Bayerischer Wald
Arbergipfel ist wertvoller Lebensraum

Der Biologe Wolfgang Diewald untersucht im Auftrag der Regierung von Niederbayern die Pflanzenwelt am Bayerwaldkönig.

22.04.2022 | Stand 15.09.2023, 5:48 Uhr
Maria Frisch
Als einziger Gipfel im Bayerischen Wald erreicht der Große Arber die Waldgrenze. −Foto: Manuela Jumah

Der Große und der Kleine Arber gehören wie zwei Brüder zusammen. Von einem Gipfel sieht man zum anderen, und doch sind sie seit der Gebietsreform 1972 durch eine politische Grenze geteilt. Diese verläuft über beide Gipfel. Der Große Arber gehört zu Niederbayern und ist mit 1456 Metern die höchste Erhebung dieses Regierungsbezirkes. Er nimmt eine botanische Sonderstellung ein.

Unter den Pflanzen finden sich Spezialisten, die den Klima- und Bodenbedingungen angepasst sind. Der Diplom-Biologe Wolfgang Diewald untersucht im Auftrag der Regierung von Niederbayern die Pflanzenwelt am Arber. Etwa 20 der dort heimischen Arten sind stark gefährdet.

Arbermandl werden seltener

Aufgabe des Biologen ist es, den Bestand der gefährdeten Arten zu dokumentieren und falls möglich durch spezielle Maßnahmen zu halten oder zu erhöhen. Diewald hilft beispielsweise dem Weißzüngel, in dem er neben jeder dieser Orchideen im Frühsommer ein Stöckchen einsetzt und es mit Schafwolle umwickelt. Die Tiere werden von dem strengen Eigengeruch der Wolle abgeschreckt. Zusätzlich bestreicht der Biologe die Stöckchen mit einem übelriechenden Gemisch, das garantiert jeden Pflanzenfresser vertreibt.

„Es ist ein Arbeitsplatz, von dem andere träumen“, freut sich der Naturfreund über seinen Auftrag. Schnee gibt es auf dem Großen Arber nach wie vor, obwohl es auch dort wärmer wird. Die Eis- und Frosttage werden weniger – und damit auch die sagenhaften „Arbermandl“ (eisverkrustete Bäume und Felsen). Seit 1998 müssen die Touristen auf den Wegen bleiben.

Auf die freigeschlagenen Flächen im Wald wurden seit jeher die Rinder getrieben, weil die Weideflächen im Tal beschränkt waren. Ludwig Fritz aus Bodenmais ist einer der letzten drei Bauern im Nebenerwerb, der seine Ochsen und Kalbinnen den Sommer über auf die wenigen noch verbliebenen Schachten am Arber treibt. Ludwig Fritz ist bestrebt, die Tradition fortleben zu lassen.

Doku-Serie:Bayerischer Wald:
Das BR-Fernsehen berichtet über die höchsten Berge der sieben bayerischen Regierungsbezirke.In Niederbayern und der Oberpfalz sind es zwei Nachbarn, nämlich der Große und der Kleine Arber.Besonderheit:Der Große Arbergipfel nimmt wegen der subalpinen Verhältnisse botanisch eine Sonderstellung ein.

Vor rund 500 Jahren erhielten die Bauern von den bayerischen Herzögen Weiderechte. Damit durften sie eine bestimmte Anzahl von Tieren auf die Schachten treiben. Hirten kümmerten sich rund um die Uhr um die Herden.

Unterschiede zwischen Kleinen und Großen Arber

Der Gipfel des Kleinen Arbers liegt nur 1,8 Kilometer Luftlinie vom Großen Arber entfernt – im Regierungsbezirk Oberpfalz. Mit 1384 Metern ist er nur 70 Meter niedriger als sein großer Bruder. Trotzdem ist er der unbekanntere und ruhigere. Seine Landschaft ist geprägt von einem gewaltigen Naturereignis. Im Januar 2007 fegte der Orkan Kyrill mit Böen von über 160 Stundenkilometern über den Berg und hinterließ ein Bild der Zerstörung. Die umgelegten Fichten waren ein gefundenes Fressen für den Borkenkäfer. Stehendes und liegendes Totholz beherrscht noch heute die Berghänge.

Anette Lafaire arbeitet als Gebietsbetreuerin für den Naturpark Oberer Bayerischer Wald und ist für den Kleinen Arber zuständig. Dieser ist Teil der Auerhahn-Schutzzone, die 1993 ausgewiesen wurde. Am Kleinen Arber zeigt sich, dass ein Orkan zwar großen wirtschaftlichen Schaden anrichtet, aber zugleich ein Glücksfall für die Natur sein kann.