Musik
Die Band Atomic kämpft mit Corona

Das vierte Album der Further Indie-Band steht auf der Kippe. Rainer und Thomas Marschel starten einen Spendenaufruf.

04.06.2020 | Stand 16.09.2023, 5:02 Uhr
Julia Stoiber
Die Band Atomic, die gerade ihr viertes Album aufnimmt −Foto: Julia Stoiber/Julia Stoiber

„Wir hätten niemals gedacht, dass einmal eine Zeit kommt, wo wir Fünf nicht wissen, wann wir das nächste Mal Applaus bekommen“ – diese Aussage stammt von den Mitgliedern der Band Atomic. „Diese kurze Geste der Wertschätzung des Publikums am Ende eines Songs zeigt uns, dass wir unseren Job gut machen. Umso trauriger für uns, dass uns das Virus genau das genommen hat. Für uns eine Zeit der Stille… Eine bittere Pille, die wir daher zu schlucken haben.“ Zwei Atomic-Mitglieder stammen bekanntlich aus Furth im Wald, die Zwillinge Rainer und Thomas Marschel. Für sie stand schon im Kindesalter fest, mit Musik einmal ihr Geld zu verdienen.

Auslöser war der Besuch eines Oasis-Konzerts 1996 in München. „Es war das Schlüsselerlebnis für unsere Karriere. Wir hatten ab diesem Zeitpunkt fest vor, nicht nur Musik zu machen, sondern auch so berühmt zu werden, was ganz gut geklappt hat“, sagt Thomas Marschel. Die Zwillinge gründeten mit drei Schulfreunden eine Band, mit der sie 1999 ihren ersten Auftritt im Baysaal hatten.

Further feierten schnell Erfolge

Mittlerweile kann Atomic auf über 300 Konzerte in ganz Deutschland, aber auch in Österreich, der Schweiz, Tschechien und England zurückblicken. Für eine deutsche Gitarrenpop-Band ein Mammutprogramm, mit dem sie sich einen mehr als nur soliden Ruf in der deutschen Indie-Gitarren-Szene erarbeitet haben. Und „Indie“ und „erarbeitet“ sind hier keine leeren Worthülsen: Statt aus Hamburg, Berlin oder Köln kommt die Band aus dem tiefsten Bayerischen Wald. Von hier aus machten sich die beiden Zwillingsbrüder Thomas und Rainer Marschel im Jahr 2000 auf, um ihren Traum zu verwirklichen.

Nach dem ersten Besuch im Atomic Café in München stand für sie fest, ihre Band Atomic zu taufen. Dass sie für ihren Erfolg weder auf vorhandene Strukturen noch auf Kontakte zurückgreifen konnten, war für Atomic immer mehr Ansporn als Hindernis. In bester „Mach es selbst“-Manier legten die Musiker los und feierten im Jahr 2002 mit der ersten Veröffentlichung – der EP The Big Issue – mehr als nur Achtungserfolge.

Das Album:Spenden:
Atomic nimmt aktuell ihr viertes Album in Nürnberg auf. Es soll größtenteils aus Eigenkompositionen bestehen. Das Grundgerüst steht bereits: Die verschiedenen Instrumente sind schon eingespielt. Sie müssen nun aber noch abgemischt werden. Das Album soll 2021 veröffentlicht werden. Weil die Bandmitglieder es selbst finanzieren und ihnen gerade alle Einnahmen wegbrechen, steht es aber auf der Kippe.Wer die Musiker unterstützen möchte, kann das per Paypal mit der Mail-Adresse atomic_the_band@hotmail.com oder per Banküberweisung an die IBAN DE04 7814 0000 0245 9352 00 tun. Als Dankeschön wird jeder Spender mit komplettem Namen im CD/LP Booklet des neuen Albums erwähnt. Die Band freut sich über jede Unterstützung und hofft, dass es bald wieder weitergehen kann.

Auf ihr Debüt-Album Wonderland Boulevard von 2005 folgte 2008 die Platte Coming Up From The Streets. Eingespielt haben die Zwillinge ihr zweites Album mit neuer Besetzung. Zum festen Kern, den Brüdern Thomas (Gesang) und Rainer Marschel (Gesang und Gitarre), kamen die drei Neumarkter Dominik Teubert (Bass), Daniel Mederer (Gitarre) und Benedikt Schweiger (Schlagzeug).

Das Album wurde im Telstar Studio München produziert, wo beispielsweise schon die Band Arctic Monkeys Aufnahmen für ihr Debüt gemacht hatte. Das bereits dritte Album von Atomic, Heartbeater, wurde ebenfalls in München aufgenommen und produziert und 2011 veröffentlicht. Auf der Platte haben unter anderem die Künstler Thees Uhlmann und Diane Weigmann mitgewirkt. Derzeit sind Atomic in Nürnberg im Studio, um ihr viertes Album aufzunehmen. Es soll im nächsten Jahr veröffentlicht werden. Doch die Produktion ihrer neuesten Platte wackelt.

Geld für neues Album fehlt

Gagen, Gema-Einnahmen und Merchandise-Verkauf der ursprünglich geplanten Auftritte fallen wegen Corona erst einmal weg. Zwar möchte Atomic diese auf jeden Fall nachholen. Akut hilft das aber nicht. Die Bandmitglieder, die auch ihrem Beruf als DJs und Eventpromoter nicht mehr nachgehen können, wollten ihr kommendes Album größtenteils selbst finanzieren.

Doch es ist ein enormer Betrag, der ihnen jetzt fehlt. Zumal Musiker und andere Künstler unter den Ersten waren, die pausieren mussten, und wohl auch die Letzten sein werden, die wieder anfangen dürfen. So werden die Atomic-Mitglieder lange nicht mehr ihre Fans mit ihrer Musik, die an die 60er erinnert und klanglich in Richtung Rolling Stones und Beatles geht, begeistern können.

Die Band, die aus Vorsichtsmaßnahmen nicht gemeinsam proben darf, hätte niemals damit gerechnet, dass Covid-19 sich so lange zieht und sie deshalb für ihre Fans keine Konzerte mehr spielen dürfen. Damit sie ihr neues Album finanzieren können, haben sie einen Spendenaufruf gestartet: Freunde, Fans und alle anderen, die Atomic unterstützen wollen, können einen beliebigen Betrag beisteuern. So hofft die Band, ihr neues Album, das fast ausschließlich aus Eigenkompositionen besteht, finanzieren zu können. Denn Atomic erhält laut eigenen Angaben keinerlei staatliche Unterstützung. (fsj)