Vortrag der Freien Wähler
Blackout-Vorsorge in Bad Kötzting: Was tun bei langem Energieausfall?

01.11.2022 | Stand 15.09.2023, 3:07 Uhr
Betriebswirt und Lehrstabsoffizier Michael Leupold informierte über die Wahrscheinlichkeit eines Blackouts und wie sich die Bevölkerung darauf am Besten vorbereiten kann. −Foto: Isabell Dachs

Landtagsabgeordneter und Ortsverbandvorsitzender Robert Riedl betonte in seiner Begrüßung vor knapp 80 Besuchern in der Casinolounge der Spielbank am Freitagabend, dass der Ortsverband der Freien Wähler mit der Veranstaltung keinesfalls Unsicherheit und Panik verbreiten möchten, sondern genau das Gegenteil der Fall sei.

Das wurde auch mehrfach durch den Referenten Oberstleutnant Michael Leupold bestätigt. Es sei wichtig, die Bevölkerung nicht unvorbereitet in einen Blackout schlittern zu lassen und sie vorab zu sensibilisieren. Gewürzt mit etwas Witz und Sarkasmus versuchte er die Anwesenden mit dem Thema vertraut zu machen, denn die Frage sei derzeit nicht, ob ein Blackout eintrete, sondern wann?

Ausfall elektrischer Energie

Unter einem Blackout wird ein plötzlicher, überregionaler und länger andauernder Ausfall der Versorgung mit elektrischer Energie verstanden. Im Unterschied zum bekannten Stromausfall sei dabei nach kurzer Zeit keine Hilfe von außerhalb mehr möglich, da es dabei zu einem Infrastruktur- und Versorgungsausfall für mindestens 14 Tage komme. Ursachen dafür können technisches oder menschliches Versagen oder Wetterextreme sein. Gefürchtet seien aber vor allem gezielte Cyber- und Terrorangriffe.

Das hätte einen Ausfall von Licht, Heizung und aller elektrischen Geräte zur Folge, aber auch die Wasser- und Abwasserversorgung funktioniere nach einiger Zeit nicht mehr, so Leupold. In diesem Zuge riet er dazu, sich bei einem Blackout bereits zu Beginn die Badewanne aufzufüllen, solange das noch funktioniere.

Eine Kommunikation via Telefon und Handy, wie wir sie heute kennen, wäre beim Blackout nicht mehr möglich, somit wäre auch keine Hilfe von außen zu erwarten. Da heißt es dann, in der Familie und Nachbarschaft zusammenrücken und sich gegenseitig zu helfen, denn die Gesellschaft zerfalle innerhalb weniger Tage.

Neben der fehlenden Lebensmittelversorgung würden durch den Anlagenausfall in der Landwirtschaft auch massenweise Tierkadaver anfallen, die in dieser Dimension so schnell nicht entsorgt werden können. Laut Statistischem Bundesamt wären das 5,5 Millionen Tonnen Tierkadaver innerhalb einer Woche.

Ebenso werde der Verkehr zusammenbrechen, denn Tanken wird nicht mehr möglich sein. Die Kraftstoffreserven würden dem Krisenstab und den Hilfsorganisationen vorbehalten sein. Leupold empfahl, das Fahrzeug nie unter einem halb vollen Tank abzustellen, um im Bedarfsfall noch bewegungsfähig zu sein.

Ebenso werde das Gesundheitswesen zusammenbrechen. Als Beispiel nannte Leupold hier Dialysepatienten, die keine Möglichkeit mehr hätten, zur lebensnotwendigen Blutreinigung zu kommen. In Summe hätten alle Faktoren eine verschärfte Sicherheitslage zur Folge, es werde zu Plünderungen und Ausschreitungen kommen. Persönliche Bedürfnisse würden dann unwichtig, es gehe ums nackte Überleben, vor allem im Bereich der Lebensmittelversorgung.

Zusammenhalt ist wichtig

Da sei es besonders wichtig, zusammenzuhalten und den Willen zum Durchhalten zu haben, was durch eine gute Krisenvorsorge gesteigert werden kann. In diesem Zuge empfahl der Experte, zu Hause einen Blackout für ein bis drei Tage zu simulieren, um sich bewusst zu machen, an welchen Stellen Handlungsbedarf bestehe. So könne auch die Fähigkeit zur Selbstorganisation, vernetztes Denken und flexibles Handeln gefördert werden, was im Katastrophenfall zwingend notwendig wäre.

Leupold empfahl auf eine Eigenversorgungsreichweite von 15 Tagen, was Medikamente, Nahrung, Wasser und Kochgelegenheiten anbelangt und verwies dabei auf den Ratgeber „Katastrophenalarm“. Unsinniges Hamstern verurteilte Leupold jedoch, wir sollten trotz allem noch mit Maß und Ziel bevorraten.

In diesem Zuge bezog er sich auch auf die Internetpublikationen seines österreichischen Kollegen Herbert Saurugg, denn die Österreicher seien uns im Bereich Krisenbewältigung meilenweit voraus, so der Experte.