Nie mehr Schule
Der gekrönte Abi-Jahrgang vom Fraunhofer

95 JvFG-ler erhielten am Freitag nicht nur ihr Reifezeugnis. Jeder von ihnen bekam auch einen ganz besonderen Ehrenpreis.

18.07.2021 | Stand 16.09.2023, 1:52 Uhr
95 junge Frauen und Männer erhielten am Freitag ihr Abiturzeugnis. Direktor Uwe Mißlinger (Mitte; rechts neben ihm Oberstufenkoordinator Gerhard Urban) bescheinigte den Schulabgängern, auch charakterlich und menschlich ein ganz besonderer Jahrgang gewesen zu sein. −Foto: Petra Schoplocher/Petra Schoplocher

Es war eine Verneigung, noch dazu eine einmalige: Zum ersten Mal in der fast 100 Jahre langen Geschichte des Chamer Joseph-von-Fraunhofer-Gymnasiums ist ein gesamter Jahrgang mit dem Ehrenpreis der Schule ausgezeichnet worden. Direktor Uwe Mißlinger ließ bei der Entlassfeier keinen Zweifel daran, dass dies auch mehr als gerechtfertigt war: Die 95 Abiturienten hätten zum Wissen vor allem Charakterstärke und Selbstdisziplin bewiesen. Und bayernweit sogar etwa Einzigartiges vollbracht.

„Ich kenne keine andere Schule, an der alle vor allen drei schriftlichen Prüfungen zum Testen gegangen sind“, nannte Mißlinger ein Beispiel für die Einstellung der Absolventen. Dabei hatten die Verantwortlichen schon Schweißperlen auf der Stirn, denn für jeden ohne Test hätte es eines eigenen Raums und einer eigenen Aufsicht bedurft. Als eine Zwölftklässlerin in Quarantäne musste, fiel ihm gegenüber kein blödes Wort; trotz all der Widrigkeiten gab es so gut wie kein Gejammer. „Wir sind drinnen störungsfrei gelaufen, obwohl draußen eine Pandemie getobt hat.“ Das mache Mut: „Was soll denen noch passieren?Die rocken das Ding!“, formulierte der JvFG-Chef seinen Respekt.

Löffler: „Glauben Sie an Ihre Fähigkeiten“

Auch Landrat Franz Löffler sah die 95 jungen Menschen für die „nicht geringer werdenden“ Herausforderungen bestens gerüstet. Durch ihr Wissen, aber ebenso durch die Werte und die Erfahrungen der vergangenen Monate mit Umständen, die in keinem Lehrbuch standen. Und das alles in Zeiten, in denen Zyklen kurzfristiger und schneller werden, in denen zu Klimawandel, Digitalisierung oder den Flüchtlingsströmen weltweit vernünftige Antworten gefunden werden müssten. „Glauben Sie an Ihre Fähigkeiten“, gab er den Abiturienten mit auf den Weg. Löffler nutzte die Gelegenheit zu einem „Werbeblock“ für die Heimat, deren Wert sich gerade in der Pandemie gezeigt habe. „Wir sind ein gleichwertiger Lebensraum“, betonte er.

Chams Bürgermeister Martin Stoiber gratulierte zum phantastischen Ergebnis: Der Gesamtschnitt lag bei 2,2, die Mädchen alleine schafften 1,8, wie Uwe Mißlinger zuvor mit einem Augenzwinkern in Richtung Robert-Schuman-Gymnasium wissen ließ. Auch Stoiber attestierte den Abiturienten, für die Zukunft „alles mitzubringen“, und ermunterte, keine Angst vor Fehlern zu haben und aus diesen zu lernen oder auch einmal die Richtung zu wechseln. „Bleiben Sie neugierig, jeder Fortschritt entsteht daraus. Bleiben Sie Ihren Träumen zugewandt und vertrauen Sie auf sich selbst!“, forderte er die Absolventen auf. Stoiber wünschte sich, dass sie ihre Talente einsetzen, damit Werte wie Toleranz und Menschlichkeit hochgehalten würden.

Notendurchschnitt 1,0: Durchschnitt 1,2: Durchschnitt 1,3: Durchschnitt 1,4: Fachliche Sonderpreise: Fraunhofer-Ehrenpreis:
Maresa Hastreiter, Lilly Plößl, Simona Schwarzfischer, Eva Schweiger, Emma WeberLena Althammer, Florian Griesbeck, Lena Heining, Jonas PangratzEva Baier, Tabea Kurz, Tina Lankes, Veronika Müller, Kathrin Neuner, Lena WildenauerLea Baumer, Nadine Heigl, Elli HupfDurchschnitt 1,5: Vanessa Bayer, Noah Dedecek, Florian Haimerl, Marie Krieger, Stephan SchoiererMathematik: Lilly Plößl, Physik: Stephan Schoierer, Chemie und Latein: Maresa Hastreiter, Sport: Noah Dedecek, Biozukunftspreis der Stiftung Natur Mensch Kultur: Sophie Nausch.gesamte Jahrgangstufe

Sie bleiben für verrückte Aktionen im Gedächtnis

Auch Elternbeiratsvorsitzende Sabine Tröster hatte einen gut gemeinten Rat für die 95 jungen Frauen und Männer: „Egal, was ihr macht, macht es mit Mut, Leidenschaft, Hingabe und Fleiß!“ Wie vor ihr Uwe Mißlinger stellte sie einen Moment die Eltern in den Mittelpunkt und deren Beitrag. Gespräche mit Lehrern, abgefragte Vokabeln selbst in Sprachen, derer man selbst nicht mächtig ist, geschmierte Pausenbrote. Die Abiturienten hätten indes ihre Krisenfestigkeit bewiesen.

Einen besonderen Jahrgang, auch für ihn persönlich, verabschiedete Dr. Christian Nowotny für den Förderverein. „Ihr seid die Allerletzten“, schmetterte er den Absolventen entgegen – nämlich der letzte Jahrgang, den er seit der fünften Klasse kannte. Verbunden wären sie durch manche „spinnerte“ Aktion, etwa, als er sich eines kalten Januartages T-Shirt-Fotos für den Schulprospekt eingebildet hatte. Aber: „Verrückte Sachen machen das Leben bunt.“ Der Studiendirektor a.D. wünschte, dass die Schulabgänger die Chancen, die ihnen der Abschluss bietet, nutzen – und dass sie „ihrem JvFG“ verbunden bleiben.

Abschied mit vielen schönen Erinnerungen in der Tasche

Giulia Säckl und Wolfgang Alt blickten im Namen ihrer Mitschüler auf zwölf („vereinzelt oder mehr“) anstrengende Jahre zurück. Sie nutzten die Gelegenheit, sich bei den Lehrern für manches Zuspätkommen, für nicht gelesene Lektüren oder unleserliche Schriften zu entschuldigen. Trotz ausgefallener Abschluss- oder sonstiger Fahrten werden sie viele schöne Momente und Erinnerungen mitnehmen. Der größte Dank von Alt und Säckl galt Uwe Mißlinger und Gerhard Urban für ihren unermüdlichen Einsatz sowie „Schnelltestprofi“ Marco Greil für stets tatkräftige Unterstützung.

Für die Zeugnisübergabe durfte sich jeder Abiturient ein Lied aussuchen, zu dessen Tönen er oder sie dann über den roten Teppich auf die Bühne schritt – rockig, fetzig oder ruhig, und: charakterstark.