Heimat
Der „Dieß’n Wack“ und Rodings Schwäne

Der Ehrenbürger kaufte 1958 ein Paar der majestätischen Wasservögel, von denen heute viele das Regental bevölkern.

16.03.2021 | Stand 16.09.2023, 3:43 Uhr
Gelassen ziehen die Schwäne am Regen ihre Bahnen. −Foto: Jakob Moro

Majestätisch ziehen Schwäne im Regen ihre Bahnen, auch wenn sie in den vergangenen Jahren in Roding weniger geworden sind. Sie waren früher gerne am Esper gewesen und hatten täglich auf ihr Futter gewartet. Wo sind sie hingekommen?

Früher wurden die Schwäne am Rodinger Esper gefüttert. Dies sei nicht nötig, erklärt Peter Zach vom Bund Naturschutz. Unweit Roding, in der Regentalaue, bevölkern nach seiner Information viele Schwäne die Wiesen und angrenzenden Felder. Sie kommen meist auch von weit her, wie der Ornithologe erklärt. Wintergäste nennt Zach die Höckerschwäne, die auf den Wiesen und teils auch auf den Feldern rund um Regentalaue und Rötelseeweiher, das größte Naturschutzgebiet der Oberpfalz, anzutreffen sind. Auch aus Tschechien seien Schwäne gesichtet worden. „Im Frühjahr verschwinden die meisten der rund 30 bis 80 Schwäne wieder“, informiert Zach.

Ein Eldorado für seltene Vögel

Die Schlossherren von Thierlstein hatten im 16. Jahrhundert die Rötelseeweiher sowie den Letten- und Angerweiherkomplex angelegt. Damals diente das Teichgebiet mit rund 90 Hektar Wasser- und Verlandungsfläche der Fischzucht, heute ist es eine der letzten naturnahen Flussauen. Regentalaue und Rötelseeweiher sind heute ein Eldorado für seltene Vögel und ein begehrtes Überwinterungsgebiet. Aber weshalb gibt es in Roding überhaupt Schwäne? Unsere Heimatzeitung berichtete in den 1960er-Jahren darüber (s. Info). U.a. hieß es: „Aus König Ludwigs Märchenwelt ist der stolze Schwan nicht wegzudenken – und so wollte auch Ludwig Dieß in der Idylle am Regenfluss nicht auf die königlichen Wasservögel verzichten. Schwäne gab’s damals noch keine im Rodinger Regenabschnitt, und so griff der Wack für damalige Verhältnisse tief in seine eigene Tasche und erstand für 85 Mark in Freising ein Schwanenpärchen, um es in Roding einzubürgern.“

Zu Ludwig Dieß:
„Der Wack’, unter diesen Namen kennt ihn jeder Rodinger, war ein Romantiker mit originellen Einfällen. So, wie sich Bayerns Märchenkönig Ludwig II. seine Träume in der Bergwelt von Neuschwanstein erfüllte, so schuf sich Ludwig Dieß sein eigenes kleines Paradies am Esper, beim Siedersee, das heute noch von vielen Spaziergängern bewundert wird.“ (Zitat aus einem Artikel in den 1960er-Jahren).

1970 schrieb das Echo: „Den Schwan von der Regenbrücke plagt das Rheumatische. Vor zwölf Jahren, 1958, hatte Ludwig Dieß das Schwanenpaar, dessen Anblick seither viele Einheimische und Fremde am Regenufer erfreute, für 85 Mark in Freising gekauft. Jedes Jahr haben die Tiere fünf bis sechs Jungen großgezogen und in die Welt hinausgeschickt. Bis nach Cham und Nittenau gibt es seitdem Schwäne. In diesem Jahr (1970) konnte der ‚Schwanerich’ nicht mehr springen, und der Nachwuchs blieb aus.“ Das Tier leide, so wurde berichtet, auch noch an anderen Alterserscheinungen. Der Wack sagte: „Im rechten Fuß hat er s’ Rheumatische. Die Tiere werden sowieso nicht älter als 13 Jahre.“ Weiter wurde über ihn berichtet: „Dem Maler und Rodinger Original ist es zu verdanken, dass die Tiere zwölf Jahre in den Fluten des Regens kreuzten und der Kreisstadt treu blieben. Der Wack füttert die schweren Vögel jeden Tag mit Hafer und Brot, wenn er seinen Rundgang zu seinem Turm und zum Tierparadies am Esper macht.

Der Stadt Roding treu geblieben

In all den Jahren hat das Paar, nicht nur der Stadt, sondern auch dem Ehepartner treu, fünf bis sechs Junge in die Welt gesetzt und diese im Herbst auf Wanderschaft geschickt. Die Jungtiere sollten sich eigene Jagdgründe suchen. Sie sind regenaufwärts bis Cham und regenabwärts bis Nittenau gezogen und haben sich an anderen Plätzen heimisch gemacht.“

Doch von Zeit zu Zeit ist der Nachwuchs wieder in Roding, in der Nähe seiner Brutstätte, aufgetaucht. Auch gegenwärtig machen sich in Roding zwischen Peter- und Angermühle und in der Gegend um den Rodinger Esper einige Schwäne das heimatliche Revier streitig. (rjm)