Projekt
Das neue Selbstverständnis

Mitarbeiter des BRK-Pflegezentrums Furth im Wald erarbeiteten ein neues Leitbild – für sich und zum Nutzen der Heimbewohner.

04.07.2021 | Stand 16.09.2023, 1:52 Uhr
Mit Vorträgen begeisterten die Mitarbeiter nicht nur Kreisgeschäftsführer Manfred Aschenbrenner (li.), sondern auch Projektleiterin Elisabeth Nachreiner (vorne li.) und Heimleiter Stefan Hupf (re.). −Foto: Frank Betthausen, BRK

Sie waren nervös, mussten all ihren Mut zusammennehmen und begeisterten am Ende mit ihrer natürlichen, humorvollen und bodenständigen Art auch BRK-Kreisgeschäftsführer Manfred Aschenbrenner, der in der ersten Reihe saß: Bei zwei eineinhalbstündigen Terminen haben die Mitglieder der Leitbild-Arbeitsgruppe im BRK-Pflegezentrum Furth der Belegschaft die Ergebnisse ihrer monatelangen Arbeit präsentiert.

Für die meisten der Kollegen, die in der Pflege genauso tätig sind wie in der Küche, im Betreuungsdienst oder im Reinigungsteam, war es der erste Auftritt vor einer größeren Zuhörergruppe. „Ich bin tief beeindruckt von dieser positiven Energie, die diese Einrichtung in den letzten Monaten entwickelt hat. Das ist Ihr Verdienst“, sagte Aschenbrenner nach den Vorträgen an die Adresse der Mitarbeiter. Seit Jahren, berichtete Heimleiter Stefan Hupf, sei in seinem Haus über ein Leitbild nachgedacht worden. „Jetzt sind wir so weit“, sagte er und nahm damit auch den schweren Corona-Ausbruch in der Dr.-Adam-Voll-Straße in den Blick, der zum Jahreswechsel dem Personal alles abverlangt hatte.

Ende 2019 hatte das Leitbild-Gremium in dem BRK-Haus seine Arbeit aufgenommen, wie Projekt- und Pflegedienstleiterin Elisabeth Nachreiner berichtete – doch vor allem das heimtückische Virus, das seit Anfang 2020 unaufhaltsam um die Welt ging, bremste das Engagement der Arbeitsgruppe immer wieder aus. In ihrer Rückschau sprach Nachreiner von „außergewöhnlichen Teambesprechungen“, die auch eine Aufarbeitung dessen gewesen seien, „was wir erlebt haben“.

Zentrale Frage

„Was macht uns aus?“: Dieser zentralen Frage gingen Hupfs Mitarbeiter unter Anleitung von Elisabeth Nachreiner nach, um dem BRK-Pflegezentrum mit einem Leitbild eine neue Identität zu geben. Mit Themen wie Teamarbeit, Würde, Professionalität, Vertrauen oder Verlässlichkeit zählte Nachreiner einige der Punkte auf, zu denen sich das Gremium Gedanken machte. Grundlage war das „Integrale Lebensqualitätsmodell“, das vor einiger Zeit auch in die Kinästhetik, in die Lehre von der Bewegungsempfindung, einfloss.

Beim Thema „Kompetenz“ beispielsweise , stellte Nachreiner eine zentrale Erkenntnis vor, gehe es nicht zuletzt für Führungskräfte darum, „loszulassen, Mitarbeitern zu vertrauen und ihnen Dinge zuzutrauen“. Auch hier dockt nach ihren Worten die Kinästhetik mit zentralen Fragen an, wie „Wie funktioniert der Mensch?“ oder „Was braucht er konkret in genau dieser Situation?“ Jede Person sei einzigartig. „Dadurch sind wir eine einzigartige Organisation“, sagte die Projektleiterin, die auch verdeutlichte, dass Wissen und Kompetenz nicht vom Himmel fielen. „Das muss man sich jeden Tag erarbeiten.“

„Große Leidenschaft“

Kreisgeschäftsführer Manfred Aschenbrenner imponierte, wie die Belegschaft „in eine neue Zukunft der Pflege hineingeht“. Den Beschäftigten bescheinigte er große Leidenschaft. „So ein Leitbild kann man nicht diktieren“, befand er. „Das wurde hier von unten nach oben entwickelt.“ Nach der dritten Pandemie-Welle sah er die Zeit gekommen, die Pflegeheime wieder „nach außen zu öffnen und mit einem neuen Selbstverständnis nach draußen zu gehen“.

Der Kreisgeschäftsführer richtete einen Appell an das Team: „Lassen Sie nicht nach und tragen Sie das, was Sie hier entwickelt haben, auch nach außen.“