Szene
Bahnhof Koetzting kämpft mit Bürokratie

Der Neustart der ostbayernweit beliebten Kleinkunstbühne steht vor großen Hürden. Die Probleme sind teils 130 Jahre alt.

10.08.2018 | Stand 16.09.2023, 5:56 Uhr

Olli Zilk auf der Bühne des Bahnhofes Koetzting, mit dem er bayernweit für Aufsehen sorgte. Doch seit einem Jahr steht der Betrieb still. Foto: S. Weber

Es ist nur knapp ein Jahr her, da war der Bahnhof Koetzting in aller Munde. In zahlreichen Medien gefeiert, hatte Olli Zilk das alte Gebäude quasi über Nacht in eine der angesagtesten Kleinkunstbühnen weit und breit verwandelt. Noch einmal kochten die Emotionen hoch, als es darum ging, wer das Gebäude von der Stadt kaufen darf. Unter mehreren Bewerbern setzte sich Zilk mit seinem Konzept durch und kündigte an, bald wieder eröffnen zu wollen, nachdem der Probebetrieb beendet war. Doch gut ein Jahr später ist es ruhig geworden um den Bahnhof, zumindest in der Öffentlichkeit.

Olli Zilk ist Besitzer des Bahnhofs-Gebäudes,die notwendigen Baumaßnahmen, die von der Bahn gefordert worden waren, sind längst erledigt. Dort, wo weit über 100 Bands innerhalb eines Jahres ihre Auftritte hatten, sitzt Zilk heute und muss eine Aussage treffen, die der großen Fangemeinde des Bahnhofs nicht gefallen wird: „Ein Jahr wird es mindestens noch dauern, bis hier wieder die Musik spielt.“

Rechtlich ist der Bahnhof ein Schwarzbau

Sehen Sie hier das Video-Interview mit Olli Zilk, als er den Bahnhof im Juli 2017 kaufte

Neue Statik für den Bahnhof ist zu erstellen

„Die schnelle Lösung, die gibt es leider nicht.“Olli Zilk über seine Pläne für die Bahnhofs-Wiedereröffnung

Daran, dass er den Bahnhof wieder eröffnen will, lässt er keinen Zweifel. Auch wenn er mittlerweile erfolgreichim Alten Spital in Viechtach ein ähnliches Konzept installiert habe, schätze er den Charme des Bahnhofs sehr hoch. Es gebe auch Konzerte, die hier besser aufgehoben wären als im Spital, weil der Bahnhof „privater“ sei. Auf lange Sicht wolle er beide Stätten parallel betreiben, sagt er. Dass das Konzept ankomme, habe sich immer wieder gezeigt. In Freyung sei ihm ein ehemaliger Eiskeller angeboten worden, in Waldmünchen der frühere Bahnhof – „Aber ich hab’ ja schon einen Bahnhof“, sagt Olli Zilk und schmunzelt. Um in absehbarer Zeit doch noch eine Gaststätten-Genehmigung zu bekommen, stehen jetzt erst einmal ganz andere Aufgaben an. Ein Architekt ist momentan mit Statik für das Gebäude beschäftigt – notwendig, weil der Bestandschutz eben fehle. Auch ein Brandschutz-Konzept wird erstellt.

Was baulich alles zu erledigen ist, weiß er. Da ein Durchbruch, Toiletten für die Gäste im ersten Stock, Schallschutz-Fenster. Doch das werde alles Zeit brauchen. Selbst wenn nun alles nach Plan laufen sollte, fehle es ihm immer noch an Handwerkern. Der aktuelle Bauboom durch Niedrigzinsen werde so ebenfalls zu einem Problem. Nach einem Jahr ist klar: „Die schnelle Lösung, die gibt es leider nicht.“

Mehr Nachrichten rund um den Landkreis Cham lesen Sie hier.

Die wichtigsten Informationen des Tages direkt auf das Mobilgerät:Mit MZ und WhatsApp bleiben Sie stets auf dem Laufenden.