Arbeitslosigkeit sinkt
Arbeitsmarkt im Landkreis Cham: Die Herbstbelebung setzt sich fort

02.11.2022 | Stand 15.09.2023, 3:03 Uhr
Der neue Arbeitsmarktbericht für den Landkreis Cham ist da. −Foto: Oliver Berg/dpa/Symbolbild

„Im Bezirk der Agentur für Arbeit Cham hat sich die Belebung am Arbeitsmarkt fortgesetzt. Die Arbeitslosigkeit ist von September auf Oktober in der Agentur und im Jobcenter zurückgegangen. Zugänge in Arbeitslosigkeit sind oft nahtlos wieder in neue Arbeitsstellen eingemündet. Der Arbeitsmarkt ist aufgrund des nach wie vor herrschenden Arbeits- und Fachkräftemangels aufnahmefähig“, sagt Wolfgang Kürzinger, Geschäftsstellenleiter der Agentur für Arbeit Cham.

Die Arbeitslosigkeit nahm binnen Monatsfrist um rund 50 Personen bzw. 3,3 Prozent ab. Mitte des Berichtsmonats waren zirka 1330 Personen arbeitslos gemeldet, knapp 120 Arbeitnehmer bzw. 9,8 Prozent mehr als im Oktober 2021. Die Arbeitslosenquote ging binnen Monatsfrist um 0,1 Prozentpunkte auf nun 2,3 Prozent zurück. Im Oktober 2021 lag die Quote bei 2,1 Prozent.

„Der Stellenpool im Agenturbezirk ist weiterhin gut gefüllt. Die Zugänge an Arbeitsstellen fallen zwar niedriger aus als in den vergangenen Monaten. Das liegt aber auch an dem hohen Bestand offener Stellen aus den Vormonaten“, berichtet der Arbeitsmarktexperte.

Mitte Oktober waren im gemeinsamen Stellenpool der Arbeitsagentur und des Jobcenters rund 2310 Stellenangebote gemeldet, zirka 600 Offerten bzw. 34,8 Prozent mehr als im Oktober 2021. Seit Jahresbeginn meldeten die Betriebe und öffentlichen Verwaltungen knapp 2910 Stellen und somit zirka 80 Offerten bzw. 2,6 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

„Zahlreiche Betriebe halten zudem noch Ausbildungsangebote 2022 für Spätstarter und Wechsler offen. Die Unternehmen im Bezirk melden aktuell verstärkt Ausbildungsstellen für 2023. Aufgrund der Stellen-Bewerberrelation ist die Besetzung der Ausbildungsstellen sicher auch 2023 eine große Herausforderung und wichtige Aufgabe für die Vermittlerinnen und Vermittler im Arbeitgeber-Service“, sagt Kürzinger.

Im Lauf des Berichtsmonats meldeten sich rund 180 Personen arbeitslos und somit zirka 30 Arbeitnehmer bzw. 21,2 Prozent mehr als im Oktober 2021. Im Gegenzug beendeten rund 150 Personen ihre Arbeitslosigkeit. Dies waren zehn Arbeitnehmer bzw. 7,3 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.

Blick in die Branchen

Die Saison im Baubereich neigt sich dem Ende zu. Die Auslastung der Betriebe ist noch gut, die Aufträge sind auch für 2023 bei vielen Arbeitgebern noch vorhanden. Es gibt aber im privaten Wohnungsbau aufgrund der Preissituation und derKrisenlage erste Stornierungen von Bauvorhaben. Die Arbeitsmarktlage ist immer noch gut. Im Einzelhandel waren Bewerberzugänge vor allem aus den saisonabhängigen Betrieben, in der Regel mit einer Wiedereinstellungszusage, zu verzeichnen. Unsicherheiten gibt es im Lebensmittelbereich, insbesondere bei Bäckereien aufgrund der Energieproblematik. Dennoch gibt es noch gute Beschäftigungsmöglichkeiten im Einzel- und im Großhandel. Vereinzelt kommt es zu Arbeitszeitausfällen bei den Betrieben aufgrund von Corona-Erkrankungen.

Im Metallgewerbe bleibt die Situation für eine Beschäftigung sehr günstig. Das gilt für Hilfs- und Fachkräfte gleichermaßen. In der Elektronikindustrie ist es ebenso. Der Bedarf der Unternehmen an Kräften kann nicht gedeckt werden. Demzufolge berichten die Personaldienstleister von einer guten Auftragslage, vor allem in den Bereichen Metall und Elektro.

Bei den Elektroinstallationsfirmen sowie Unternehmen aus dem Bereich Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik wird nach Personal gesucht. Zuverlässige Helfer haben ebenfalls gute Chancen und können perspektivisch zu Fachkräften qualifiziert werden. Dies lohnt sich für Arbeitnehmer und Beschäftigte gleichermaßen.

Die Betriebe des Gesundheitswesens können die Bedarfe ebenfalls nicht decken. Vereinzelte Freistellungen konnten direkt wieder in Arbeit vermittelt werden.

„Nahezu alle Branchen würden gerne Mitarbeiter einstellen. Eine Einstellung begründet sich immer wieder auch durch Stellenwechsler. Eine hohe Bedeutung hat daher die eigene Ausbildung im Unternehmen. Das können die Fachkräfte von morgen und übermorgen werden. Wir appellieren an die Unternehmen im Bezirk, alle Ausbildungsmöglichkeiten zu melden, damit für unsere Bewerber das Ausbildungsangebot erkennbar ist. Auch für die Arbeitsagentur ist es wichtig, die Bedarfe der Unternehmen zu kennen“, betont Kürzinger.

220 arbeitslose Ukrainer

Im Mai 2022 befanden sich der neuesten Hochrechnung der BA-Statistik zufolge im Landkreis Cham rund 260 Beschäftigte in zirka 20 Betrieben in Kurzarbeit. Die Kurzarbeiterquote belief sich auf 0,4 Prozent, im April 2022 lag sie noch bei 0,5 Prozent.

Mitte Oktober waren im Landkreis Cham rund 220 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet. Damit stellten sie 12,7 Prozent aller Arbeitslosen im Kreis.

In die Region sind allerdings noch mehr Menschen aus der Ukraine gekommen, die teils nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und daher nicht in der Zahl der Arbeitslosen erfasst sind, so z. B. viele Frauen mit Betreuungspflichten für Kinder.

„Im Bezirk der Agentur für Arbeit Bad Kötzting ging Arbeitslosigkeit von September auf Oktober leicht zurück. Personal aus Betriebsschließungen wurde freigestellt, aber konnte wieder in Arbeit integriert werden“, berichtet Wolfgang Kürzinger, Geschäftsstellenleiter der Agentur für Arbeit Bad Kötzting.

Die Arbeitslosigkeit nahm binnen Monatsfrist um knapp 20 Personen bzw. 4,6 Prozent ab. Mitte des Berichtsmonats waren zirka 380 Personen arbeitslos gemeldet, 50 Arbeitnehmer bzw. 15,4 Prozent mehr als im Oktober 2021. Die Arbeitslosenquote ging binnen Monatsfrist um 0,1 Prozentpunkte auf nunmehr 2,3 Prozent zurück. Im Oktober 2021 lag die Quote bei zwei Prozent.

Die ersten Saisonbetriebe haben jahreszeitlich bedingt ihren Mitarbeitern die Kündigung ausgesprochen. In vielen Fällen wird dann je nach Witterung die Beschäftigung entsprechend verlängert. Aufträge gibt es noch genügend. Die Beschäftigten haben fast ausnahmslos eine Wiedereinstellungszusage für 2023. Viele Saisonbetriebe in der Region nutzen auch das Instrument des Saisonkurzarbeitergeldes, das für die Baubetriebe eine hohe Flexibilität mit sich bringt.