Dressurkurs
Das Ohren-Spiel der Pferde sagt viel aus

Reitlehrer Roland Boost war bei den Pferdefreunden Lamer Winkel zu Gast. Tipps führten zu sichtbaren Verbesserungen.

09.06.2021 | Stand 16.09.2023, 2:36 Uhr
Maria Frisch
Die jungen Reiterinnen bei den Pferdefreunden Lamer Winkel wurden von Roland Boost bei einem Dressurkurs geschult. −Foto: Maria Frisch

Selbst wenn man als Reiter kein Interesse am Turniergeschehen hat, ist es für die Gesunderhaltung und die Verständigung zwischen Pferd und Reiter unerlässlich, sich mit der Basisausbildung in der Dressur zu beschäftigen. Deshalb war in den letzten Tagen Reitlehrer Roland Boost bei den Pferdefreunden Lamer Winkel auf dem Reiterhof Woferlbauer zu Gast.

„Wir haben Schul- und Privatpferde in der Halle und die Reiterinnen haben ein ganz unterschiedliches Niveau“, erfasste Roland Boost, selber aktiver Turnierreiter und Parcoursbauer, die Ausgangssituation. Der Buchautor und obendrein seit zwei Jahren ungeschlagene Championatsieger bei den Paraspringreitern hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt.

60 Minuten pro Schülerin

Der erste Schritt des Lehrgangs war eine Bestandsaufnahme. „Dann versuche ich, den Reiter und das Pferd in Einklang zu bringen, damit der Vierbeiner die Hilfen des Reiters versteht und annimmt“, schilderte Boost. Er taste sich zielstrebig an dieses Vorhaben heran. Pro Schüler(in) wandte er zwischen 45 und 60 Minuten für die Verbesserung auf.

Er müsse sich in jedes Gespann hineindenken und die Stärken lokalisieren. Natürlich sei es sein Bestreben, die Schwächen abzustellen. Den Mädels im Sattel bereitete es sichtlich Vergnügen, dass sich einiges veränderte, wenn sie die Empfehlungen befolgten. Der Experte macht das schon sein Leben lang und sieht mit bloßem Auge, wo es hapert. „Man muss ein gewisses Gefühl und Gespür dafür haben“, erläuterte er. Schließlich hat man es ja immer mit zwei Lebewesen zu tun.

Kein Buch mit sieben Siegeln

Roland Boost zeigte gleich an einem Beispiel, was er meinte. „Das ist das zwölfjährige, ehemalige Turnierpferd Cartier, das ein wenig unzufrieden mit seinem bisherigen Besitzer war.“ In dessen neuem Domizil wollte der Fachmann dieses Problem aus seiner Erfahrung heraus regulieren und beobachtete deshalb den Vierbeiner intensiv, während eines der Mädels im Sattel saß. „Am Ohren-Spiel sieht man, dass das Pferd zu erfassen versucht, was seine Reiterin von ihm will“, betonte der aus der Nähe von Bayreuth stammende Insider.

Auch bei Pepper, einem 29 Jahre alten Schulpferd, sah er, wie es mit den Ohren spielte. „Was meint sie? Welche Hilfen gibt sie? Was muss ich tun?“, interpretierte der Reitlehrer diese Gestik, die trotzdem kein Buch mit sieben Siegeln zu sein brauche. Allerdings müsse man sich damit befassen. „Mit 29 Jahren hat Pepper ein Alter, in dem andere Pferde schon längst nicht mehr leben, und der hier ist quietschfidel“, stellte Boost fest und fand großen Gefallen an dem Hengst. Die Älteren brauchen ein wenig länger, bis sie locker werden. Das sei ähnlich wie bei alten Leuten, lachte der Gast. (kfl)