Menschen
Der Motor der Verkehrswacht

Alfred Klingseisen setzte alles daran, dass der Verein in Bad Kötzting nicht unterging. Jetzt wurde er 80 Jahre alt.

07.05.2021 | Stand 16.09.2023, 3:13 Uhr
Martin Schönhuber
Der Jubilar Alfred Klingseisen (Mitte) mit dem Vorsitzenden der Gebietsverkehrswacht Bad Kötzting, Gert Jablonski( li.) und dessen Stellvertreter Harald Loderbauer −Foto: M. Schönhuber

Eigentlich hätte Alfred Klingseisen eine große Feier zu seinem 80. Geburtstag bekommen, wenn Corona sie nicht verhindert hätte. Auch wenn die Kreisverkehrswacht im Altlandkreis Kötzting schon 1952 gegründet wurde, ohne Alfred Klingseisen, der zusammen mit seinem Vater zu den Gründungsmitgliedern zählte, gäbe es sie schon lang nicht mehr.

Alfred Klingseisen betreute als aktives Mitglied sowie als erster und zweiter Vorsitzender unermüdlich die elf Gemeinden des Altlandkreises Kötzting mit seinen 13 Kindergärten und 16 Schulen. Er war dabei, als 1971 die neue Straßenverkehrsordnung eingeführt wurde, und betreute zusammen mit der Polizei 1200 Verkehrsteilnehmer in sieben verschiedenen Veranstaltungen.

In Lam und Kötzting wurden zum Beispiel technische Sicherheitselemente wie Warnblinkanlage, Nebelschlussleuchte, Warndreieck, Feuerlöscher und Halogenscheinwerfer – heute alles Selbstverständlichkeiten – den Kraftfahrern vorgestellt. Damals wurden sogar Unfälle in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz simuliert, um das richtige Verhalten am Unfallort zeigen zu können.

Initiative von Karl Seidl

Auch die Organisation der Verkehrswachten musste angepasst werden. Auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Karl Seidl wurde 1977 die Gebietsverkehrswacht Kötzting in der Jahnhalle mit ihrem jetzigen Zuständigkeitsbereich gegründet. Wie wichtig die Arbeit der Verkehrswachten schon damals war, zeigt sich an der Tatsache, dass man jährlich 20 000 Verkehrstote in Deutschland zu beklagen hatte.

Nachdem es die erste Jugendverkehrsschule bereits seit 1975 in Bad Kötzting gab, wurde 1999 eine solche auch in Lam eingeweiht. Alfred Klingseisen war unter anderem als Moderator des Bundesprogramms „Kind und Verkehr“ sowie als Moderator für Fahrradhelme und als Projektleiter „Kindergarten und Sicherheit“ im Dauereinsatz. Die Verkehrssicherheit von Kindern und Jugendlichen lag ihm stets besonders am Herzen. Er organisierte jährliche Verkehrssicherheitstage an den Schulen und betreute intensiv die Schülerlotsen.

Immer wieder wurden in Schulen und Kindergärten Informationsveranstaltungen mit allgemeiner Verkehrsaufklärung abgehalten. Dabei wurden neue Vorschriften und neue Verkehrszeichen vorgestellt sowie Unfallsituationen geschildert.

Darüber hinaus entwickelte Alfred Klingseisen unterschiedliche Programme bei den Verkehrssicherheitstagen für die 1. und 2. Klassen sowie für die 3. und 4. Klassen zur Umsetzung der Theorie in die Praxis. Die Jugendverkehrsschulen in Bad Kötzting und Lam sowie den Verkehrskindergarten der Kindergärten Heilig Geist und Königin der Engel in Bad Kötzting würde es ohne Klingseisens Einsatz nicht geben. Und sorgte er beständig dafür, dass sie inklusive Ausstattung auf dem neuesten Stand blieben. Im Verkehrsausschuss der Stadt Bad Kötzting war seine Mitarbeit sehr gefragt, seine Anregungen und Verbesserungsvorschläge wurden dankbar entgegengenommen.

Berühmt und beliebt waren seine Trainingskurse zum Thema „Sicheres Motorradfahren“, für die Alfred Klingseisen mit dem Verkehrssicherheitspreis ausgezeichnet wurde. 2015 entwickelte er ein Lernprogramm für Geflüchtete, um diesen die deutschen Verkehrsregeln und das richtige Verhalten im Straßenverkehr nahezubringen. Er organisierte Übersetzer und sorgte mit diesen zusammen dafür, dass das Programm heute in den acht unter Migranten meist verbreiteten Sprachen zur Verfügung steht.

Verein vor der Auflösung

Trotz aller Bemühungen stand 2014 das Ende des Vereins kurz bevor. In einer eindrucksvollen Aktion und unter Aufbietung aller Energie gelang es Alfred Klingseisen damals, in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Bad Kötzting den Verein zu stabilisieren, einen neuen Schatzmeister zu finden und die Gebietsverkehrswacht weiterzuführen. Doch schon 2018, nachdem der inzwischen neue Vorsitzende nicht mehr kandidierte, stand der Verein erneut vor seiner Auflösung. Alfred Klingseisen setzte sich trotz Gesundheitsprobleme und schwerer Sorgen um die Gesundheit seiner Frau erneut mit aller Kraft für einen neuen Vorstand ein, was 2019 auch gelang.

So kann Alfred Klingseisen zu seinem 80. Geburtstag beruhigt auf sein Lebenswerk, den Verein „Gebietsverkehrswacht Bad Kötztinger Land“, blicken. Auch wenn aufgrund der Corona-Pandemie das gewohnte Vereinsleben zum Erliegen kam, konnte die Gebietsverkehrswacht wenigstens drei kleine „Achtung Kinder“-Männchen im Bereich des Marktes Lam, seiner Heimatgemeinde, aufstellen.

Die große Aktion, eine gebührende Geburtstagsfeier, wird die Gebietsverkehrswacht Bad Kötztinger Land für ihren unermüdlichen Kämpfer Alfred Klingseisen nachholen – auf jeden Fall.