Gastronomie
Der Hansol sperrt für immer zu

Traditionswirtshaus von Arnbruck ist Geschichte. Nicht zuletzt Corona bewog Irmgard und Petra Vogl, dichtzumachen.

27.06.2021 | Stand 16.09.2023, 2:19 Uhr
So kennen die Gäste die Wirtsleute Irmgard (r.) und Petra in ihren weißen Arbeitsschürzen über lange Jahre hinter dem Tresen und der Küche. −Foto: Edi Reith

Das Gerücht machte schon lange die Runde im Ort, aber jetzt ist es Gewissheit. Der Hansol sperrt nach der allgemeinen Schließung der Gaststätten wegen der Corona-Pandemie seine Wirtshaustür nicht mehr auf. Die Senior- und Juniorchefinnen Irmgard und Petra Vogl haben das nun bestätigt.

Den Arnbruckern und vielen Urlaubsgästen, die seit Jahrzehnten ins Zellertal kommen, wird die Traditionsgaststätte mit ihrer urigen Gaststube und der gut bürgerlichen Küche fehlen. Die Gemeinde verliert nicht nur einen Treffpunkt für Jung und Alt, in dem Gast- und Herzlichkeit großgeschrieben waren, auch die Feuerwehr und der Krieger- und Reservistenverein beklagt den Verlust.

Schon länger hörte man von der Schließung. Corona war nicht alleine schuld, trug aber das Seinige zu der endgültigen Schließung bei. Die Überlegungen der Besitzerin, sich aus Altersgründen zur Ruhe zu setzen, sind lange gereift; auch Tochter Petra wollte den Betrieb nicht mehr weiterführen. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge entschlossen sich beide zu ihrem Schritt, auch wenn ihnen der „interessante Schmaatz am Stammtisch mit den Frotzeleien, die nur mit einem Augenzwinkern zu verstehen waren, doch sehr abgehen“, wie sie gestehen. Viele Veranstaltungen, von der Tauffeier bis zum Leichtrunk, hielten viele Familien beim Hansol ab. Hochzeiten, Faschingsbälle, Heimatabende und die unvergessenen bunten Abende mit Urlaubern in den 1970er-Jahren waren Höhepunkte im Hansolsaal. Diese Veranstaltungen wurden zuletzt immer weniger, der Saal mit 250 Plätzen wurde kaum mehr genutzt.

Blick in die Gasthof-Geschichte

Der Arnbrucker Heimatforscher Franz Vogl (Unterschaffer) fand über die Arnbrucker Häuser und deren Besitzer im Laufe der Jahrhunderte heraus, dass der Hausname „Hansadl“ wohl eine Verballhornung von Hans Adam Passauer ist, einem der Besitzer, der in den Arnbrucker Matrikeln erwähnt wird. Ab 1720 wies Vogl die Besitzer, die bis 1905 Bruckmaier hießen, nach. In der Uraufnahme von 1831 und dem Liquidationsprotokoll von 1839 werden die Hausnummern 49 und 50 als Hansadlwirth, als halber Hansadlhof mit seinen zugehörigen Gebäuden, beschrieben. Laut Bayern-Atlas lässt sich zurückverfolgen, dass an der markanten Weggabelung durchs Zellertal und Abzweigung in den Lamer Winkel schon 1890 ein Gebäude stand. 1905 heiratete die verwitwete Theres Bruckmaier den Gastwirtssohn Adolf Vogl (Unterschaffer). Von deren Nachkommen übernahmen Norbert und Sophia Vogl den Hof samt Gastwirtschaft und übergaben ihn 1973 an den Neffen Edgar Vogl, da sie kinderlos waren. Seit dem Tod Edgars führten seine Frau Irmgard und Tochter Petra die Wirtschaft. Die Älteren wissen noch die Holzkegelbahn im Garten, und vom Schützenverein, der mangels Platz von der Gaststube aus durch einen Durchbruch in der Wand in die Küche auf eine Zielscheibe schoss.

Anbau des Biergartens

Mit der Dorferneuerung wurde 1995 ein Biergarten angebaut. Im Fletz hängen noch Ehrentafeln von der Gründung des Veteranen- und Kriegervereins von 1860 und vom Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71.

Wirtin Irmgard hatte stets ein offenes Ohr für ihre Gäste, auch wenn die Abende lang wurden. Unvergessen wird den vielen Gästen die Frage von Wirt Hansol Edi (Edgar) beim Abräumen des Geschirrs nach dem Essen sein: „Hat’s gemundet?“ – Und ob’s gemundet hat, die bodenständige Küche von Irmgard und Petra. Generationen von Einheimischen und Urlaubern fühlten sich schon beim Betreten der urigen Gaststube wohl. Irmgard und Petra wollen es deshalb nicht versäumen, den Stamm- und Urlaubsgästen (die Ferienwohnungen werden weiter betrieben), den Vereinen und dem treuen Personal in Küche und Gaststube zu danken. Der Abschied fällt ihnen nicht leicht. Aber jetzt kann sich die Seniorchefin Irmgard um ihre Enkel kümmern.