Reiter-Prozession
Der Tradition verpflichtet: Martiniritt in Miltach zum Patrozinium

07.11.2022 | Stand 15.09.2023, 3:01 Uhr
Die Miltacher Gruppe an der Spitze der Reiterprozession −Foto: Fotos: Erwin Vogl

Im Regentaldorf wird am Samstag zum Pfarrpatrozinium wieder der althergebrachte Martiniritt veranstaltet. Die Verantwortlichen fühlen sich der Tradition verpflichtet.

Die notwendigen Änderungen in den letzten Jahrzehnten geschahen stets behutsam, so beispielsweise die Verlegung auf einen Samstag oder der Routenverlauf in Richtung Tiefental, wobei sich die Maria-Hilf-Kapelle als geeignete Station bei der Prozession erwies. Bei günstigem Wetter finden sich wieder viele Besucher ein.

Um 8.15 Uhr ziehen die Ehrengäste vom Gerätehaus mit den Vereinen zur Kirche, um 8.30 Uhr beginnt der Festgottesdienst. Um 9.45 Uhr formiert sich die Prozession, wobei die Reiter in Tracht den Zug anführen. Bei einer geistlichen Station vor der Mariahilf-Kapelle verkündet der Priester das Johannes-Evangelium.

Ehrung langjähriger Rittteilnehmer

Nach der Rückkehr der Prozession sind am Kirchplatz Ansprachen, Ehrungen treuer Teilnehmer und die Segnung der Reiter und Pferde. Zum Abschluss intoniert die Blaskapelle die Bayernhymne. Zur Sicherheit der Festbesucher ist die Hauptstraße von 8.30 bis 11.30 Uhr gesperrt.

Nach dem Festakt ziehen Geistlichkeit, Ehrengäste und Vereinsmitglieder zum Mittagessen in die Mehrzweckhalle. Die Bevölkerung ist auch zur weltlichen Feier eingeladen. Die Besucher werden bis 17 Uhr von den Weiß-Blau-Königstreuen mit Blasmusik unterhalten. Die Bewirtung übernimmt Caterer Schreindorfer aus Warzenried. Der Trachtenverein bietet ein Kuchenbuffet mit Kaffeeausschank zur Finanzierung seiner abendlichen Veranstaltung an. Ab 18 Uhr spielen „Die Sechs lustigen Fünf“ für die Kirtabesucher. Der Eintritt ist frei.

Geschichte des Martini-Ritts

In geselliger Runde tauchen immer wieder Fragen über verschiedene Ereignisse auf: „Wann war das?“ Nicht anders ist es, wenn „Experten“ über Ablauf oder Änderungen beim Martiniritt diskutieren. Für die zurückliegenden Jahrzehnte soll folgendes festgehalten und dokumentiert werden:

1961 ging der Ritt über die Bahnhofstraße bis zum Anwesen Rudolf Röhrl (jetzt Hirtreiter). Die Route erwies sich aus verschiedenen Gründen nicht als vorteilhaft.

1968 wurde erstmals der Ritt vom eigentlichen Martinstag auf Samstag verlegt: Ist der 11. November ein Mittwoch, Donnerstag oder Freitag, wird der Ritt auf 14. verlegt. Ist der 11. November ein Sonntag, Montag oder Dienstag, ist der Ritt am 8. November.

1974 und 1975 waren die Gottesdienste wegen der Kirchenerweiterung in der Schulturnhalle, die Prozession begann in der Bahnhofstraße. Die weitere Route verlief über die Waldschmidtstraße zur Racklschusterwiese.

1980 trug Josef Zistler letztmalig das Reiterkreuz, im folgenden Jahr übernahm Franz Martin jun. das Amt. 1992 gab es den ersten Teilnehmerrekord mit 212 Reiter. Erstmals fand die Abschlussfeier wieder am Kirchplatz statt. 1995 bestieg Pfarrer Gotthard Weiß aus Hofkirchen erstmals die Kanzel und predigte.

Zwei Reiter im Coronajahr 2020

1996 bildete sich das Martiniritt-Komitee mit der Aufgabe, die Veranstaltung vorzubereiten. 1998 wurde ein neuer Prozessionsweg eingeführt. Die Reiter zogen auf dem Radweg bis Tiefental, die geistliche Andacht fand bei der Kapelle statt.

2000 erreichte die Reiterzahl mit 254 einen erneuten Rekord.

2001 beschaffte die Gemeinde mit Unterstützung der Reiter eine Martinsstandarte, die mitgeführt wird. 2006 ritt Generalvikar Michael Fuchs mit. 2010 beteiligten sich wegen der Pferdeseuche im Landkreis Cham nur 121 Pferde. 2015 fand die weltliche Feier zum Kirchweihfest erstmals in der Mehrzweckhalle statt. 2019 ehrte Bischof Voderholzer den Jubiläumsritt durch seine Teilnahme. Im Corona-Jahr 2020 beschränkte sich der Martiniritt auf zwei Reiter.

− kvg