Jubiläum Blick in Handwerksgeschichte
Seit 50 Jahren gibt es das Oberpfälzer Handwerksmuseum in Hillstett. Auch in Zukunft soll es für Besucher interessant bleiben.
Rötz.Quo vadis? Wohin gehst du, Oberpfälzer Handwerksmuseum? – Diese Frage hat Bürgermeister Dr. Stefan Spindler in seiner Festrede zum 50. Geburtstag des Museums gestellt. Rückläufige Besucherzahlen, wenig Interesse von Schulen und ein in die Jahre gekommenes Konzept machten es den Verantwortlichen nicht leicht, unbeschwert in die Zukunft zu blicken. Doch Spindler blieb den zahlreichen Ehrengästen die Antwort nicht schuldig: Durch aktive Zusammenarbeit der einzelnen Gruppierungen wird man auch in den nächsten Jahrzehnten den Besuchern die Wurzeln des Handwerks im Handwerksmuseum vermitteln können.
„Viele engagierte Bürger haben das Museum zu dem gemacht, wie wir es heute kennen“, meinte der Rötzer Bürgermeister in seiner Laudatio auf das Handwerksmuseum. Wohlwissend, dass der Weg in die Zukunft schwieriger werde, habe man einen guten Weg gefunden, das Oberpfälzer Handwerksmuseum auch für die Zukunft interessant zu machen. Dazu gehörten die aktive Zusammenarbeit der Stadt Rötz mit dem Freundeskreis und die Überarbeitung des in die Jahre gekommenen Konzeptes.
Eine gute Mischung
Stadt, Freundeskreis, Tourismusbüro, wissenschaftliche Mitarbeiter und das Museumsteam seien eine gute Mischung unterschiedlichster Sparten und somit ein guter Baustein für die Zukunft des Museums. Spindler forderte dazu auf, dass sich jeder in seiner Position aktiv einbringen müsse, damit eine Transformation in die Zukunft gelinge.
Landratsstellvertreterin Dr. Johanna Etti lobte das Engagement und die Hartnäckigkeit der Gründerväter, die im Jahr 1972 den Grundstein für das Museum gelegt hatten. 50 Jahre Oberpfälzer Handwerksmuseum seien ein besonderer Grund, diesen Geburtstag zu feiern. Der damalige Kreisheimatpfleger Dieter Görgner habe sehr überzeugend dargestellt, dass es alte Handwerksberufe verdient hätten, museal dargestellt zu werden. Damit werde wichtiges historisches Kulturgut erhalten. Die Stadt Rötz und der Landkreis Cham hätten von Anfang an gut zusammengearbeitet. Das Handwerksmuseum in Hillstett sei eines der mehr als 30 Museen im Landkreis, „die wichtiges Kulturgut bewahren und die regionale Identität prägen“, so Etti.
Seit einem halben Jahrhundert sei die Museumsanlage, die reizvoll an der Schwarzach liegt, mit Handwerksgegenständen aus der Vergangenheit bestückt. Das Museum weise von manueller Arbeit bis hinein in die Industriealisierung ein breites Spektrum der Handwerkskunst auf. Ettis Dank galt der Stadt Rötz für ihre Mitarbeit, dem Freundeskreis für das Oberpfälzer Handwerksmuseum, hier vor allem Johann Böhm, seines Zeichens Vorsitzender. Etti wünschte dem Museum eine gute Saison mit vielen Besuchern.
Landtagsabgeordneter Robert Riedl stellte fest, dass das Handwerksmuseum versuche, ein lebendiges Bild aus der Vergangenheit zu vermitteln. Gerade in diesen Zeiten zeige sich, wie wichtig es sei, das Handwerk im eigenen Land zu haben. Zugleich werde einem beim Gang durchs Museum die rasante technische Entwicklung vor Augen geführt. Und obwohl es heißt, dass Handwerk goldenen Boden hat, kämpften viele Branchen mit dem Fachkräftemangel. Das Museum sei für ihn deswegen auch ein Ort des Reflektierens.
Neues Team – neuer Wirt
Johann Böhm, Vorsitzender des Freundeskreises, sah es als eine Verpflichtung an, 50 Jahre Oberpfälzer Handwerksmuseum zu feiern. Zwar habe man in diesen 50 Jahren oft gegen Windmühlen angekämpft, doch mittlerweile befinde man sich wieder auf einem guten Weg. Ein neues Team und ein neuer Wirt weisen den Weg in die richtige Richtung, so Böhm. Er dankte allen Helfern, die geholfen hätten, damit die 800 Quadratmeter geputzt und geschniegelt und die Außenanlagen ansprechend hergerichtet seien.
Karin Hirschberger, die neue wissenschaftliche Begleiterin und Mitarbeiterin des Kulturreferates, sprach von 340 000 Besuchern in den vergangenen 50 Jahren, 32 Sonderausstellungen, zwei Gründungsvätern, vier Gebäuden und unzähligen Arbeitsstunden, die die Geschichte, die Entstehung und Entwicklung des Museums in beeindruckender Form hier in Hillstett darstellten.
Mit dem Aufbau des Seebarnhammers sei der Grundstein für die Anlage gelegt worden. Die Museumslok, der Salzfriedlhof, die Brettsäge Saxlmühle, die Dampfsäge und das Handwerkerkreuz vervollständigten die Anlage an der Schwarzach. 1979 wurde ein Museumsgebäude gebaut. Hier sieht man auch Exponate, die man lange nicht mehr im Museum gesehen hat, wie ein Hochrad des Sägewerksbesitzer Jakob Liedl aus Rötz, eine Schnupftabak- und eine Semmelbröselmaschine. Außerdem könne man Handwerkszeug des Schneiders, Schmieds, Schusters oder Baders sehen.
So manche Exponate würden nicht mehr existieren, hätte es nicht Menschen gegeben, denen das Museum besonders am Herzen liegt, so Hirschberger. „Das Oberpfälzer Handwerksmuseum ist ein ideales Ausflugsziel, das uns Einblick gibt in die Geschichte des Handwerks“, so Hirschberger.
Bürgermeister Spindler dankte Böhm und Hirschberger für die Vorbereitungsarbeiten, die für die Jubiläumsausstellung notwendig gewesen seien. Die Stadt arbeite auf Hochdruck, damit die Museumsschänke aufgemacht werden kann. Das Museum ist freitags, samstags, sonn- und feiertags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. (wbx)
Zum Jubiläum
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Rückblick:
50 Jahre gibt es das Oberpfälzer Handwerksmuseum in Hillstett schon. Seine Geburtsstunde war der 23. März 1972 in der Wutzschleife im Hotel Hauer. Dort wurden der Standort des Museums und die Finanzierung geklärt. Kreisheimatpfleger Dieter Görgner und der Bürgermeister der damaligen Gemeinde Hillstett, Alois Zisler, hatten die Stunde genutzt, damit in Hillstett, nahe dem ehemaligen Bahnhof, das Oberpfälzer Handwerksmuseum errichtet werden konnte. (wbx)
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