Sport Bei Chamer Fans sind Patriots chancenlos
Was LaBrassBanda und die Chamer Raiders gemeinsam haben? Beim Super-Bowl 2018 gehört ihr Herz den Underdogs aus Philadelphia.

Cham.Es sollte ein flotter Bierzeltmarsch werden, der die ganze USA aus dem Hocker reist. Sieben schuhlose Kerle in Lederhosen, die mit Tuba, Posaunen dem Super-Bowl zur Halbzeitshow eine bayerische Fanfare blasen. So ungefähr hatte sich das Stefan Dettl vorgestellt, als seine Truppe LaBrassBanda auf ihrer Welttournee 2017 einen Stopp im Footballstadion in Houston eingelegt hatte.
Bis heute rätselt die Fangemeinde, ob es die Band dort auf die Bühne geschafft hat – dem Chef zufolge gibt es da eine „offizielle“ und eine „inoffizielle Variante“. „Wenn LaBrassBanda wieder eine Einreisegenehmigung will, dann waren wir offiziell nicht im Stadion“, sagt Stefan Dettl. „Nach dem dritten Quarter standen wir in einer netten Bar außerhalb das Stadions, die Leute waren gut drauf, wir haben Musik gemacht.“
Verliebt in US-Kult-Laden

Am Sonntag muss sich LaBrassBanda jedenfalls keine Sorgen um die Tribünenplätze machen. Zur Super-Bowl-Party im L.A. werden sie von über 500 Fans empfangen, die mit Dettls Truppe durch die Nacht des großen Kick-offs in Minneapolis feiern wollen. Ab 00:30 Uhr gibt es das NFL-Finalspiel auf der Großleinwand zu sehen, wo dieses Jahr die New England Patriots das Leder gegen die Philadelphia Eagles kicken. Stilecht tischt Chams US-Kult-Bar dazu Hotdogs, Chicken-Wings und Burger auf – die Leidenschaft der Inhaber für die Stars und Stripes hatte Dettl letztlich auch zum Auftritt inspiriert: „Wir sind alle große Footballfans und bei unserem Auftritt in Chammünster haben wir uns in den US-Laden verliebt“, sagt Dettl im Gespräch mit unserem Medienhaus.
Seine Begeisterung für American Football wuchs mit den ersten NFL-Spielen, die er mit Kollegen vorm Fernseher verfolgte: „Anfangs habe ich die Regeln zwar überhaupt nicht kapiert, aber je mehr man sich damit befasst, umso spannender ist der Sport“, sagt Dettl. Die Wahl seines Lieblingsteams überlässt er dennoch der Optik – beim ihm würde die Mannschaft mit den „schönsten Trikotfarben“ punkten. Mit den rot-goldenen Vereinsfarben lägen die San Francisco 49ers weit vorne und die Miami Dolphins. „Die schauen mit Türkis und Orange auch wirklich gut aus“, scherzt Dettl.
Bei der Frage, wer den Titelsieg holen wird, steht der Bandchef auf der Seite der Underdogs, den Philadelphia Eagles. Ihre Gegner, die New England Patriots, spielen mit Star-Quarterback Tom Brady um ihren sechsten Super-Bowl-Titel und werden in deutschen Fankreisen oft mit dem FC Bayern verglichen. Mit dieser Einstellung ist der LaBrassBanda-Chef auch im Vereinsheim der Chamer Raiders in bester Gesellschaft: „Die Patriots haben es nicht umsonst so weit geschafft, trotzdem würden wir den Sieg einer anderen Mannschaft gönnen“, sagt Headcoach Günther Offermanns. Der Patriots-Shooting-Star Tom Brady, Mann von Giselle Bündchen, könnte mit seinem sechsten Titelsieg Geschichte schreiben. Als offener Trump-Unterstützer hat der 40-Jährige allerdings die Fangemeinde gespalten.
Gerüchteküche um Patriots
Die Patriots sind den Chamer Footballern aber aus einem anderen Grund unsympathisch: „Die engagieren Lippenleser, um den gegnerischen Trainer auszuspionieren“, wettert Christian, Spieler in der Offensive-Line. Zudem gehe das Gerücht um, Brady habe ein geheimes Handzeichen mit den Schiedsrichtern vereinbart, das ihm einen Zeitaufschub beim Huddle bringe, der Teambesprechung vor dem nächsten Spielzug. „Ob das stimmt, weiß man natürlich nicht“, sagt Christian. Headcoach Günter Offermanns sieht dagegen ein Prinzip gefährdet, das den Sport vom Europäischen Fußball unterscheidet. „Im Fußball entscheidet das Geld, wer die besten Spieler auf dem Platz hat. In der NFL ist das anders.“ Einmal im Jahr finden die sogenannten Drafts statt. Die Liga-Teams dürfen sich dann die besten Nachwuchspieler aus der College-League holen – der Tabellenletzte ist bei der Auswahl aber als erstes an der Reihe. Zur große Super-Bowl-Show werden die Chamer Räuber dennoch gebannt nach Minneapolis schauen. Die meisten Räuber wollen das mit stilechter Verpflegung gemeinsam von der Couch aus tun: „Selbstgemachte McRibs und amerikanischer Krautsalat stehen auf der Karte“, sagt Wide-Receiver Alex. Ob es dann auch auf dem Spielfeld eine fette Überraschung gibt – das müssen die Underdogs zeigen.
Lesen Sie hier das Interview mit LaBrassBanda-Frontmann Stefan Dettl im Wortlaut.
LaBrassBanda verbinden viele mit Lederhosen, Trompeten und Tanzmusik, aber nicht mit American Football. Woher kommt die Leidenschaft für den Sport?
Seit Jahre verfolge ich die Footballspiele der NFL. Inzwischen stelle ich mir nachts den Wecker, damit ich es vor den Fernseher schaffe. Anfangs habe ich die Regeln zwar überhaupt nicht kapiert. Aber je mehr man sich damit befasst, um so spannender ist der Sport. Die Taktik und die Spielzüge sind total komplex. Wer läuft wohin, wer passt den Ball an wen, wer schafft den Touch-Down. Außerdem ist der ganze Showcharakter faszinierend.
Im Finale treten die New England Patriots gegen die Philadelphia Eagles an. Auf wen tippt der LaBrassBanda-Chef?
Die meisten halten am Sonntag zu den New England Patriots. Für die kann mich aber weniger begeistern. Oft werden die verglichen mit dem FC Bayern - da halte ich beim Super-Bowl lieber an die Underdogs von den Philadelphia Eagles. Eigentlich habe ich gehofft, dass es die Minnesota Vikings als erstes Team in der Geschichte zum Heimspiel ins Finale schafft, aber die haben sich einfach zu deppert angestellt.
Welches Team feuern Sie normalerweise an?
Bei meinem Favoriten-Team orientiere ich meistens an den Trikotfarben. Da finde ich die San Francisco 49ers ganz schön mit dem Rot und den Gold. Die Miami Dolphins sehen in Türkis, Weiß und Orange aber auch ganz gut aus.
Letztes Jahr kündigte LaBrassBanda auf der Homepage an, auf der Welttournee 2017 einen spontanen Gig beim Super-Bowl in Houston einzulegen. Was ist daraus geworden?
„Es gibt da die offizielle und die inoffizielle Version. Wenn wir wieder in die USA einreisen möchten, waren wir mit der Band nicht im Stadion. Eigentlich war der Plan, zur Halbzeit-Show mit einem Spontankonzert auf die Bühne zu gehen, allerdings war die schon ausgebucht. Nach dem dritten Quarter sind wir dann in einer wirklich nette Bar vor dem Stadion gelandet, haben da Musik gemacht und das Spiel angeschaut, die Stimmung war wirklich super und die Leute wirklich gut drauf.“
Den Gig zur Super-Bowl-Party im L.A. habt ihr mit ausdrücklichen Wunsch selbst ausgesucht. Was hat Euch an der Badstraße gereizt?
Das L.A. in Cham ist der authentischste US-Club, den ich bisher kennengelernt habe. So eine Atmosphäre findest Du selbst in US-Bars in den Großstädten nicht. Man merkt, dass die Chefs hier wirklich mit Leidenschaft bei der Sache sind und das merkst Du sofort, wenn Du den Laden betrittst.
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