Projekt
Das Wasser fließt auf den Lamberg

Die Übergabe der auf Initiative der Wallfahrtsunterstützer errichteten Leitung wurde mit einem Kaffee-Umtrunk gefeiert.

29.12.2021 | Stand 15.09.2023, 22:10 Uhr
Die Protagonisten des Baus der Wasserleitung auf den Lamberg feierten die offizielle Übergabe (v. li.): Hans Sperl, Mathias Adam, Stefan Raab, Pfarrer Sebastian Scherr, Jürgen Steinkirchner, Bürgermeister Martin Stoiber, Stefan Schönberger und Erich Babl. −Foto: Holder Hierl

„Panta rhei“, „alles fließt“, ist ein Grundsatz der Weltformel des altgriechischen Philosophen Heraklit. Auf dem Lamberg hat sich dieser Lehrsatz in den letzten regenarmen Sommern nicht mehr bestätigt, da tröpfelte es höchstens noch aus dem Wasserhahn. Eine gewisse Besserung wurde erreicht, indem die Quelle, aus der die Wasserversorgung des Gasthauses, der Wohnung sowie auch der Wallfahrtskirche seit Beginn der Wirtschaft gespeist worden war, dem Försterbrunnen rund 600 Meter unterhalb des Gipfels Richtung Norden im Wald, neu gefasst wurde und ein Leck in der Leitung zum Gipfel abgedichtet werden konnte.

Doch allen, die sich um den Lamberg kümmern, war klar, dass diese Quellenlösung auf Dauer nicht ausreicht, gerade auch aus Brandschutzüberlegungen. Den Ausschlag gab die Schließung des Gasthauses 2008, weil im Quellwasser Bakterien aufgetaucht waren, die das Wasser nicht mal fürs Händewaschen erlaubten.

So überlegten sich die Verantwortlichen des Wallfahrtsunterstützungsvereins Lamberg, der Pfarrei und vor allem auch der Stadt Cham, damals unter Führung von Bürgermeisterin Karin Bucher, wie man das öffentliche Wassernetz der Chamer Gruppe am günstigsten auf den Lamberg hinauf erweitern könnte. In der Zwischenzeit wurden Quelle und Gasthaus saniert und 2013 fertiggestellt. Durch UV-Filter sowie lückenlose labortechnische Untersuchungen konnte das Wasser schließlich unbedenklich für den Gastbetrieb verwendet werden.

Dauerhafte Lösung gesucht

Doch Engpässe in der Wasserversorgung durch eine zurückgehende Quellschüttung und das Leitungsleck – von den Feuerwehren Haderstadl und Chameregg durch Wassertransporte in riesigen Behältern auf den Lamberg notdürftig ausgeglichen – machten die Notwendigkeit einer dauerhaften und schwankungsfreien Lösung immer deutlicher.

Der neu gegründete Wallfahrtsunterstützungsverein, der das Gasthaus betreibt, suchte nach Unterstützern bei der Stadt Cham und der Diözese, denn allein konnte und kann der Verein eine solche Investition nicht stemmen. Der Stadtrat stellte daraufhin auf Betreiben von Bürgermeisterin Bucher einen ansehnlichen Zuschuss für einen Wasserleitungsbau in Aussicht und machte ihn schon für den kommenden Haushalt fest.

Mit dem Geld wollte man zunächst nur die Leitung vom Försterbrunnen zum Gipfel instandsetzen, doch die trockenen Sommer zeigten schnell, dass dies nicht ausreichen wird. Nach früheren Überlegungen, eine Wasserleitung von der Haderstadler Seite her quer durch den Wald oder entlang der Lambergstraße zu verlegen, wurde wegen der hohen Kosten dann beschlossen, von Schlondorf aus vorzugehen. Von dort sollte eine rund 700 Meter lange Leitung zum Försterbrunnen verlegt werden, dort mit der vorhandenen Leitung zusammengeschlossen werden, um so für den Lamberg „öffentliches“ Wasser zu haben.

Auch der neue Stadtrat unter Bürgermeister Martin Stoiber stand hinter dem Projekt und stellte erneut den Zuschuss in den Haushalt ein. Und nachdem auch die Kirchenverwaltung Chammünster mit Lamberg durch die Diözese ihr Placet erhalten hatte, konnte sie sich an den Baukosten beteiligen, so dass die gesamte Maßnahme mit rund 150 000 Euro finanziert werden konnte und endlich die Planungen erfolgen konnten. Drei private Waldbesitzer, die Bayerischen Staatsforsten und auch die Stadt Cham als Grundstücksbesitzer mussten ihr Einverständnis geben, dass die Leitung durch ihren Grund gebaut wird. Und sie taten es alle. Auch die Denkmalschutzbehörde gab ihre Erlaubnis, obwohl durch den Bau das Bodendenkmal der keltischen Wallanlagen durchschnitten werden musste.

Fachliche Unterstützung holte sich der federführende Verein beim Ingenieurbüro Riedl, Furth im Wald, die eigentlichen Grabungs- und Leitungsverlegearbeiten übernahmen heimische Firmen unter der Führung des Baugeschäfts Mathias Adam, Chammünster. So konnten im Frühjahr 2021 nach vielen Jahren der Überlegungen und Finanzierungssicherungen die Bauarbeiten beginnen. Und diese gingen erstaunlich zügig voran, da die befürchteten Felssprengungen nicht nötig waren und die Aushebung des 1,30 Meter tiefen Leitungsgrabens nur von Baumwurzeln oder -strünken behindert wurde. Nur der ausgerechnet heuer nasse Sommer machte ein paar Pausen notwendig.

Seit 1. Dezember in Betrieb

Das erste Leitungsstück bis zu einer Druckerhöhungsanlage oberhalb des Hotels Sonnenhof in Schlondorf und die nötige Stromleitung haben die Stadtwerke Cham verlegt, bevor dann die Verantwortung auf Verein und Kirchenstiftung überging. Am 30. November 2021 war es soweit: Alte und neue Leitung wurden beim Försterbrunnen zusammengeschlossen, und seit 1. Dezember fließt sauberes Wasser der Stadtwerke Cham bis in die Wasserhähne auf dem höchsten Punkt der Stadt, dem Lamberg.

Dieser für den Lamberg historische Moment wurde kurz vor Weihnachten mit der symbolischen Übergabe des neuen Wassers an die „Herren vom Lamberg“, Pfarrei und Wallfahrtsunterstützungsverein, in einer Open-Air-Veranstaltung auf dem Gipfelplateau mit Bürgermeister Martin Stoiber, Stadtrat Stefan Schönberger, Pfarrer Sebastian Scherr und Kirchenpfleger Jürgen Steinkirchner, Baumeister Mathias Adam sowie Stefan Raab von den Chamer Stadtwerken und Erich Babl sowie Hans Sperl vom Wallfahrtsverein und mit einem kleinen Kaffee-Umtrunk im Gasthaus gefeiert. (chi)