Archäologie
Der Besucher-Erdstall ist eröffnet

05.09.2022 | Stand 05.09.2022, 5:00 Uhr

Sie rüsteten sich mit Helmen und Stirnlampe aus. Die Bürgermeister der umliegenden Kommunen, der Vizelandrat und Markträte bei der ersten Befahrung des Erdstalls nach der Sanierung .

Nach fünfjähriger archäologischer Untersuchung, Sicherung und Sanierung wurde am Freitag der Erdstall mit vor einem großen Publikum durch die 1. Vorsitzende des Arbeitskreises Erdstallforschung, Birgit Symader, eröffnet. Die Gästeliste war lang, die die Vorsitzende und Bürgermeister Herbert Bauer begrüßte.

Darunter zahlreiche Ehrengäste, die Eigentümer des Erdstalls, die Familie Hofbauer und Maria Keil, die ausführenden Firmen und Arbeiter, Behörden und Mitglieder des Arbeitskreises Erdstallforschung. Ferner die Bürgermeister aus Roding, Bruck, Pösing und Neukirchen-Balbini, Vertreter der Landesanstalt für Denkmalpflege, Kreisarchäologen aus Straubing-Bogen und Passau, die Kreisheimatpfleger aus Cham und Roding, des Kulturreferates, die Vorsitzenden der Obst- und Gartenbauvereine Stamsried und Friedersried und Vertreter der Bergwacht Furth im Wald. Grußworte sprachen, Bürgermeister Herbert Bauer, der stellvertretende Landrat Markus Müller und Christoph Steinmann vom Landesamt für Denkmalpflege.

Seit Jahrzehnten konnten Besuchergruppen den Erdstall bei der Rabmühle erkunden. Jetzt wurde er ausgebaut, gesichert und kann nun nach Anmeldung beim Arbeitskreis für Erdstallforschung besichtigt werden. Eintritt 25 Euro. Bürgermeister Bauer hieß die Gäste willkommen und sagte: „Heute ist ein guter Tag für den Denkmalschutz und dieses Bodendenkmal. Im Jahre 2016 informierte uns Frau Symader, dass sich die Zuständigkeit für das Bodendenkmal geändert habe. Die Familie Keil/Hofbauer habe in Abstimmung mit der Unteren Denkmalschutzbehörde und dem Landesamt für Denkmalpflege die Verantwortung für dieses Denkmal den Arbeitskreis für Erdstallforschung übergeben.“

Bauer dankte der Familie Keil/Hofbauer für die Jahrzehnte lange fürsorgliche Betreuung des im Volksmund als „Schrazelloch“ bekannte Bodendenkmal. Es stand viele Jahrzehnte nach der Entdeckung vor 108 Jahren für viele Besucher, Schulklassen, offen. Der Zustand verschlechterte sich zusehends. Bauer nannte die Übertragung der Zuständigkeit eine richtige Entscheidung und dankte Symader für ihren enormen Einsatz bei der Sanierung des Denkmals.

Die erste Vorsitzende des Arbeitskreises, Birgit Symader, berichtete von den Arbeiten: „Die Sanierung ging einher mit der Sanierung des Schießl-Anwesens in Neukirchen-Balbini, wo ein Forschungszentrum für Erdställe entstand. Begonnen hat alles mit einer Schadenskartierung. Helfer beseitigten rund sechs Kubikmeter Erdreich und Gestein aus dem Bodendenkmal, siebten es, legten ein Vlies aus und brachten den originalen Boden wieder ein. Dabei wurde „Archäologisches“ (Keramik) aus dem 10. und 11. Jahrhundert gefunden. Bei diesen Arbeiten entdeckte Symader zwei bisher noch nicht gekannte Legesteine. Einer dieser Legesteine befand sich vor einem „Schlupf“ und war vermutlich eine Art Stufe.

Unter diesem fanden die Arbeiter Spuren von Holzkohle. Diese ließ Symader analysieren. Es stellte sich heraus, dass der Baum der Holzkohle wohl um das Jahr 950 gefällt wurde. Symader schloss daraus, dass um diese Zeit der Erdstall genutzt worden sein könnte.

Auch ein neuer Gang im Bodendenkmal mit Bearbeitungsspuren wurde entdeckt. Weshalb die Erdställe gebaut wurden, dafür hat Symader auch heute noch keine Erklärung. Im Rahmen der Sanierung ließ Symader eine Treppe einbauen, um den hinteren Teil des Bodendenkmals zu erreichen.

Symader: „Wir haben bei den Erdställen „archäologische Rätsel“. Wir wissen nicht wie alt sie sind. Wir wissen nicht, wozu sie genutzt wurden. Die Erdställe werden Archäologen noch ganz lange Zeit beschäftigen. Wir sind bei den Arbeiten noch nicht am Ende. Wenn das Amt für Denkmalpflege eine Genehmigung gibt, dann können wir weitermachen.“

Christoph Steinmann vom Landesamt für Denkmalschutz berichtete über die ersten Kontakte zur Erdstallforschung. Er sagte: „Wir wollen eine Vernetzung über den Landkreis Cham hinaus herstellen, um das Thema Erdstall bekannter zu machen. Wir wollen was unsere Vorfahren geschaffen haben, aus welchen Gründen auch immer, bestmöglich erhalten.“

Für die ersten Besucher wurde im Eingang ein roter Teppich ausgerollt. Steinmann informierte, dass vom 7. bis 9. Oktober eine Tagung in Neunburg stattfindet. Eine Möglichkeit den Besuchererdstall überregional zu vermarkten.

− rjm