Baumart
Die Robinie ist ein Import-Schlager
Der Baum aus Nordamerika ist extrem wachstumsstark und ihr Holz von enormer Festigkeit. Perfekt für die Cham-Further Senke.

Cham.Soso, mein Akazienhonig zu Hause ist von einer Akazie, die gar keine ist... Das geht ja schon wieder gut los. Aber Jürgen Köbler ist gnädig und erklärt sogleich, das die Robinie wegen der Blätter- und Blütenähnlichkeit auch falsche Akazie genannt . Das ist nicht das Einzige, das überrascht: Während der Förster Köbler von dem ursprünglich aus östlichen Nordamerika stammenden Hülsenfrüchtler erzählt, ist sie gefühlt überall. Als tief wurzelnder Baum zur Befestigung an Bahndämmen und Dünen, als Holz verwendet vom Weinbergpfahl bis zum Kinderspielplatz.
Nach dem Eukalyptus ist die Robinie die weltweit am zweithäufigsten künstlich angebaute Baumart. Ihren Siegeszug begann sie im 17. Jahrhundert, als sie nach Paris importiert wurde. Benannt ist sie nach Jean Robin, dem Hofgärtner dreier französischer Könige. Es dauerte aber bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, ehe sie in Europa gezielt angebaut wurde. Die größte Rolle als Waldbaum spielt sie in Ungarn (mit stattlichen 280.000 Hektar), Rumänen und Frankreich. In Deutschland kommt sie am ehesten und häufigsten auf den trockensandigen Böden von Brandenburg bis Sachsen vor.
Die Robinie ist sehr anpassungsfähig

Diese kommen der das warme kontinentale Klima und Wärmesommer liebenden Pflanze entgegen. Über acht Grad Jahresdurchschnittstemperatur (die beispielsweise Waldmünchen schon hat) dürfen es gerne sein. Während sie einzelne Nächte mit Minusgraden wegstecken kann, „packt“ sie extrem frostige Winter nicht – was sie in der Höhenlage beschränkt. Weil sie spät verholzt, kann ihr Frühfrost im September wehtun.
Unser Experte
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Zur Person: Jürgen Köbler (55) stammt aus dem Odenwald und engagierte sich schon als Schüler im Naturschutzbund. Nach dem Forstwirtschaftsstudium ist er seit 1990 „diesseits des Cerchovs“ in verschiedenen Funktionen für die Bayerische Forstverwaltung tätig, aktuell als Revierleiter Furth im Wald.
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Verbundenheit: „Mich hat es immer fasziniert, in möglichst naturnaher Landschaft unterwegs zu sein und dort die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Pflanzen, Tieren und Menschen zu beobachten und verstehen zu lernen.“
Die Cham-Further Senke ist für die Robinie ideal, erklärt Köbler. Die lockeren Böden können nährstoffarm sein und wechseltrocken. In ihrer Heimat Nordamerika hat es die Baumart geschafft, einzelne Klimarassen auszubilden – sie scheint also relativ anpassungsfähig.
„Gute Qualität braucht gute Pflege“
Bemerkenswert sind ihre hervorragenden Wuchsanlagen inklusive sehr gutem Stockausschlag und Wurzelbrutfähhigkeit. Das Höhenwachstum ist in den ersten Jahren sehr stark, im Alter von 30 bis 40 Jahren aber schon nahezu abgeschlossen – und das bei einer Höhe um die 25 Meter und einem Gesamtalter von etwa 80 Jahren. Dies alles, gepaart mit ihrer bodenverbessernden Fähigkeiten macht sie zu einer interessanten Alternative, betont Jürgen Köbler. „Gute Qualität braucht gute Pflege“, weist er aber darauf hin, dass man sie nicht sich selbst überlassen sollte. Auch, weil sie sehr konkurrenzstark ist und andere Arten zu bedrängen vermag.
Fast alle Teile der Robinie sind giftig
Dann ist da noch die Schildlaus, die in Reinbeständen gefährlich werden kann. Schälschäden sind am ehesten durch Mäuse, Hasen und Kaninchen zu verzeichnen. Wegen ihrer guten Holzeigenschaften Festig- und Dauerhaftigkeit, Härte und Abriebwiderstand ist die Robinie als Konstruktionsholz für hohe Ansprüche geschätzt. Beispiele sind Mahlwerke, Weinfässer, Werkzeuggriffe und in früheren Zeiten Schiffsmasten.
Aber: Nahezu alle Teile der Robinie sind giftig, warnt der Fachmann – und beispielsweise auch für Pferde. Jürgen Köbler kennt etliche Waldbesitzer, sie sich n den vergangenen Jahren für die Robinie als Aufforstungsbaum entschieden haben. Auffallend; ganz viele waren Imker – weil die Robinie im Verbund als Bienenweide gilt. Da ist er wieder, der Honig von der falschen Akazie, die richtige wächst nämlich in Afrika.