Glaube Der Wetterheilige
Reliquien des Evangelisten Markus ruhen in Venedig sowie auch auf der Insel Reichenau im Bodensee.

Cham.Der heilige Markus ist einer der vier Evangelisten. Wir erkennen ihn mit seinem Attribut, dem Löwen, einem aufgeschlagenen Buch und einer Feder in der Hand. Seit dem 12. Jahrhundert feiert die Kirche sein Fest am 25. April. Die Bittprozession (Litaniae majores), die an diesem Tag in bestimmten Regionen stattfindet, hat nichts mit dem Heiligen zu tun. Sie nahm vielmehr, mit christlichem Inhalt erfüllt, die Stelle des am gleichen Tag abgehaltenen heidnischen Umzugs ein, der dem römischen Gott Robigus, dem Beschützer der wachsenden Saat, galt.
Markus war ein zum Christentum bekehrter Jude. Als Angehöriger des Stammes Levi wurde er als Johannes Markus geboren und war der Sohn einer Maria, in deren Haus die frühen Christen sich während der Zeit der Christenverfolgung aufhielten. In seinem Elternhaus soll der Überlieferung nach auch das letzte Abendmahl stattgefunden haben.
Markus kam wahrscheinlich unter dem Einfluss von Petrus zum Christentum und wirkte von da an als dessen Dolmetscher, da Petrus kaum griechische Sprachkenntnisse besaß. Markus zog im Jahr 44 mit seinem Vetter Barnabas und Paulus von Jerusalem nach Antiochien in Pisidien. Er trennte sich wieder von Paulus, wie es die Apostelgeschichte in 12, 25 und 15,38 berichtet, und begleitete Barnabas um das Jahr 50 auf der Reise nach Zypern. Die Apostelgeschichte berichtet, dass sich Paulus weigerte, Markus weiter auf der Missionsreise mitzunehmen. Wir wissen, dass Paulus in Rom festgenommen und zum ersten Mal ins Gefängnis geworfen wurde. Markus traf sich mit Paulus, und sie versöhnten sich wieder. Das berichtet der Kolosserbrief 4,10. Der Legende nach war es Paulus, der Markus drängte, die Geschichte des Jesus von Nazareth aufzuschreiben, ein Evangelium zu verfassen. Dazu schickte er ihn nach Auquilea und anschließend nach Alexandria, um auch das Evangelium zu verkünden.
Markus verdanken wir das Markus- evangelium, dem kürzesten unter den vier Evangelien. Der Überlieferung nach zog er um 65 eben nach Alexan-dria. Der Ursprung der koptischen Kirche geht auf ihn zurück. Sein Evangelium enthält weder eine Kindheitsgeschichte noch eine Bergpredigt. Es beginnt mit dem Bußprediger Johannes, der seine Stimme „wie ein Löwe“ in der Wüste erschallen ließ. So wurde auch der Löwe sein Attribut, durch das Markus an jeder Kanzel zu erkennen ist.
Zu Alexandria soll er im Jahr 67 den Märtyrertod gestorben sein. 829 wurden seine Reliquien nach Venedig gebracht. Die Lagunenstadt weihte ihm ihre schönste Kirche, und der Heilige mit den Flügellöwen wurde zum Schutzpatron der mächtigen oberitalienischen Stadt. Zwischen 1063 und 1073 entstand der Dom San Marco. Der Legende nach soll ein Maurer vom Gerüst gefallen, nach seinem Gebet zu Markus aber unverletzt geblieben sein; deshalb wurde Markus Patron der Maurer. Markusreliquien liegen aber auch seit 830 auf der Insel Reichenau im Bodensee. Und auch in anderen Gebieten hat man ihn schon früh verehrt.
St. Markus gilt vor allem als Wetterheiliger. Sein Kalendertag ist gefürchtet, weil er häufig unliebsame Überraschungen bringt. So trifft der Spruch „Sankt Marx bringt oft noch Arg’s!“ Dabei sehen wir auch, dass Namensableitungen wie eben der Familienname „Marx“ eine Kurzform von Markus ist. Oder „Ist St. Markus kalt, ist auch die Bittwoch kalt!“ oder „Solange die Frösche vor Markus geigen, so lange sie nach Markus schweigen“. Ähnlich wie am Georgstag (23. April) wird auch am 25. April mit Kälte gerechnet, und diese wird durch jahrhundertelange Erfahrung immer wieder bestätigt. (csp)
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