Geschichte
Der gute Geist im alten Schloss

Das Museum „Derer Voith von Voithenberg“ ist fertig und lädt ein, zu einer spannenden Zeitreise in die Vergangenheit.

22.09.2018 | Stand 16.09.2023, 5:57 Uhr
Wolfgang Baumgartner

Der letzte Baron von Voithenberg, Karl-Hubert (auf dem Pferd) und sein Vater Robert Freiherr Voith von Voithenberg, der ein leidenschaftlicher Jäger war im Zimmer, das Einblick in den Alltag des Landadels im Oberpfälzer Wald gibt.Foto: wb

Geschichte muss nicht langweilig sein. Bestes Beispiel dafür ist das neue, kleine, private Museum „Derer Voith v. Voithenberg“. Fast exakt vier Jahre nach dem Tod von Mathilde Wiesmann, eine geborene Freiin Voith von Voithenberg, ist dieses Kleinod nun realisiert.

Der letzte Wille von Mathilde Wiesmann war es nicht nur, mit ihrem Anteil am Gut Voithenberg eine Stiftung zur „Förderung des Wohlfahrtswesens in Furth im Wald“ ins Leben zu rufen, sondern in einem Privat-Museum Bilder, Erinnerungsstücke und Kunstgegenstände derer von Voithenberg zu bewahren.

Zeitreise in die Vergangenheit

Im Schloss von Herzogau, ehemaliger Stammbesitz der Familie Voith von Voithenberg, kann sich der Besucher nun auf eine Zeitreise in die Vergangenheit begeben und eintauchen in das Leben des Landadels im 18. und 19. Jahrhundert.

Möglich macht den kurzweiligen Ausflug in die Vergangenheit Helga Förster von der Voith v. Voithenberg´ schen Gutsverwaltung. In enger Zusammenarbeit mit Michael Wiesmann hat sie die Exponate historisch und thematisch geordnet und entsprechend aufbereitet. Geboten wird dem Besucher exquisite Wohn- und Lebenskultur, die dennoch von vornehmer Bescheidenheit geprägt ist. Helga Förster ist es gelungen, die Ausstattung nicht nur auf Möbel und Kunstwerke zu beschränken, sondern auch einen Einblick in das Leben derer von Voithenberg zu geben.

Dabei kann sie nicht nur auf überlieferte Informationen, sondern auf viele persönliche Erlebnisse mit dem letzten Baron Karl-Hubert Voith von Voithenberg und seiner Mutter, Mathilde, eine geborene von und zu Aufsess zurückgreifen. Helga Förster braucht kein Manuskript, wenn sie beim Rundgang die Geschichte derer von Voithenberg erzählt und die Zeit zurückdreht. Nahezu jedes Exponat ruft bei ihr Erinnerungen „an die Herrschaft“ wach.

Diese Bilderstrecke ist leider nicht mehr verfügbar.

Beim Empfang der Besucher auf dem „roten Teppich“ am Eingang zum Schloss zeigt Helga Förster kurz den Weg der Freiherrn von Voithenberg von der Oberpfälzer Eisenindustrie zu den Glasthüttenbetreibern im Oberpfälzer Wald und den späteren Waldbaronen auf. „Die Freiherren Voith von Voithenberg sind eine alte, bis zum Jahr 1320 zurückreichende, 1704 geadelte und im Jahr 1787 in den Reichsfreiherrenstand erhobene Familie“, erzählt Helga Förster den Besuchern. Als erstes Exponat der Ausstellung fällt eine wunderschöne Kutsche, das „Stadt-Coupé“, ins Aue.

Vorbei an Jagdtrophäen der „Herrschaft“ präsentiert das Museum die Wirtshauskultur der Schlossbrauerei mit urigen Bierbänken und wunderschönen Gläsern und Flaschen mit dem Wappen derer von Voithenberg. Zeugnis der tiefen Frömmigkeit der letzten Baronin, Mathilde Freifrau von Voithenberg wird dann im ersten Zimmer des Privat-Museums deutlich.

Dort werden viele sakrale Gegenstände der Baronin präsentiert und Helga Förster weiß fast zu jedem Exponat eine Geschichte. Zwei wunderschöne Gemälde vom letzten Baron von Voithenberg, Karl-Hubert als Buben auf einem Pferd, und seinem Vater Robert in Jagdkleidung dominieren im nächsten Raum, der dann in die Ahnengalerie überleitet.

Adel verpflichtet

Zum Teil von sehr bedeutenden Künstlern geschaffen, können die Besucher zumindest optischen Kontakt zu den ehemaligen Baronen und ihren Frauen nehmen. Im Uhrenzimmer wird eine weitere Leidenschaft der Baronin, eine geborene Freiin von und zu Aufsess, deutlich. Ergänzt mit wunderschönen Mobiliar aus dem 18. Jahrhundert und dem Biedermeier, ein Teil davon stammt vom Schloss in Voithenberg, bekommt der Besucher im Silberzimmer einen Einblick in die wohlhabende Familie derer von Voithenberg. Dass es für den Landadel neben den Guten auch schlechte Zeiten gab, geht aus den alten Schriften sowie den Originalbesitzkarten hervor.

Sie machen zudem das gewaltige Ausmaß des Besitzes deutlich, zeigen aber auch, welche Verantwortung der Adel gegenüber seinen Untertanen hatte. Obwohl die Exponate für sich schon faszinieren und in den Bann ziehen, durch die Ausführungen von Helga Förster werden sie zu neuem Leben erweckt. Und trotz ihres enormen Wissens um die Familie bleibt die Privatsphäre ihrer „Herrschaft“ immer tabu!

Mehr Nachrichten rund um den Landkreis Cham lesen Sie hier.

Die wichtigsten Informationen des Tages direkt auf das Mobilgerät:Mit MZ und WhatsApp bleiben Sie stets auf dem Laufenden.