Politik
Der Kämpfer für die EU aus Bad Kötzting

Christoph Czakalla ist 34 und möchte ins Europa-Parlament. Dafür setzt der CSU-Mann auch auf „ein wenig Provokation“.

25.04.2019 | Stand 16.09.2023, 5:42 Uhr

Zwei überzeugte Europäer in Kötzting: Fürs Foto hat Christoph Czakalla schon mal den möglichen Kommissionspräsidenten Manfred Weber vor die Kirchenburg gestellt. Ob der auch mal in echt dort steht, ist offen. Foto: rh

Wahrscheinlich haben die Kritiker doch recht – ohne Europa täten wir uns leichter. Tauschen wir also an der Grenze also wieder unsere Währung und unsere SIM-Karte, wenn wir ins Ausland wollen. Machen wir durch Zölle wieder unsere Exportprodukte teurer, an der jeder zweite Arbeitsplatz hängt und schicken wir mitten im Fachkräftemangel die EU-Ausländer, die am Bau oder in der Pflege für uns arbeiten, wieder in ihre Heimat – kurz: Machen wir’s wieder so, wie vor 30, 40 Jahren... – als der Landkreis Cham sicher nicht „der schönste Arsch der Welt“ und die Arbeitslosenquote in Kötzting bei 30 Prozent waren...

„Ich glaube, ein wenig Provokation darf schon sein, wenn man bis zum Wahltag 26. Mai den Leuten bewusst machen will, welche enorme Bedeutung Europa für unsere Region hat,“ sagt Christoph Czakalla. Definitiv in der Oberpfalz und wahrscheinlich in ganz Bayern habe keine Region wirtschaftlich so von Europa profitiert, wie der Landkreis Cham, so Czakalla. Was ihn umtreibt, sei der Blick auf das Wesentliche von Europa, den die teils hysterischen Debatten über Flüchtlingsverteilung, Brexit und Zeitumstellung offenbar vielen verstellen.

Von Platz 26 auf 15

Natürlich in erster Linie Wähler, die ihr Kreuz am 26. Mai bei der Liste der CSU machen. Auf einem dieser Listenplätze steht der Bad Kötztinger, zum zweiten Mal nach 2014. Czakalla wird von Listenplatz 15 aus ins Rennen gehen. Das ist der zweitbeste Platz für einen Oberpfälzer und auch besser als bei seiner ersten Kandidatur mit Platz 26. Aber realistisch gesehen heißt das, dass er bis zum Namenszusatz „MdEP“ noch warten muss. Zuletzt wurden die ersten Fünf auf der Liste Abgeordnete.

„Das ist doch sensationell.“Christoph Czakalla über einen potenziellen EU-Kommisionschef aus Niederbayern

Klar wär’s besser, wenn er wie sein politischer Weggefährte Christian Doleschal aus Tirschenreuth auf Listenplatz fünf mit einem Auge schon mal die Bahn- und Zugverbindungen nach Brüssel checken könnte – seiner grundsätzlichen Motivation für die Sache tut der Listenplatz keinen Abbruch. „Auch aus Eigennutz“, wie Czakalla hinzufügt. Denn als so halb-junger Mensch, der noch ein paar Jahrzehnte arbeiten muss, sei man auf die EU-Errungenschaften angewiesen, wenn man in der globalisierten Welt des 21. Jahrhunderts den Wohlstand erhalten und soziale und ökologische Werte durchsetzen wolle. Daher sei es notwendig dafür zu werben, am 26. Mai eine demokratische Partei zu wählen – und nicht eine, die im Europa-Parlament sitzt, um Europa abzuschaffen.

Blick auf die Kommunalwahlen 2020

Christoph Czakalla sieht das als Glücksfall: „Dass einer quasi aus unserer Nachbarschaft gute Chancen hat, so ein Amt in Europa zu bekleiden, das ist doch sensationell.“ Wobei’s ihm weniger ums Amt als um die Aussage geht: „Manfred Weber will als Kommissionspräsident die Beitrittsverhandlung mit der Türkei kappen und sich für ein koordiniertes Anti-Krebs-Programm, oder die Stärkung der EU-Außengrenzen einsetzen. Das ist doch ein klares Angebot, sich daran messen zu lassen“.

Sich selbst bei einer der geplanten Großveranstaltungen im Blitzlichtgewitter rund um den Spitzenkandidaten zu sonnen, plant Czakalla nicht. Vielleicht wird er den prominenten Parteifreund ab und zu bei Veranstaltungen dabei haben, als Pappkameraden – schließlich sei Weber Sympathieträger und in seinen politischen Zielen im wesentlichen deckungsgleich mit denen Czakallas.

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