Tradition
Die Maibäume Waffenbrunn stehen wieder

In der Gemeinde Waffenbrunn gab es im Zuge der Brauchtumspflege ein Jubiläum zu feiern – und ein besonders Ereignis.

04.05.2022 | Stand 15.09.2023, 5:34 Uhr
Der Ederer Franz (4. v. re.) mit vielen Gratulanten, unter ihnen auch Bürgermeister Sepp Ederer (5. v. li.) −Foto: Hans Schmelber

Der April 2019 war das letzte Datum, an dem in unserer Region Maibäume aufgestellt worden sind. Jetzt, am 30. April 2022, war es nach langer Corona-Wartezeit wieder soweit für Maibäume, und an allen fünf Orten, an denen unser Mitarbeiter Hans Schmelber war, hatten sich mehr Zuschauer als sonst eingefunden, die das Aufstellen begleiteten und gute Ratschläge gaben.

Eines aber hat sich erhalten: Die Antworten auf die Frage an die Aufsteller nach der Höhe des Maibaums erschienen bei Weitem nicht glaubwürdig. 41 Meter gab Sepp Ederer für den Waffenbrunner Maibaum vor. Die Länge reduzierte sich allerdings im Lauf des weiteren Gesprächs auf 33,5 Meter. Der Bürgermeister gab sowohl in Waffenbrunn als auch später in Rhanwalting den Ton beim Aufstellen an und war um 19.30 Uhr auch noch in Waffenbrunn bei einer Ehrung. Aber ich berichte der Reihe nach.

Der erste Besuch galt dem Ortsteil Balbersdorf, wo der Maibaum noch auf den Böcken ruhte, die Vorbereitungen unter den lautstarken Anweisungen vom Thomas Greil aber bereits voll angelaufen waren. 26,8 Meter, versicherte er glaubwürdig, sei der Baum hoch. Gespendet wurde er von der Gemeinde Waffenbrunn und hergerichtet und geschmückt von der Dorfgemeinschaft. Die Organisation lag in den bewährten Händen der Feuerwehr. Nach dem Aufstellen gab es Grillspezialitäten und Getränke. Und nachdem in Balbersdorf bekannt war, dass der Maibaum in Waffenbrunn schon steht, war es an der Zeit, den Ort zu wechseln.

Alle Dorfvereine halfen mit

Und tatsächlich, schon kurz nach halb fünf, war der Waffenbrunner Maibaum in die Höhe gehievt worden und wurde nur noch im Boden verkeilt. Es gab bereits Bier, um die zum Aufstellen nötigen Kräfte sicherzustellen. Der Baum war wie alle Jahre zuvor eine Spende von Baron von Schacky. Bearbeitet und geschmückt wurde der Stamm von der Dorfgemeinschaft, und beim Aufstellen halfen alle Dorfvereine mit. Die Organisation lag in den bewährten Händen des Heimat- und Trachtenvereins Bayerwald. Auch hier gab es nach dem Aufstellen Grillspezialitäten sowie vielerlei Getränke, und für die musikalische Unterhaltung sorgten Ludwig Ederer, Erich Eberhardt und Gottfried Schießl.

Um 18.15 Uhr war ich in Kolmberg, wo der Baum noch auf den Böcken lag und alle entspannt auf das Aufstellen warteten, das aber dann auch unverzüglich begann. Wie immer lief es unter den bewährten Anweisungen des Ederer Franz, für den es am Samstag der 50. Maibaum war, der unter seiner Regie aufgestellt wurde. Der Baum wurde spendiert von Thomas Rauscher und war zunächst laut Aussage des Seidl Mane 47 Meter hoch, reduzierte sich dann auf 35 Meter und letztendlich auf genau 32,5 Meter. Geschmückt hatten den Baum Frauen und Männer der Dorfgemeinschaft. Die Organisation lag in den bewährten Händen des FFW-Vorsitzenden Albert Seidl . Der Baum stand schon kurz vor sieben kerzengerade im Schacht.

Weiter ging es nach Prienzing, wo der Baum ebenfalls noch auf den Böcken lag. Chef-Aufsteller Erich Panzer war noch mit dem Bulldog unterwegs, um Material zu holen. Alfons Klostermeier war froh, dass sich dieses Mal viele Junge bereiterklärt hatten, beim Aufstellen zu helfen, und nannte das gegenüber unserer Zeitung „fast einen Generationenwechsel“. Die Höhenangabe erfolgte von Martin Rohse mit 35 Metern. „Ehrlich“, versuchte er zu bestätigen. „Der größte den wir je hatten“, legte er nach. Der Maibaum 2022 war eine Spende von Armin Hausladen. Auch in Prienzing hatte die Dorfgemeinschaft ein Zelt aufgestellt und bot Essen und Getränke an.

Jetzt war es an der Zeit, nach Rhanwalting zu fahren, wo der Baum auch noch auf den Böcken lag und alle voller Erwartung auf den Ederer Sepp warteten, der das Aufstellen leiten sollte. Der Baum stammt aus dem Rechtler-Wald und misst nach Angaben von Josef Schwarzfischer 35 Meter, die sich jedoch dann um zwei Meter reduzierten. Auch in Rhanwalting war für Essen und Trinken vorgesorgt, und endlich kam Sepp Ederer und man konnte mit dem Aufstellen beginnen.

Franz Ederers 50. Maibaum

Mich aber zog es danach wieder nach Kolmberg, wo heuer ja der Ederer Franz ein gigantisches Jubiläum feiern konnte. Der Maibaum 2022 war der 50. Baum, der unter seiner Regie aufgestellt wurde. Franz hat 2021 seinen 85. Geburtstag gefeiert und ist immer noch voll aktiv im Dorfleben eingebunden.

Wenn man mal von einer Durchschnittshöhe von 32 Metern ausgeht, hat er in seinem Leben 1600 Meter Maibaum aufgestellt. Dafür erhielt er auch kurz nach halb acht eine kurze Laudatio von Bürgermeister Ederer, der, von Rhanwalting kommend, dem Jubilar herzliche Glückwünsche überbrachte und seinem Lebenswerk Hochachtung zollte. Franz erhielt nicht nur viele Glückwünsche und Anerkennung, Albert Seidl hatte als Präsent ein geschnitztes Pferde-Holzfuhrwerk für den Jubilar dabei.

Und das war in Kolmberg an diesem Abend bei Weitem noch nicht alles. Lautstarkes Klatschen und Jubelrufe wiesen auf ein besonderes Ereignis hin. Harald hatte gleich unter dem Maibaum seiner liebsten Sandra einen Heiratsantrag gemacht und dies auf einer großen Tafel auch schriftlich fixiert. Und Sandra hat mit Tränen in den Augen und einem glücklichen Lächeln auch sofort zugestimmt.

„Komm lieber Mai und mache“ heißt es in einem alten Volkslied, und so wurde heuer der Mai zum Macher vieler Feste – und sogar einer anstehenden Hochzeit. (fsh)