Einblicke
„Chamer Gurgelprobe“ durchs Labor begleitet

MdL Tobias Gotthardt besuchte Novogenia GmbH. Es ist eines der leistungsstärksten biotechnischen PCR-Labors in Europa.

13.08.2021 | Stand 16.09.2023, 1:22 Uhr
Landtagsabgeordneter Tobias Gotthardt informiert sich mit seinem Salzburger Kollegen Dr. Sebastian Huber vor Ort bei Novogenia-Gründer Dr. Daniel Wallerstorfer über den Weg der Chamer Spuckproben. −Foto: Heiner Stöcker

Es ist ein unscheinbares Firmengebäude im Gewerbegebiet von Eugendorf, wenige Kilometer vor Salzburg direkt an der Westautobahn A1 gelegen. Dahinter verbirgt sich der Hauptsitz eines der erfolgreichsten und leistungsstärksten biotechnischen PCR-Labors Europas: die Novogenia GmbH. Mehr als eine Million Tests pro Tag können hier im Ortsteil Strass dank modernster Pooling-Methoden ausgewertet werden – darunter in den vergangenen Monaten auch die Testproben der WicoVir-Studie an Grundschulen im Landkreis Cham. Landtagsabgeordneter Tobias Gotthardt (MdL, Freie Wähler, Stimmkreis Regensburg Land) hat sich nun bei Novogenia-Gründer und Geschäftsführer Dr. Daniel Wallerstorfer über weitere Entwicklungsmöglichkeiten informiert. Er hat den Weg einer „Chamer Gurgelprobe“ durchs Labor begleitet, heißt es in einer Mitteilung aus dem Abgeordneten-Büro.

Eingefädelt hatte den Besuch Gotthardts österreichischer Parlamentskollege, der zweite Präsident des Salzburger Landtages, Dr. Sebastian Huber. Er selbst kennt Cham von einem Besuch im Sommer letzten Jahres – Huber hatte sich damals über die historische Salzburg-Ansicht im Chamer Rathaus informiert.

Pandemie-Bekämpfung im Fokus

Im Gespräch mit Firmengründer Wallerstorfer informierten sich die beiden Politiker zunächst über die Erfahrungen und Entwicklungen der vergangenen Monate. Sehr früh hatte Novogenia – eigentlich gegründet 2009 als Biotechnologieunternehmen mit Schwerpunkt der präventiven und Lifestyle-Gentests, individualisierter Nahrungsergänzungen und Kosmetik – die eigenen PCR-Kapazitäten in den Dienst der Pandemie-Bekämpfung gestellt.

Weit mehr als sechs Millionen Euro hat das Unternehmen mittlerweile in diesem Bereich investiert. Rund 1,5 Millionen davon fließen in erweiterte Infrastruktur, fast fünf Millionen Euro wurden in zusätzliche Mitarbeiter investiert. In Salzburg wurde eigens eine Messehalle angemietet, um die Logistik bewerkstelligen zu können. „Wie schon zu Beginn der Pandemie treten wir als Unternehmen in Vorleistung und stellen eine funktionierende Infrastruktur auf die Beine, die von Behörden und Unternehmen jederzeit abgerufen werden kann“, sagte Dr. Daniel Wallerstorfer. Genutzt hatte die auch der Landkreis Cham und im vergangenen Schuljahr fast täglich die Schulproben nach Salzburg gefahren.

Exemplarisch hat Firmengründer Wallersdorfer die beiden Politiker dann mit auf den Weg einer symbolischen „Chamer Pooling-Probe“ durch das firmeneigene Labor begleitet – zusammengestellt von den beiden Landespolitikern. „Nur durch die PCR-Technologie sind wir mit dem SARS-CoV-2-Gurgeltest in der Lage, vor kurzem infizierte Personen zu identifizieren und zu isolieren, bevor sie für andere ansteckend werden.“

Dies, so Gotthardt, sei für ihn auch ein Grund gewesen, nach intensiver Auseinandersetzung mit der Regensburger WicoVir-Studie für die landesweite Anwendung des PCR-Poolings zu plädieren: „Dieser Weg ist sicherer und günstiger – es ist der bessere Weg fürs neue Schuljahr in inzidenzunabhängiger Präsenz“, so der stellvertretende Bildungsausschussvorsitzende. Mit dem flächendeckenden Einsatz an allen Grundschulen habe er gemeinsam mit Kultusminister Prof. Michael Piazolo „einen wichtigen Durchbruch erreicht“. Unabhängig davon aber halte er „das Pooling für die bessere Variante an allen Schularten, auch den weiterführenden“. Die Notwendigkeit der weiteren Testung betont auch Molekularbiologe Dr. Wallerstorfer: „Trotz aller Freude über die Impfungen, längerfristige Lösungen wird es beim Testen vor allem für Personengruppen, die aktuell noch nicht geimpft werden können, weiterhin brauchen – auch, um das Infektionsgeschehen, etwa auch im Hinblick auf Mutationen, im Auge zu behalten.“ Teste man regelmäßig an den Schulen und die Hälfte der Bevölkerung – etwa am Arbeitsplatz – habe der Virus rein rechnerisch keine Chance. Eine Gleichung, für die Gotthardt nun auch in Bayern werben möchte.

„Ich sehe im Dreiklang aus Impfen, Testen und der konsequenten 3G-Kontrolle eine gute Möglichkeit, ein Leben mit Corona jenseits neuer pandemischer Eskalation zu ermöglichen. Wir müssen raus aus der Sackgasse der Inzidenzen und Einschränkungen.“ Ziel müsse es sein, „grüne Zonen“ des Infektionsschutzes zu schaffen – „egal, ob in Wirtshaus, Kino, Schule, Uni oder Betrieb“ – und dort den Normalbetrieb sicherzustellen. „Niemand kann dauerhaft mit angezogener Handbremse fahren – weder wirtschaftlich, noch gesellschaftlich.“

Im Trilog mit Tschechen

Gotthardts Dank richtete sich auch an seinen Abgeordnetenkollegen Huber: „Wir haben über die gesamte Pandemie hinweg stets einen intensiven, offenen und zugewandten Austausch gepflegt – auch im Trilog mit tschechischen Kollegen“. Anders als bei anderen sei es „niemals darum gegangen, sich besserwisserisch über den anderen zu stellen – uns war klar, dass es für diese Pandemie keine Blaupause gibt, keinen Königsweg. Wir wollten voneinander lernen – und haben das auch immer wieder getan“. Für Dr. Huber ist klar: „Wir haben uns von Anfang an für den europäischen Weg entschieden. Ein guter Weg.“

Den Gegenbesuch in Neutraubling haben die Politiker bereits ins Auge gefasst. In Zeiten mangelnder Medizinprodukte aus Kunststoff entstehen dort bei der Firma Krones nämlich aus PET-Rohlingen die Teströhrchen fürs PCR-Pooling. Ursprünglich von deutschen Behörden nicht zugelassen – dank Novogenia jetzt mit österreichischem Siegel europaweit einsetzbar. „Auch hier gilt: Gemeinsam kommt man weiter“, sagt Gotthardt und nimmt mit Dr. Huber das fertige Pooling-Ergebnis entgegen: Negativ.