Arbeitsagentur Cham
Arbeitslosigkeit geht zurück: Fachkräfte sind immer noch Mangelware

02.10.2022 | Stand 15.09.2023, 3:31 Uhr
Mitte September waren im Landkreis Cham 250 Ukrainer arbeitslos gemeldet. −Foto: dpa

Im Bezirk der Agentur für Arbeit Cham ist die Arbeitslosigkeit von August auf September spürbar zurückgegangen. Der Leiter der Agentur für Arbeit Cham, Hans-Peter Hausladen, konnte mit seiner Mannschaft sowohl viele Arbeitslose in Arbeit integrieren als auch zahlreiche Bildungsgutscheine für die Förderung von Weiterbildungen und Umschulungen aushändigen.

Ferner gab es etliche Einstellungen und Abgänge in weiterführende Schulen (FOS, BOS). Einige junge Kunden entschieden sich für eine zweite Ausbildung oder eine Weiterbildung zum Techniker/Meister. Die stetige Zunahme von ukrainischen Flüchtlingen verhinderte eine bessere Arbeitslosenquote.

Die Arbeitslosigkeit nahm binnen Monatsfrist um knapp 30 Personen/2,1 Prozent ab. Mitte des Berichtsmonats waren rund 1380 Personen arbeitslos gemeldet, cirka 90 Arbeitnehmer/7,1 Prozent mehr als im September 2021. Die Arbeitslosenquote ist binnen Monatsfrist um 0,1 Prozentpunkte auf 2,4 Prozent gesunken. Im September 2021 lag die Quote bei 2,2 Prozent.

Gute Auftragslage

Auf den Stellenmarkt im Agenturbezirk wirkt sich der Krieg in der Ukraine bislang nicht spürbar aus. „Zwar belasten die durch den Konflikt gestiegenen Material- und Energiepreise viele Unternehmen. Doch die Personalnachfrage und der Stellenbestand sind weiterhin sehr hoch – es herrscht Fachkräftemangel in vielen Branchen“, sagt Hausladen. „Die meisten Betriebe der wichtigen Wirtschaftszweige im Landkreis Cham haben gute Auftragslagen und Fachkräftebedarf. Für flexible und körperlich belastbare Helfer und Anlernkräfte gibt es ebenfalls gute Integrationschancen.“

Mitte September waren im gemeinsamen Stellenpool der Arbeitsagentur und des Jobcenters rund 2270 Stellenangebote gemeldet, cirka 580 Offerten/34,2 Prozent mehr als im September 2021. Seit Jahresbeginn meldeten die Betriebe und öffentlichen Verwaltungen rund 2660 Stellen und somit cirka 70 Offerten /8,7 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Stellen bei Bäcker und Co.

Die Auslastung der Betriebe im Hoch- und Tiefbau sowie im Baunebengewerbe ist nach wie vor hoch, teilweise sind Aufträge für 2023 vorhanden. Die Preise für Baumaterialien sind auf hohem Niveau stabil.

Im Einzelhandel waren Bewerberzugänge aus allen Branchen zu verzeichnen, die meisten freien Stellen bietet der Lebensmittelbereich (Metzgerei, Bäckerei, Supermarktfilialen). Wermutstropfen waren die Schließung einiger Geschäfte zum Ende September.

Im Metallgewerbe gibt es weiterhin gute Beschäftigungschancen sowohl für Fachkräfte als auch – in erster Linie über Zeitarbeit – für Anlernkräfte in der Produktion. Unverändert große Nachfrage an Fachkräften besteht bei den Elektroinstallationsfirmen sowie im Bereich der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, auch zuverlässige Helfer haben gute Chancen. Die Ausbildungsbereitschaft ist in allen Handwerksbetrieben sehr hoch.

Gastronomie sucht Personal

In der Elektronikindustrie ist trotz vereinzelter Lieferschwierigkeiten von Zulieferteilen die Auftragslage in allen Bereichen gut. Die Nachfrage nach Fachkräften, aber auch nach Helfern für die Produktion, ist unverändert groß.

Vor allem die größeren Hotelbetriebe suchen verstärkt nach Personal für Service, Empfang und Zimmerreinigung. Mit der Auslastung und den Umsätzen in den Sommerferien waren die Betriebe sehr zufrieden.

Die Auftragslage der Zeitarbeitsfirmen ist gut. Gesucht werden überwiegend Hilfskräfte für die Bereiche Metall, Papier, Glas, Lager, Kunststoff und Elektro, aber auch Fachkräfte der Elektro- und Metallbranche.

Die Betriebe des Gesundheitswesens sind sehr gut ausgelastet und es besteht hoher Kräftebedarf. Stellenzugang gab es in allen medizinischen Bereichen, von der Pflegefachkraft bis zu Therapeuten, Masseuren und Medizinischen Fachangestellten.

Wie erwartet, konnten auch heuer viele Ausbildungsstellen nicht besetzt werden. Viele Arbeitgeber meldeten bereits Ausbildungsstellen für das kommende Jahr. Hausladen bittet daher auch alle Eltern, deren Kinder im nächsten Jahr die Schule verlassen, die vielen Möglichkeiten der Berufsorientierung und insbesondere betriebliche Praktika zu nutzen.

Weniger Kurzarbeit

Im April 2022 befanden sich der neuesten Hochrechnung der BA-Statistik zufolge im Landkreis Cham rund 260 Beschäftigte in cirka 40 Betrieben in Kurzarbeit. Die Kurzarbeiterquote belief sich auf 0,5 Prozent, im März 2021 lag sie noch bei 1,6 Prozent.

Im Bezirk der Agentur für Arbeit Bad Kötzting ist die Arbeitslosenquote im August im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Prozentpunkte gesunken. Sie liegt im September jedoch mit 2,4 Prozent um 0,4 Prozentpunkte über dem Vorjahresniveau von 2,0 Prozent. „Die niedrigeren Arbeitslosenzahlen im Bereich der Agentur machten aufgrund einer leichten Herbstbelebung mit einigen Einstellungen bzw. Arbeitsaufnahmen in verschiedenen Wirtschaftszweigen sowie dem Schulanfang – etliche besuchen weiterführende Schulen wie die Berufsoberschule – die höheren Arbeitslosenzahlen des Jobcenters, bedingt durch mehr ukrainische Flüchtlinge, wieder wett“, sagt Geschäftsstellenleiter Hans-Peter Hausladen.

„Hatte der Bezirk Bad Kötzting im Vor-Corona-Jahr 2019 im September bereits zum vierten Mal eine Eins vor dem Komma, so muss man derzeit tatsächlich mit 2,4 Prozent sehr zufrieden sein – immerhin sind es im Bereich der Agentur (SGB III) im Vergleich zum Vormonat sieben Prozent sowie im Vergleich zum Vorjahresmonat um über zehn Prozent weniger Arbeitslose“, so der Bad Kötztinger Arbeitsmarktexperte.

Flucht aus der Ukraine ist spürbar

Arbeitslos gemeldete Ukrainer:Mitte September waren im Landkreis Cham 250 Ukrainer arbeitslos gemeldet (18,2 Prozent der Arbeitslosen im Landkreis). In die Region sind allerdings mehr Menschen aus der Ukraine gekommen, die teils nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und daher nicht in der Zahl der Arbeitslosen erfasst sind, zum Beispiel viele Frauen mit Betreuungspflichten für Kinder.

Gemeldete erwerbsfähige Ukrainer:Die Zahl der gemeldeten erwerbsfähigen Personen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft im Landkreis Cham stieg von Mitte Februar bis Mitte September von sechs auf zirka 640 Betroffene. Diese Zahl enthält alle Arbeitslosen, Arbeitsuchenden sowie Personen, die einen Antrag auf Leistungen der Grundsicherung gestellt haben, zudem volljährige Ukrainer, die zur Schule gehen, Betreuungspflichten haben oder langfristig erkrankt sind.

Bedarfsgemeinschaften: Bei einer Bedarfsgemeinschaft handelt es sich in der Regel um eine Familie, zu der oftmals auch Kinder gehören, mit mindestens einem Regelleistungsberechtigen. In der Gruppe der Ukrainer gibt es besonders viele Mütter mit Kindern, da die Väter das Herkunftsland oft nicht verlassen konnten. Bis Mitte September waren im Landkreis Cham knapp 390 Bedarfsgemeinschaften gemeldet, in denen mindestens eine Person die ukrainische Staatsbürgerschaft hat.