Menschen
Der „König“ hat nun ein Amt

Siegfried Mathes aus Waldmünchen zieht schon seit Jahren alle Augen bei der Messe zum Gedenken an Ludwig II. auf sich.

15.06.2018 | Stand 16.09.2023, 6:06 Uhr

Nur einmal durch die Haare streichen und Siegfried Mathes sieht König Ludwig II. noch ähnlicher. Seit einem Jahr ist der Wahl-Waldmünchener Vorsitzender der Vereinigung „Ludwig II. – Deine Treuen“ und somit für die Organisation der Gedenkmesse zum Todestag verantwortlich. Diese fand am Sonntag statt. Foto: Schoplocher

Der See... die Perspektive...das Licht... Sofort ist man hineinversetzt in die Szenen, die sich am vergangenen Sonntag in Berg am Starnberger See abgespielt haben. Oder gar in die, die sich an jenem schicksalshaften 13. Juni 1886, als König Ludwig II. tot im Wasser aufgefunden wurde. Das liegt nicht nur daran, dass Siegfried Mathes auch noch Tage später ergriffen von der Gedenkmesse erzählt, sondern vor allem auch am Aussehen des 66-Jährigen. „Als wäre der Kini auferstanden“, schrieb erst wieder eine große deutsche Tagesordnung.

Siegfried Mathes ist der Rummel um seine Person eigentlich zuviel. „Ich bin ein zurückhaltender Mensch und lebe auch zurückgezogen“, sagt der studierte Maschinenbauingenieur. Einmal im Jahr allerdings stellt er sich seinem „Schicksal“: Bei der Gedenkmesse zu Ludwigs Todestag, immer an dem Sonntag, der dem 13. Juni am nächsten kommt. In diesem Jahr gab es zwei Besonderheiten, zum einen wurde die über Jahre und mit Millionenaufwand sanierte Votivkapelle wieder geöffnet. Zum anderen zeichnete der Wahl-Waldmünchener für die Organisation verantwortlich. Dies gehört zu seinen Aufgaben, seit er im vergangenen Jahr den Vorsitz der 1913 gegründeten Vereinigung „Ludwig II. – Deine Treuen“ übernommen hat.

Für Mathes eine Auszeichnung, zumal seine Ernennung einstimmig erfolgte und „weil ich das geschafft habe, ohne mich vorzudrängen“. 1986, zum 100. Todestag des Märchenkönigs, hatte der heute 66-Jährige die Gedenkmesse das erste Mal besucht. Damals habe er schüchtern abseits gestanden, nach und nach sei er ins Rampenlicht gewandert – vor allem, weil er durch seine auffallende Ähnlichkeit Aufmerksamkeit erregte. „Irgendwann stand ich im Mittelpunkt“, erinnert er sich.

Bewegend: Die Bayernhymne

Damals wie heute ist es das gemeinsame Gedenken an den Monarchen, das ihn bewegt. „Vor allem die Bayernhymne, die am Ende gesungen wird und bei der man spürt, wie sehr die Menschen ergriffen sind.“ Doch auch die Kranzniederlegung und der Moment, in der sich eine drei Meter hohe Metallseerose öffnet und der Kopf des Königs erscheint, sind Höhepunkte.

Richtig genießen habe er den Gottesdienst, der erstmals wieder in der sanierten Kapelle stattfand, und die Feier erst gegen Ende können. „Ich war schon ziemlich angespannt“, gibt Mathes gerne zu. Zwar habe er Ablauf und viele Personen gekannt, da seine Vorgängerin aber krankheitsbedingt keine richtige Übergabe machen konnte, „musste ich mir alles erarbeiten“. Was bedeutete, dass Fahnenabordnungen ebenso zu koordinieren waren wie Blechbläser.

Bei dem Blumenkranz für das berühmte Kreuz im Wasser und das Bouquet für die Säule war das ein vergleichsweise einfaches Unterfangen. Beides kam aus Waldmünchen. „Der Thomas Bauer hat das ganz toll gemacht“, lobt Siegfried Mathes.

Bis auf zwei Kleinigkeiten klappte alles, blickt er zurück. Nur das Mikrofon war schwierig zu bedienen und aus dem Hause Wittelsbach waren viele verhindert, so dass es Christoph Prinz von Bayern und seiner Frau Gudila vorbehalten war, die Familie zu repräsentieren.

Mit Ausnahme ausgewählter Auftritte – etwa, als eine Schule einen „Kini“ für ein Filmprojekt brauchte – nutzt Siegfried Mathes seine Ähnlichkeit kaum, um die Rolle des Märchenkönigs zu schlüpfen. Wenngleich für jemand anderen die Verlockung groß wäre, schließlich sei ihm schon so manches Angebot als Double ins Haus in Heinzlgrün geflattert. „Den Trubel mag ich nicht“, stellt er klar.

Die eigene Handschrift

So blieb ihm am Gedenktag das Halten einer Rede „glücklicherweise“ erspart, das übernimmt traditionell der Vorsitzende des Landesverbands der Königstreuen in Bayern, derzeit Stefan Jetz. „Ich freue mich schon auf nächstes Jahr“, sagt Siegfried Mathes, nachdem alles so gut abgelaufen ist. („Wir hatten auch noch Kaiserwetter!“). Der Vorsitzende möchte dann anfangen, neue Akzente zu setzen, etwa durch das Einbinden von Jungen und Mädchen in Tracht. Auch – um dadurch Nachwuchs für die derzeit rund 60 Mitglieder zählende Vereinigung zu generieren. Diese sind die ganze Welt verteilt „und manchmal ist die Verehrung außerhalb Bayerns größer als hier“, berichtet der Waldmünchener.

Schon als Kind sei er „Wiggerl“ genannt worden, wie oft er angesprochen wurde und sich Menschen mit ihm haben fotografieren haben lassen – auch in seiner neuen Heimat – , weiß er nicht mehr. Ludwig II. verehrt er, ob er es allerdings ernst meint, wenn er sich für Bayern die Monarchie zurückwünscht? Das ist Mathes’ Geheimnis, wie er auch über die Guglmänner, einem Geheimbund, nichts verrät. Schließlich heißt es schon vom König: „Ein ewig Rätsel will ich bleiben“.

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