Kommune
Bald schon Wärme aus Hackschnitzeln?

Marco Reil stellte dem Neukirchener Marktgemeinderat das Ergebnis seiner Projektarbeit vor – und weckte Interesse.

15.06.2021 | Stand 16.09.2023, 2:18 Uhr
Helga Brandl
Marco Reil (li.) und Hubert Sperl (re.) überreichten den Ergebnisbericht der Projektarbeit „Wärmeversorgung mit Hackschnitzelheizwerk“ an Bürgermeister Markus Müller. −Foto: Helga Brandl/Helga Brandl

Enorme Baufreudigkeit in der Gemeinde stellte der Marktgemeinderat in seiner Sitzung in der Mittelschulaula fest.

Grünes Licht gab es für den Neubau eines Einfamilienhauses mit Doppelgarage in Kolmstein, einen Liegeboxenlaufstall mit Kraftfuttersilos und Güllegrube in Lamberg, den Anbau eines Heizraums mit überdachtem Hackschnitzellager im Entenweg, für den Anbau und die Dachgeschoss-Aufstockung eines Wohnhauses in Lamberg, für eine Geländeaufschüttung in der Lamerstraße, die Aufstockung eines Wohnhauses in Rittsteig, die Nutzungsänderung von Fremdenzimmern in eine Wohnung mit Gaube und Balkon in Kolmstein, für einen Milchviehstall mit Güllebehälter in Vorderbuchberg, Vogelvolieren in Kolmstein, für die Außenrenovierung eines denkmalgeschützten Hauses in Walching, den Neubau eines Betriebsleitergebäudes mit Doppelgarage in Atzlern und für den Ersatzbau für eine bestehende Stallung in Vordermais.

Bürgermeister Markus Müller verwies eindringlich auf die Beachtung der Ladungs- und Abgabefrist für Bauanträge, die bis spätestens eine Woche vor der Marktratssitzung einzureichen sind. „Wir bemühen uns zwar um eine zügige und bürgerfreundliche Abwicklung, jedoch stößt der Bauausschuss bei komplexen und auf den letzten Drücker eingereichten Anträgen an seine Grenzen.“

Formsache war der Beschluss zur Auftragserteilung an den Eigenbetrieb „Digitale Infrastruktur Landkreis Cham“, dessen Aufgabe es ist, die Breitbandversorgung sicherzustellen.

Aus der Projektarbeit

Der Bürgermeister begrüßte Marco Reil und Hubert Sperl von der Technikerschule für regenerative Energien in Waldmünchen und die Vertreter der Waldbauernvereinigung, die Interesse zum Thema „Wärmeversorgung mit Hackschnitzeln“ bekundeten. In einer Projektarbeit erstellte Marco Reil in Zusammenarbeit mit Klassenlehrer Hubert Sperl eine Bestands- und Potenzialanalyse für ein Hackschnitzelheizwerk mit Nahwärmeversorgung. Von Oktober 2020 bis April 2021 wurde anhand von Fragebögen der Bedarf ermittelt. Berechnet wurden das dafür nötige Netz und die Wärmeerzeugung für den Kernort Neukirchens. Nun wurde das Ergebnis vorgestellt und über eine mögliche Umsetzung beraten.

Hierbei standen Fragen im Raum, wer als Investor auftreten könnte bzw. welche Betriebsform sinnvoll wäre. Reil gliederte sein Referat in Kriterien wie Bestandsaufnahme der Energieversorgung, Auslegen des Heizwerks und der Nahwärmeleitungen, energetische Machbarkeit, Gesellschaftsformen, Kosten, Förderungen und ökologisches Potenzial. Als Stellplatz wurde der alte Bauhof gewählt.

Der Auswertung wurden die Daten von 168 Fragebögen zugrundegelegt. Das Ergebnis der Projektarbeit ist die energetische Machbarkeit mit Aufstellung der Wärmeerzeuger, einem Hackschnitzelkessel, der 88 Prozent der Wärme liefert und das ganze Jahr durchläuft. Für die Spitzenlast wurde Erdgas eingefügt.

Reils Resultat: „Ein Hackschnitzelheizwerk mit Fernwärmeversorgung ist in Neukirchen definitiv möglich.“ Der Blick auf die Gesellschaftsformen zeigte zwei Varianten: . Bei größeren Netzen ab 15 Wärmeabnehmern empfiehlt sich eine GmbH & Co. KG bzw. GmbH; der Vorteil einer Genossenschaft ist die große Anzahl von Mitgliedern, für die eine Rückvergütungsmöglichkeit besteht. Die Gesamtkosten von 2,3 Millionen Euro beinhalten Anlagentechnik, Gebäude, Wärmenetz und Planung. In Expertenkreisen geht man nach Abzug einer 35-prozentigen Förderung von 1,5 Millionen Euro verbleibende Kosten aus – bei einem Jahresüberschuss von 56000 Euro.

Die Finanzierung

Zwei Säulen bilden die Finanzierung: Der Eigenanteil aus Geschäftsanteilen der Genossen, Mitglieder, kommunale Beteiligung, Anschlusskostenbeteiligung, Fremdanteil aus Bankkredit und Förderung nach BEW. Eine Grafik veranschaulichte den Vergleich vom Wärmenetz zur dezentralen Versorgung mit Heizöl mit klimaschädlichen Gasen. In 35 Jahren könnte Neukirchen 30 Millionen Kilo klimaschädliche Gase einsparen, so Reil.

Der Referent beantwortete Fragen der Markträte zur Nahwärmeversorgung, die genügend Potenzial im Rohstoff Holz sehen. Wünschenswert wäre eine Zusammenarbeit mit der Waldbauernvereinigung.

Blühstreifen mit Saatgut aus der Region ließen mehrere Flächen in der Kommune bunter werden, zeigte sich Marktrat Roland Altmann überzeugt. Er schlug vor, eine gewisse Systematik dahinter zu bringen, um bisherige Rasenflächen in Blühwiesen zu verwandeln. Diesbezüglich teilte Bürgermeister Markus Müller mit, dass zur Sensibilisierung der Bauhof-Mitarbeiter bereits eine Schulung von der Garten-Fachberatung des Landratsamtes Cham durchgeführt wird. Die Eröffnung des Naturlehrpfades ist am 9. Juli anberaumt. (kbr)