Schwarzwihrbergverein im Fürstenkasten
Auf einer Zeitreise durch die 1000-jährige Geschichte von Rötz

08.11.2022 | Stand 15.09.2023, 3:01 Uhr

Hintschik von Pflug ist erzürnt über die Hussiten.

1000 Jahre Geschichte der Stadt Rötz und der Schwarzenburg wurden am Sonntag den Senioren im Fürstenkasten nähergebracht.Eingeladen hatte der Seniorenkreis „Miteinander – Füreinander“.

Agnes Niebler begrüßte besonders die Spielerschar des Schwarzwihrbergvereins. Gekommen waren auch 2. Bürgermeister Hans Stibich, Pfarrgemeinderatssprecherin Karin Dirnberger und der „tapfere und lebenslustige“ Pfarrer Alexander Dyadychenko.

Nicht lange überlegt

Hans Jürgen Porsch meinte: „Wir haben nicht lange überlegen müssen, und für ein Allerheiligenspitzel tun wir alles.“ Dann wurde gemeinsam mit einem „Zeitgeist“ angestoßen. Diesen hatte Marianne Niebauer schon vorab an alle ausgeteilt. Jetzt ging es auch schon los, und der Chronist des Guttensteiner-Schauspiels, Hans Maier, führte gekonnt und mit launigen Sprüchen durch das Programm: „Wir nehmen euch mit auf einer Zeitreise durch 1000 Jahre Geschichte der Stadt Rötz und der Schwarzenburg.“

Die erste Station führte in das Jahr 1090. Auf der Burg wohnte Richgardis von Sponheim mit ihren Söhnen. Einer davon, Friedrich, wurde später Erzbischof von Köln. 1381 war Magarete von Schwarzenburg die Herrin auf dem Berg. Sie meinte es gut mit den Rötzern und übergab ihnen die Fischrechte am Irlweiher. „Die guade Gredl“ wurde sie genannt. Zum Dank machten die Rötzer sie zur Stadtpatronin.

Zu den Stationen wurden über Beamer die markanten Stellen auf der Burg eingeblendet. Hintschik von Pflug hatte seinen Auftritt 1433. Er betete in der Kapelle, dass Gott gegen die Hussiten helfe. „20 Johr habn mir scho des Gfret mit dene Hussen!“ Es müsse ein Ende haben mit diesen radikalen Fanatikern. Und so kam es auch bei der Schlacht von Hiltersried.

Dickere Mauern bauen?

1485 war Sebastian Pflug, Sohn von Hintschik, der Herr auf der Burg. Sein Pfleger war Heinrich Henkelmann, der dickere Mauern bauen wollte, was seiner Frau Gred gar nicht passte. „Du könntest auch mal etwas Gescheites machen,“ forderte sie ihren Mann auf. Und so schuf er eine „Hosianna-Glocke“ für den Rötzer Kirchturm, die noch heute im Turm hängt.

Der berühmt-berüchtigte Guttensteiner herrschte 1507 auf der Burg. Er war der letzte Ritter und wurde auch „der wilde Heinz“ genannt. Er nahm den Patrizier Martin Löffelmann gefangen, um Lösegeld zu erpressen. Löffelholz (Wolfgang Schmidt) auf Fränkisch: „Er mag uns ned und mit eam ned!“ Mit dem Guttensteiner ging die Ritterzeit zu Ende.

In der Zeit des 30-jährigen Kriegs schaute es schlecht um die Rötzer und die Burg aus. 1634 war nur noch ein Augustiner-Eremit auf der Burg und erzählte von Hunger, Krieg und Pest. 800 Seelen hat der „Schwarze Tod“ geholt, doch die Rötzer sind nicht ausgestorben. „D’Retzer habn lange bracht, bis s’wieda auf d’Faiß kemma san“, so der Zeitreiseleiter.

Die Rötzer mussten weiterhin viel mitmachen. 1840 brannte die Stadt bis auf wenige Gebäude komplett nieder. Der König schickte daraufhin sogar eine Baukommission nach Rötz. Die Frauen halfen in der Zwischenzeit beim Wiederaufbau mit und holten Steine von der Schwarzenburg.

Die letzte Station führte in die Neuzeit, ins Jahr 1975. Bereits 1890 war der Schwarzwihrbergverein gegründet worden, der sich den Erhalt der Burg auf die Fahne geschrieben hatte. Auf dem Berg war Heribert Blab, besser bekannt als „Girtler“, der Bergwirt und hatte seine liebe Mühe mit dem Bier. Ewig weit vom Turm musste er die Getränke tragen. Raimund Platzer hatte damals die Idee, einen Keller neben der Hütte auszugraben, und so geschah es auch.

Mit dem Spruch „Nix ist so beständig wie die Veränderung“ beendete Hans Maier die interessante Zeitreise. Die Zuschauer bedankten sich mit lang anhaltendem Applaus für die Vorführungen. Die Schauspieler zeigten hervorragende Leistungen. Steffi Porsch, die Regisseurin der Zeitreise, bedankte sich für die Einladung und freute sich, dass das komplette Team sofort zugesagt habe, den Sonntagnachmittag den Senioren zu widmen.

Agnes Niebler bedankte sich beim Schauspiel-Ensemble mit einem „Weiber- und Männerschnaps zur Desinfektion“.

Ein toller Nachmittag für die Senioren ging viel zu schnell vorbei.

− whg