr gut angekommen sei der Vortrag von Luchsfachmann Heinrich Moser.

Obwohl in den meisten Revieren die hohen Abschusszahlen erreicht worden seien und nur noch zwei von acht Hegegemeinschaften einen nicht tragbaren Verbiss aufweisen, seien die Abschusszahlen noch einmal höher angesetzt worden, berichtete Kreisjagdberater Rudi Freimuth. Im Lamer Winkel könnten die Abschusspläne nur noch zu 76,3 Prozent erfüllt werden, weil dort mehrere Luchse mitjagen, berichtete Freimuth. 2019 bis 2022 wurde mit 5145 erlegten Rehen der Abschussplan zu 96,6 Prozent erfüllt, 2022 bis 2025 sollen nur 5505 Rehe erlegt werden. 93 Stück Rotwild, 87 Stück Damwild, 739 Stück Schwarzwild und drei Sikahirsche wurden außerdem erlegt. Ein einziger geschossener Fasan im gesamten Gebiet der Kreisgruppe und 625 Füchse verdeutlichten, dass Niederwild kaum noch Chancen habe. Dringend riet Freimuth zum verstärkten Abschuss von Bachen, die hauptverantwortlich für den Zuwachs der Wildschweine sind. Abschließend riet er, die Streckenlisten zeitgerecht bei der Unteren Jagdbehörde abzugeben und bei Jagdvergaben nicht das unkalkulierbare Risiko Übernahme des Wildschadens zu 100 Prozent einzugehen. Das könne enorm teuer werden.

13 Luchse im Lamer Winkel

Der Koordinator für Große Beutegreifer, Heinrich Moser, berichtete von den Problemen mit dem Luchs im Lamer Winkel. Allein in einem Jahr seien mit Wildkameras 180 Luchssichtungen dokumentiert worden, 80 Prozent davon in einem 350 Hektar großen Revier. Allein in 13 von 27 Revieren hätte in den vergangenen drei Jahren kein einziges Reh erlegt werden können, berichtete Moser. 13 verschiedene Luchse seien im Lamer Winkel immer wieder anzutreffen, gelegentlich zögen auch einzelne Wölfe durch das Gebiet. Moser kritisierte das unzuverlässige Luchsmanagement durch die Mitarbeiter des Landesamtes für Umwelt. Auch Luchse, die in Tschechien zu Tode kamen, würden hier dem Landkreis Cham zugerechnet. Wer Interesse habe, könne im September einen Kurs für Begutachtung von Rissen mitmachen.

Bruno Ebner berichtete von der Kassenprüfung, die keine Beanstandungen ergeben habe. Die Vorstandschaft wurde einstimmig entlastet. (kad)