Kataster
Baumpflege im Erholungswald

Die Stadt hatte die Bevölkerung zur Waldbegehung auf dem Kalvarienberg eingeladen. Experten gaben ihr Urteil ab.

03.04.2022 | Stand 15.09.2023, 6:02 Uhr
Ferdinand Schönberger
Bürgermeister Stoiber (2. v. re.) mit Stadträten sowie Stadtgärtner Sebastian Karl (3. v. li.), Baumpfleger Christian Hartl (4. v. li.) und dem Förster Renso Eck (3. v. re.) bei der Begehung im Stadtwald −Foto: Ferdinand Schönberger

„Ein Baum ist mehr als ein Baum“, so eine Weisheit des Umweltexperten Frederic Vester. Ein Wald hat neben großer ökologischer Bedeutung auch vielfältige psychologische und soziologische Wirkungen auf die Menschen. Die Stadt Cham sorgt sich als Waldbesitzer um den Erhalt und die Pflege des Baumbestandes.

So hat sie im März im Stadtpark mit der Erstellung eines Baumkatasters begonnen. Zu anstehenden Sanierungs- und Verkehrssicherungsmaßnahmen des Waldes am Kalvarienberg bis zur Luitpoldhöhe lud sie die Bevölkerung am frühen Freitagabend zu einer Begehung ein.

Viele Anlieger dabei

Neben sechs Stadträten begrüßte Bürgermeister Martin Stoiber dazu bei frostigem Wetter die weit über 20 Interessierten, darunter viele Anlieger. Bei diesem Termin vor Ort – an einer stattlichen Buche am Kneippbecken – sollten ihnen und der Bevölkerung Informationen gegeben, die erfolgten Markierungen an Bäumen erklärt, das Gespräch gesucht und dadurch eine Vertrauensbasis geschaffen werden. Mit dem zuständigen Förster Renso Eck, Baumpfleger Christian Hartl und Stadtgärtner Sebastian Karl standen dem Bürgermeister dabei drei Fachleute zur Seite. Man wolle, so Stoiber, nicht einfach Bäume abschneiden, sondern mit Experten abwägen. Es gehe nicht darum, dass man etwas macht, sondern wie. Dabei würde man sich bei einem Areal von 15 Hektar schwerpunktmäßig auf Flächen im Bereich der Wege mit den Sitzbänken sowie der Kalvarienbergkirche und anderen Gebäuden beschränken. Danach sei der Bereich am Ehrenhain mit seinen fast 90-jährigen Eichen an der Reihe. Förster Eck hatte vor 14 Tagen den Bestand besichtigt und eine vorläufige Entscheidung über weitere Maßnahmen getroffen: „Ich kann nicht in den Baum schauen, aber feststellen, ob er eine Gefahr bedeutet.“ Für alle Baumbesitzer bestehe die Verkehrssicherungspflicht: Sorge tragen, dass keine Schadensersatzansprüche gestellt werden können. Bei einigen wenigen Bäumen, versehen mit rotem Punkt, sei eine Fällung unerlässlich. Solche mit rotem Querstrich müssen auf etwa fünf Meter Stammhöhe geköpft werden und bleiben als Baumhabitat stehen. Bei Bäumen mit rotem Schrägstrich werden zum Erhalt Teile der Baumkrone eingekürzt und Totholzäste entfernt.

Wald als Erholungsraum

Einen alten, geschädigten Baum opfern oder durch Pflege erhalten? Eck sieht dies rein wirtschaftlich. Laut einiger Bürger diene dieser Wald der Erholung. Seine Bäume sollten so lange wie möglich erhalten werden. Hierzu entgegnet der Förster, ob es ihnen – und allen – wert sei, viel Geld für absehbar dem Tod geweihte Bäume auszugeben und ob das eine Mehrheit wünsche. Stadtrat Florian Gruber sprach als Vertreter für die SPD/ÖDP-Fraktion davon, Schnittmengen zu bilden: „Eine Vielzahl geschädigter Bäume kann noch Jahrzehnte die Umgebung bereichern und notwendige Pflegemaßnahmen sollen weitere Schäden verhindern.“

Mit Stadtgärtner Sebastian Karl wird Baumpfleger Christian Hartl, mit dem die Stadt einen Rahmenvertrag abgeschlossen hat, bei einer Begehung eine weitere Begutachtung der markierten Bäume vornehmen. Danach wird gehandelt. „Bei manchen Bäumen werde ich mit dem Förster gleicher Meinung sein, bei anderen nicht. Wenn lange nichts zur Pflege getan wurde, sind Investitionen dazu notwendig, aber auch Fällungen. Dann hat man eine Zeitlang wieder Ruhe“, meinte Karl.