Spielzeug
Die Erinnerungen an Barbie bleiben

Susi Nock und Petra Schoplocher erzählen, wie sehr sie die Kult-Puppe in den 80er-Jahren geprägt hat.

08.03.2021 | Stand 16.09.2023, 4:14 Uhr
Noch einmal Kind sein! Susi Nock (rechts) und Petra Schoplocher haben die Barbiepuppen rausgeholt, Susi Nock die ihrer Nichte Maja. Aus Zufall sind sie über den Welttag der Barbie am 9. März gestolpert — die perfekte Gelegenheit, von den schönsten Erinnerungen zu erzählen. −Foto: Evi Preissig

Am 9. März ist Welttag der Barbie: Die Erinnerungen, die mit der Plastik-Puppe aus dem Hause Mattel verbunden sind, prägen bis heute. Etwa Susi Nock und Petra Schoplocher. Dabei erinnern sich an die 1980er-Jahre und stellen fest, dass Cousinen wunderbar sind und sogar Philosophie im Spiel ist.

Die Erinnerung von Susanne Nock

Barbie...! Eigentlich müsste jetzt ein Emoji mit Herzchen-Augen kommen, aber das geht ja in der Zeitung nicht.

Angesteckt vom Barbie-Fieber wurde ich sicherlich von meiner großen Schwester Evi, das Puppen-Gen grundsätzlich wurde uns von Mama in die Wiege gelegt. Wobei Mama mehr die schönen alten Porzellan-Puppen gefallen haben und nicht die „langhaxerten Dogga‘n“, wie sie immer zu unseren Barbies sagte.

Ausgebaut wurde Barbie dann mit meiner Seit-Kindergarten-Freundin Gaby, die hatte sogar einen Mini-Pool für die Barbies (wobei wir das Wort „Pool“ noch nicht kannten und es deshalb einfach das kleine Freibad war). Mit einem Knopf konnte man eine kleine pumpen-getriebene Dusche betätigen. War das eine Sauerei im Kinderzimmer, bis alle Barbies geduscht waren…!

Einige Jahre lang stand an jedem Geburtstag, Oster- und Weihnachtsfest „Barbie“ auf der Wunschliste, das überschaubare Taschengeld floss in neue (Braut-)Kleider. In der Keller-Etage des Kaufhauses Reitmeier war ich Stamm-Anschauerin, die pinken Verpackungen hatten eine große Anziehungskraft. Auf dem Dachboden in meinem Elternhaus entstand ein Barbie-Land – mit Rockstar-Studio, Schönheitssalon, Küche, Hunden und jeder Menge Pferde inklusive (Hochzeits-!)Kutsche. Was Mattel nicht herstellte, wurde improvisiert mit Schachteln, Bauklötzen, Schnüren oder einfach imaginär. Mit kindlicher Fantasie ist alles möglich.

Dank zweier Brüder war aber nicht nur Puppenspielen angesagt; ich lernte auch, wie man mit Schweizer Krachern Sofakissen sprengt oder Mofas auffrisiert. Also eine vollkommen geschlechterneutrale Kindheit!

Irgendwann war die Barbie-Zeit vorbei und ich habe alles verkauft oder verschenkt – vielleicht in weiser Voraussicht, dass ich zwei Söhne bekomme und es nicht lohnt? Dank meiner Nichten findet sich aber immer irgendwo was mit Barbie, allerdings nur noch auf dem Dachboden.

Was man beim Barbie-Spielen lernt? Erstens: Abgeschnittene Haare wachsen bei Barbie nicht mehr nach (meine Schwester hatte mich gewarnt!), zweitens: vom High-Heels-Tragen bekommt man irgendwie komische Vorfüße, drittens: Legt man bei endlosen Dialogen zwischen Barbie und Ken auch dem Mann die passenden Worte in den Mund, ergibt das ein äußerst harmonisches Paar, das tatsächlich täglich heiraten kann!

Susanne Nock ist Waldmünchnerin mit Leib und Seele. Seit vielen Jahren schreibt sie für das Bayerwald-Echo. Als die Idee für diese Geschichte aufploppte, war sie sofort dabei. Im wirklichen Leben ist sie Verwaltungsleiterin bei kifas und MGH-Projektleiterin.

Die Erinnerung von Petra Schoplocher

Ein Gedanke an Barbie, und schon taucht meine Schulfreundin Angie vor meinem geistigen Auge auf. Wir waren ungefähr zehn damals. Und Angie hatte es: ein Barbie-Haus, und was für eines! Womit nebenbei die Mär von mir als verwöhntem Einzelkind ins Nirvana geschickt wäre; wie hab’ ich mir dieses Haus gewünscht! Aber gut...

Ehe jetzt Mitleidstränchen tropfen: Die Ballkleid-Barbie hab’ ich bekommen, meine Oma hat sie mir eines Tages für ein gutes Zeugnis geschenkt (Kinder, aufgemerkt: Es lohnt sich manchmal, ein bisschen zu streben.)

Neben Angie waren meine Cousinen diejenigen, mit denen ich wahrscheinlich am meisten gespielt habe. Haken eins: Die haben neben meinen Großeltern in Regensburg gewohnt, ich damals in Franken. Ich glaube, die haben mitunter ganz schön unter mir gelitten, ich erinnere mich ein ums andere Mal daran, dass ich gequengelt habe, weil ich weiterspielen wollte. Haken zwei: Birgit und Evi sind deutlich älter, ständig war die Frage, wann und wie Ken und Barbie heiraten, oder besser gesagt, wer ihn mit seiner Schönen bekommt. Es ist übrigens ein Gerücht, dass wir Mädels da das Intrigenspinnen lernen würden!

Als meine Tochter ins Barbie-Alter kam, war es leider vorbei mit der Nostalgie. Statt improvisierten und selbstgebastelten Möbeln (natürlich auch von Monchichis genutzt!) und Gegenständen sowie von der Oma gehäkelten Klamotten (jeder 80-er Jahre Fan würde bei dem Frottee-Schlafanzug meiner Blondine heute noch blass) „Rundum-Pakete“, deren Menge im Regal lediglich von der Legomenge (der gleiche Trend, kommt mir gerade) übertroffen werden.

Für heutige Dreikäsehochs muss es unvorstellbar sein, dass eine Tupperschüssel zu einem Pool umfunktioniert werden kann. Was – ich erinnere mich an einen Sonntag, als Essen übrigblieb – zu ernsthaften familiären Verstimmungen gesorgt hat. Und heute? All-inclusive-Sets! Barbie mit Sofa, Barbie mit Pferd, Barbie mit... und ganz viel (zu viel, sorry, Maja!) Prinzessinnen, zu viel Glitzer. Aber, wer weiß, vielleicht musste sie diese Phase aber auch kurz durchlaufen, um heute schon das Gesicht zu verziehen, wenn auf einem Schmuck- oder Kleidungsstück auch nur ein Hauch Funkeln zu erkennen sein könnte. Wobei: Ein klein wenig Glimmer täte uns ganz gut ... Ich glaub’, ich muss kurz mal in den Keller.

Aus drei oder vier Barbies der eigenen Kindheit sind ein paar mehr geworden, wie Petra Schoplocher bei der „Recherche“festgestellt hat. Genauer gesagt, zwei Kisten. Aber schließlich hat unsere Redakteurin neben drei Söhnen ja auch eine Tochter.