Natur
Baumhasel könnte der Zukunftsbaum sein

Die Edelbaumart hat enormes Potenzial im Bayerwald, gerade in Zeiten des Klimawandels. Denn sie steckt Trockenheit gut weg.

04.02.2020 | Stand 16.09.2023, 5:06 Uhr

Eine wohl geformte Baumhasel. So könnte sie auch in unseren Wäldern eines Tages dastehen. Foto: Amt für Waldgenetik

Menno, die Baumhasel ist ja gar nicht der Haselnussbaum. Wahrscheinlich wieder so eine Annahme, die nur ein Laie treffen kann. Also bitte Aufklärung, Herr Dr. Bauer! In ihrer Heimat, die sich vom Balkan über die Türkei bis nach Afghanistan erstreckt (und in der die Baumhasel nahezu ausgerottet und längst vergessen ist), wächst die Baumart auf trockenen kalthaltigen Böden. Sie erträgt aber mit Ausnahme stark vernässter und wechselfeuchter Standorte nahezu alles und kann sowohl längere Überflutung bis zu einigen Wochen als auch Dürreperioden gut überstehen.

Diese Eigenschaften haben sie in den vergangenen Jahren verstärkt in den forstlichen Fokus rücken lassen. Als Straßenbaum hat sich die Baumhasel in Deutschland bereits vielerorts etabliert. Das mag an seinen optischen Argumenten liegen, der goldgelben Herbstfärbung oder der hübsch anzusehenden pyramidenförmigen Baumkrone. Im Alter gewinnt die Rinde Charakter: Sie wird rau und rissig und sieht der Eichenrinde ähnlich.

Diese Vorteile hat die Baumhasel

Nach seiner Meinung überwiegen aber die Vorteile: Die Baumhasel bildet eine tiefgehende Pfahlwurzel aus, mit der sie skelettreiche Böden gut durchwurzeln kann und dadurch sturmfest ist. Noch eindrucksvoller in Zeiten des Klimawandels findet der Forstdirektor die Erkenntnis, dass die Baumhasel neben Eiche und Elsbeere den Jahrhundertsommer 2003 auf Extremstandorten am besten überstanden.

Die Baumhasel erreicht in der Türkei Höhen von 30 bis 35 Meter und somit Dimensionen, die denen unserer heimischen Eiche vergleichbar sind. Durchmesser von bis zu 100 Zentimetern sind keine Seltenheit. Das Blatt der Baumhasel ist ei- bis herzförmig und oft doppelt gesägt. Die Blätter werden bis zu zwölf Zentimeter lang, der Blattrand ist gesägt. Erwähnenswert ist ihr sehr früher Blattaustrieb, wodurch Spätfrostgefährdung kaum ein Thema ist.

Baumhasel ist eine Delikatesse

Wie andere Edelbaumarten auch ist die Baumhasel eine Delikatesse für Rehe und Mäuse. Schädlinge sind hingegen laut dem Fachmann kein Thema. Die Baumhasel ist eine Lichtbaumart, die in der Jugend etwas Schatten erträgt. Deshalb kann sie gut unter einem lichten Altholzschirm angebaut werden. Gegenüber der Buche ist sie allerdings deutlich konkurrenzschwächer, von daher wird sie im natürlichen Verbreitungsgebiet auf Extremstandorte zurückgedrängt. Die Blätter liefern eine leicht zersetzbare Streu, die bodenverbessernd wirken. Ein laut Dr. Bauer nicht zu unterschätzender Mehrwert.

Zur PersonVerbundenheit:Beratung/Kontakt
: Dr. Arthur Bauer (59) stammt aus Regenpeilstein. Er studierte Forstwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München und ist seit Februar 2017 Leiter des Bereichs Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Cham.„Schon immer“ war Arthur Bauer gerne in der Natur, vor allem aber im Wald.: AELF Cham, Bereich Forsten. Ölbergstraße 3, Waldmünchen. Telefon (09972) 94 30 20

Unter dem Namen türkisch Nuss liefert die Baumhasel sehr wertvolles Holz für den Möbelbau. Türkisch Nuss auch deshalb (Herkunft!) , weil es am österreichischen Hof (in Wien) neben der Eibe zum beliebtesten und teuersten Möbelholz avancierte. Weil es kaum fault, kann es auch im Freien verwendet werden. Gehandelt wird es in Europa allerdings so gut wie gar nicht (mehr). Die Fruchtstände umfassen fünf bis acht Nüsse in stark zerfranster Fruchthülle (ein optisches Highlight). Sie sind essbar, aber kleiner als bei „meiner“ Haselnuss, erklärt der Fachmann. Bauer weiß, dass sie sehr wohlschmeckend sind. Das versöhnt mich dann, mit dem Haselnussbaum - und der Baumhasel.