Ereignis
Die neue Realschule: Ein großer Wurf

Beim Spatenstich für den 39-Millionen-Bau in Cham macht sich Vorfreude breit. In die Namensfrage kommt noch einmal Bewegung.

16.05.2019 | Stand 16.09.2023, 5:47 Uhr

So soll die Realschule aussehen: Rechts an das denkmalgeschützte und identitätsstiftende Studienheim St. Josef wird ein Neubau errichtet, verbunden werden beide durch ein lichtdurchflutetes Atrium, dem neuen „Herz“. Im zweiten Bauabschnitt wird eine Turnhalle errichtet. Animation: Architekturbüro Schnabel

„Realschule St. Wolfgang“ steht auf der Bautafel hinter den Ehrengästen, die am Donnerstagmittag symbolisch zum Spaten gegriffen haben. Als Domdekan Johannes Neumüller gleich zu Beginn seines Grußwortes allerdings von dem „möglichen künftigen Namen“ sprach, ahnte mancher schon, was kommen könnte. Und in der Tat bekräftigte der Direktor der Schulstiftung der Diözese kurz später: Hinter St. Wolfgang „können wir heute ein Fragezeichen setzen.“

Die Unruhe um den Namen war aber das Einzige, was die große Freude in den vergangenen Tagen etwas getrübt habe. Die Schulstiftung trete mit dem 39 Millionen Euro teuren Neubau das Erbe der klösterlichen Bildung an, betonte Neumüller die Bedeutsamkeit der Maßnahme.

„Eine Kirche, die Schulen aufgibt, versäumt es, ihre Aufgaben zu erfüllen“, verdeutlichte er. Es gehe um mehr als Lehre, es gehe um eine Lebensform und Lebensraum. Zu der Namensdiskussion machte er ein Gesprächsangebot: Gerne werde man mit Schulverantwortlichen, Förderverein, Eltern und Schülern noch einmal zwei Alternativen diskutieren.

Steine als Symbole

Dann aber war wirklich nur noch Freude: Katholische Schulen, und dann des Engagements der Lehrer speziell die Chamer, hätten das Zeug dazu, besonders fruchtbare Inseln mit christlichem Leitbild sein, betonte er.

Schuldirektor Josef Maier konnte nicht umhin, die riesigen Steine im Herzen der Baustelle als Symbol zu sehen. Für die riesige Aufgabe, die der Schulstiftung der Diözese als Bauherrin der neuen, 39 Millionen teuren, Realschule bevorsteht. Aber auch dafür, dass es nicht reiche, Stein auf Stein zu setzen. Es gelte, den jungen Menschen beste Bildungschancen zu vermitteln; auf den Fundamenten der Ordenstraditionen. Diese werden der aus Gerhardinger- und Maristen-Realschule zusammengelegten neuen Einrichtung ein christliches Profil mit besonderer Couleur verleihen. 111 Anmeldungen für die neuen fünften Klassen ließen rückschließen, dass sich Viertklässler und ihre Eltern auf die neue Schule freuen.

Alle waren sich einig: Dies ist ein denkwürdiger Tag. Landrat Franz Löffler sprach von einem ganz großen Meilenstein und erinnerte daran, dass es seinerzeit die Orden gewesen seien, die die höhere Schulbildung nach Cham gebracht hätten. Er sei dankbar, dass die Schulstiftung die auf den Wertefundamenten der Gerhardinger und Maristen aufgebauten Einrichtungen übernommen habe.

Die Entscheidung, beide Schulen zusammenzuführen, sei von hoher Verantwortung geprägt. „Dieser Standort ist der beste“, meinte er zu dem Ringen in dieser Frage und der nun umgesetzte Entwurf werde den hohen Ansprüchen an werteorientiertes und modernes Lernen gerecht. Mit der neuen Schule werde Bildung in den Mittelpunkt der Gesellschaft gerückt und damit auf den Platz, den sie verdient.

Um die Bedeutung zu unterstreichen, reichte Löffler eine einzige Zahl: 40 Prozent aller Viertklässler im Landkreis wechseln auf eine Realschule.

Auch nur auf eine Zahl, aber eine ganz andere, verwies der frühere Bundestagsabgeordnete Klaus Hofbauer, seit Jahrzehnten Mitglied des Diözesansteuerausschusses. 24,5 Millionen der Gesamtkosten von 39 Millionen würden aus Kirchensteuereinnahmen finanziert. Der entsprechende Beschluss sei einstimmig gefallen und ein klares Zeichen, dass sich die Diözese in Sachen Schule und Bildung stark engagiert.

Den Tag selbst hob Hofbauer noch eine Ebene höher: Es sei ein äußerst wichtiger für die Region, betonte er. Aus jahrelanger Erfahrung könne er unterstreichen, wie segensreich das Wirken der beiden Orden sei und welch hervorragenden Ruf die beiden Realschulen genießen würden.

Studienheim als Solitär

Die Solitärwirkung des Studienheims steht im Mittelpunkt der architektonischen Überlegungen, die bis Sommer 2021 umgesetzt werden sollen, berichtete Architekt Markus Weber vom Büro Schnabel + Partner in Bad Kötzting. Das denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahr 1924 wird bestandsschonend und untergeordnet um einen Neubau Richtung Norden erweitert.

700 Jungen und Mädchen in 24 Klassen, fast 9000 Quadratmeter Nutzfläche und ein Bruttorauminhalt von rund 66 000 Kubikmetern waren die eindrucksvollen Zahlen des Architekten für den ersten Bauabschnitt. Parallel zu den Erdarbeiten, die bis Juni/Juli andauern werden, wird an der Entwässerung gebaut und der Altbau entkernt, wozu auch die Beseitigung von Schadstoffen gehört. Dann geht es an den Rohbau.

Wenn das neue „Zuhause“ bezogen ist, wird die Maristen-Realschule abgerissen und an ihrer Stelle eine Zweifach-Turnhalle errichtet. „2023 soll alles fertig sein“, meinte Weber, der zugleich zugab, dass dies ein sportliches Unterfangen sei. Auch ihm war die Freude anzumerken. Weil es „für uns eine Ehre ist“ und „es nun wirklich los geht“.

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