Bildung
Das Fraunhofer ist „Schule mit Courage“

Das Joseph-von-Fraunhofer Gymnasium in Cham trägt jetzt offiziell den Titel „Schule ohne Rassismus“.

12.10.2018 | Stand 16.09.2023, 6:00 Uhr

Große Freude herrschte bei der Verleihung des Titels beim Fraunhofer-P-Seminar. Foto: Mühlbauer

Groß war die Freude am Freitagvormittag im Joseph-von-Fraunhofer-Gymnasium, denn in der Aula wurde dem Gymnasium der Titel „Schule mit Courage, Schule ohne Rassismus“ verliehen. Hierzu konnte Sabine Baumer als Leiterin des federführenden P-Seminars eine Reihe von Ehrengästen willkommen heißen. Gleichzeitig drückte sie ihre Freude darüber aus, dass 71 Prozent der Schüler ihre Unterschrift leisteten, damit der Schule dieser Titel verliehen werden konnte.

Wie Baumer gegenüber unserem Medienhaus betonte, sind die Schüler „sehr bewusst mit diesem Thema umgegangen und nehmen diese Thematik sehr ernst.“ Einige Schüler hätten hier allerdings ihre Vorbehalte und hätten deshalb die Unterschrift nicht geleistet. Zu Beginn der Feierstunde, gingen die Schüler durch die Reihen und stellten sich den Gästen kurz vor.

Dank an die Sponsoren

Schulleiter Dr. Hubert Balk freute sich darüber, dass der Schule der Titel verliehen wurde.Zusammen mit der Berufsschule habe man im P-Seminar einen starken Partner an der Seite gehabt. Dank galt auch den Sponsoren. Anschließend spielte die Gruppe Take Off Your Shirts mit zwei ehemaligen Schülern der Schule unplugged auf.

Sabine Baumer betonte bei der Verleihung des Titels, dass sich die Schüler hier ihre Gedanken zum Thema gemacht haben. Hierbei stellte sie die Frage in die Runde: „Was bedeutet es, eine Schule mit Courage zu sein?“ Dies bedeute nichts anderes, als sich mutig zu verhalten, „denn es gibt nichts Schlimmeres, als Leute, die wegschauen.“ In der Schule könne man Courage beweisen, indem man sich für Mitschüler einsetzt. Ihr Wunsch sei es, so Baumer, dass alle Menschen gleich behandelt werden. „Doch was ist überhaupt Rassismus?“ Die Antwort von den Schülern lautete dabei: „Wenn man Vorurteile gegenüber Menschen hat, die nicht berechtigt sind, so ist auch klar, Rassismus kann auch gefährlich sein.“ Im täglichen Umgang solle eigentlich das Motto lauten: „Einer für alle, alle für einen“.

Die Schüler des P-Seminars ließen nun ihre Zeit während des Seminars anhand einer Bildersammlung Revue passieren. Der Schüler Wojciech ließ wissen, dass er aus Polen abstammt und seit seinem siebten Lebensjahr in Deutschland lebt. Paula stammt aus Russland. Beide betonten, dass man sich im Seminar sehr gut verstanden habe. Man habein der zurückliegenden Zeit zum einen viel erreicht und zum anderen ganz viel erlebt und gelernt. So geben die Schüler aus dem P-Seminar nun auch Deutsch-Nachhilfe.

Doch nicht nur im Klassenzimmer sei man aktiv gewesen, sondern man habe auch Sport miteinander betrieben, sei es in der Turnhalle oder auch in der Quadfeldmühle. Zum Seminar passe der Spruch „Sport verbindet“ wie die Faust aufs Auge. Wedaad aus dem Jemen ließ wissen, dass ihr Vater bereits seit 15 Jahren in Deutschland lebt, sie selbst seit drei Jahren. Ihr Vater ist Augenarzt und sie wolle Zahnarzthelferin werden. Ajar und Jacky aus Kurdistan leben seit zwei Jahren in Deutschland. Beide berichteten von ihrer Flucht über die Türkei, Griechenland und Österreich, wobei sie mehr als sieben Monate unterwegs waren. Die Überfahrt über das Mittelmeer legten sie in einem Schlauchboot zurück, in dem mehr als 120 Personen saßen. Solomon aus Eritrea lebt seit knapp zwei Jahren in Deutschland, er brachte ein Instrument aus seiner Heimat mit, um zu musizieren.

Nun stellten sich die Paten des Projektes vor, unter anderem die Band Take Off Your Shirts, die sich als „keine politische Band“ versteht. Doch man stellt immer mehr fest, dass die Rechtsbewegung auf dem Vormarsch ist. Mit Musik könne man aber viel bewegen.

Paten unterstützen das Projekt

Christian Eidenhardt, Jugendleiter der Fußballabteilung des ASV Cham, berichtete davon, dass man in den Mannschaften auch Flüchtlinge integrieren konnte, die sogar zur Stammelf der Landesligamannschaft zählen. Weiter habe man Spieler an verschiedene Stadtvereine vermitteln können. Siegi Mühlbauer berichtete als aktiver Musiker von seinen Erfahrungen, die er bei den Konzerten rund um den Erdball gesammelt hat. So solle man mehr denn je nach dem Motto leben „Leben und leben lassen“.

Sabrina Reindl vom Bezirksjugendring Oberpfalz verlieh nun der Schule den Titel „Schule mit Courage, Schule ohne Rassismus“. Die Aktion zählt mittlerweile zu den größten Schulnetzwerken in Europa. Ihren Anfang nahm die Bewegung 1988 in Belgien. Mittlerweile gehören der Aktion 100 000 Schüler in 4000 Klassen in ganz Europa an. Allein in Deutschland sind es 2500 Schulen, in Bayern 500 Schulen und in der Oberpfalz 93.

Um den Titel „Schule mit Courage, Schule ohne Rassismus“ tragen zu dürfen, müssen Voraussetzungen erfüllt werden. Am Fraunhofer-Gymnasium trugen sich 71 Prozent von den geforderten 70 Prozent in die Unterschriftenliste ein. „Doch die Verleihung ist erst der Anfang“, so Reindl. Nun sei es ganz wichtig, immer wieder, und zwar jeden Tag, Courage zu zeigen und neue Schüler zu informieren, dass sie sich ebenfalls dafür einsetzen. Die Volksmusikgruppe unter Leitung von Siegi Mühlbauer zeigte zum Schluss pure bayrische Kultur.

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