Unterricht in Roding Blindverkostung als Lernfach fürs Leben
Wie schmeckt eine Karottenscheibe? Wie wächst Salat? Die vierten Klassen in Roding erlebten einen besonderen Unterricht.

Roding.Wo kommt das her, was wir essen? Wie wächst es, wie entsteht es? Fragen, die heute in Zeiten der wachsenden Skepsis gegenüber Lebensmitteln aus industrieller Fertigung, gegenüber denen mit langen Lieferwegen oder jenen, deren Herkunft eher unklar ist, immer wichtiger werden. Das zeigt auch der Trend zu Bio und regionalen Produkten. Und wo sollte begonnen werden, alle Sinne für gesundes Essen zu schärfen? In der Schule.

Dort, auf dem Parkplatz hinter der Grundschule Roding, machte am Mittwoch das Team des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Halt. Nach langer Wartezeit wegen der Corona-Pandemie ist wieder Nachhilfe in Sachen Alltagskompetenz möglich.

Drei Stationen hatten Maria Schmitz, Aloisia Laubmeier und Marina Stuiber aufgebaut, um den vierten Klassen der Grundschule mit viel eigener Handarbeit zu zeigen, dass der Salat eigentlich nicht in Folie verpackt, im Supermarkt wächst.
Leben wächst in Pflanzschalen
Vorarbeiten hatte Marina Stuiber mit den Schülerinnen und Schülern schon geleistet und vor einigen Wochen eine ganze Reihe Salatsamen in die Saaterde gedrückt. Das Ergebnis wartete jetzt in hellem, saftigem Grün Reihe an Reihe in den Pflanzschalen auf die Weiterverarbeitung. Doch vorweg gab es Lockerungsübungen für die Pflanzerde: Über den Parkplatz wurden die Säcke gerollt und geknetet, bis alles zerbröselt war.

Lockere, leichte Erde sind die Grundlage für ein gutes Wachstum, wie Marina Stuiber den Kindern erläuterte. An ihrer Station landeten die Salatpflänzchen in größeren Kisten, die von den Mädels und Jungs der 4c mit Erde gefüllt wurden. Das machte ihnen sichtlich Spaß, ob Puneet, Greta oder Eva. „Sie sind wirklich diszipliniert und ganz bei der Sache“, lobte Marina Stuiber.
Fühlen, riechen, sehen und schmecken
Bei Aloisia Laubmeier warteten derweil fünf Mädels auf die Blindverkostung von Gemüse. Mit Augenbinden versehen und eine Hand ausstreckend gab es für jeden eine Karottenscheibe zum Zerkauen. Versehen mit der Frage: „Was ist das?“ Die Karotte war schwierig, die anschließende Walnuss dagegen schnell erraten.
Am Stand von Aloisia Laubmeier galt es für die Grundschüler, alle Sinne zu schärfen, um für Bilderrätsel, Tastaufgaben, Riechquiz und Geschmackserlebnisse die richtigen Lösungen zu finden. Aufgaben, die auf den ersten Blick leicht klangen: Kohlrabi schmecken, Apfelmus erraten oder sagen, aus welcher Frucht Rosinen bestehen. Doch es falle vielen Kindern schwer, Dinge zu erkennen, die eigentlich selbstverständlich sind.
Manches fällt schwer
In vielen Familien gebe es nur noch Fertiggerichte, suchte Aloisia Laubmeier nach einer Erklärung, warum sich Lennart, Tarnveer, Jamie, Eva, Felix oder Tsvetelina so schwertaten mit getrockneten Chilischoten, Tomatensaft oder Kartoffelpüree. Da gehe Basiswissen schon einmal verloren.
Projekt fürs Alltagsleben
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Essen:
Kinder wieder stärker in Kontakt mit der Herkunft von Lebensmitteln zu bringen, ist das Ziel von „Wissen wie’s wächst und schmeckt“, einem Angebot des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Das Pflanzprojekt findet einmal jährlich und umfasst zwei Termine an der jeweiligen Grundschule.
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Ablauf:
Die Kinder pflanzen Radieschen, Salat und Schnittlauch an. Zuerst kommt das Aussäen und Anpflanzen. Danach geht es um Zuverlässigkeit: Die Kinder kümmern sich um ihre Pflanzen.
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Ernte:
Nach etwa sechs Wochen ist es dann soweit. Das angebautes Gemüse wird geerntet. Anschließend wird im Klassenzimmer gemeinschaftlich das Gemüse gewaschen, kleingeschnitten und schließlich alles zu einem ansprechenden Buffet zusammengeführt.
Wer zu Hause auf gesundes und frisches Essen Wert legt oder gar aus einer Landwirtschaft kam, hatte in ihrem Sinnesparcours einige Vorteile. Das Ratespiel rund ums Gemüse setzte sich auch bei Maria Schmitz fort. Dort durften die Kinder Töpfe mit Erde füllen, um dann Samen von Bohnen, Karotten oder Zucchini zu versenken.
Und ganz am Ende des Projekts „Wissen, wie’s wächst und schmeckt“, wenn das Team mit den Schülern die Ernte einfährt, gibt es dann nochmals für einige unter den Nachwuchsgärtnern die Antwort auf die Frage: Wie schmeckt das eigentlich, was ich da angebaut habe?
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