Ortsgeschichte in Grafenwiesen
Die Schambergers beim Schloss

12.06.2022 | Stand 15.09.2023, 4:58 Uhr
Heinz Pletl

Das alte Schamberger-Anwesen auf dem Grund „Schöngarten“

Der Arbeitskreis Dorfgeschichte forscht nachhaltig über die Geschichte der Gemeinde Grafenwiesen. Dazu gehört auch die „Häusergeschichte“, wie sie in Band 3 der Heimatbuchreihe begonnen wurde und nachzulesen ist. Zweck sollte es sein, ideelles Gedankengut mit Fotos und Texten zu vermitteln. Unser Mitarbeiter stieß vor kurzem auf die Geschichte des „Schamberger Hauses“, über die wir nachstehend berichten.

Laut einem vorliegenden Original-Katasterauszug aus der Wendezeit des 19. Jahrhunderts war der Flur-Name, auf dem das Häusl steht, „Schöngartenacker und -wiese“. Heute nennt sich der Flur „Lange Wiese“. Das Grundstück gehörte bis zur Säkularisation zum Schloss Grafenwiesen. Die Wohn- und Wirtschaftsgebäude des Schamberger-Anwesens stehen auf dem ehemaligen Barockgarten.

Besitzübergabe im Jahr 1928

Der Aussage von Franz Schamberger jun. zufolge sind bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die Bablicks als Eigentümer festgehalten. Die Urgroßmutter Anna-Maria Bablick erbte das Anwesen. Nach der Heirat mit Wolfgang Schamberger aus Warzenried ging der Besitz an Wolfgang und Anna-Maria Schamberger (geb. Bablick) über. Im Jahre 1928 erfolgte die Besitzübergabe dann an Johann Schamberger. Gleich im Anschluss daran wurde ein Ehe- und Erbvertrag geschlossen, demnach traten als Eigentümer Johann und Anna Schamberger auf.

Von 1965 bis 2004 nennt Franz jun. seine Eltern Franz und Hermine als rechtmäßige Besitzer, seit 2004 ist das Anwesen in den Händen von Franz Schamberger jun. Der Garten der Schambergers wird heutzutage als Gemüse- (Wurzgarten) und als ein großer Obstgarten genutzt; beide dienen und dienten zur Selbstversorgung. Ein Großteil der Obstbäume musste dem Neubau des Stalles und der Scheune im Jahr 1968 weichen. Drei alte Apfelbäume liefern noch heute duftende Äpfel für die Familie, ebenso gedeiht im bestehenden Gemüsegarten bei guter Pflege zartes Gemüse und im Blumengarten erfreuen bunte Blumen nicht nur die Eigentümer, sondern auch die vorübergehenden Leute. Der Garten ist heute die große Leidenschaft von Hermine.

Das Anwesen mit ein paar Tagwerk Landwirtschaft und Wald bewirtschaftete das Ehepaar Schamberger gerne und hielt auch Kühe, Hühner, Gänse und Tauben. Die Wiesen dienten der Futtererzeugung. Wie der jetzige Eigentümer weiter erzählt, brachten die Felder Hafer für Futter, Roggen für Mehl und Kartoffeln. Der Wald sorgte für Brennholz und Nutzholz für den eigenen Bedarf sowie Streu für die Ställe.

Die Landwirtschaft allein reichte jedoch für den Lebensunterhalt nicht aus, so dass die Urgroßeltern zusätzlich noch Holzspanschachteln herstellten. Daher rührt auch der Hausname „Schachtl-Sepperl“. Die landwirtschaftlichen Flächen mit Hühnern und Färsen werden heute noch mehr oder weniger als Hobby betrieben. Der Waldbestand dient nach wie vor zur Brenn- und Nutzholzgewinnung für den eigenen Bedarf. 1954 wurde ein Großteil des alten Hauses abgerissen und ein Neubau erstellt, dem sich ein neuer Stall mit Scheune anschließt.

Das Aufstellen erfolgte wie früher üblich ohne größere technische Hilfsmittel – sage und schreibe waren 30 Mann, überwiegend von der Zimmerei, beteiligt. Der Abriss des alten Stadels und des Stalles folgte. Im Zuge des Straßenbaues musste leider der alte Backofen weichen. Ende der 60iger/Anfang der 70er Jahre entschloss man sich schließlich für den Neubau einer Garage und eines Heizgebäudes, sowie für die Renovierung und eines Anbaus an das bestehende Wohnhaus. Diese Veränderung zog auch eine Neugestaltung der Außenanlagen nach sich. Franz Schamberger schloss sich den Baufortschritten an und baute gleichzeitig mit der Renovierung des Wohnhauses im Zeitraum von 2007 bis 2012 Dachgauben ein.

Das Leben war hart

Nicht unerwähnt in dieser Geschichte sollte bleiben, dass die Ernährung früher sehr karg war und das Essen hauptsächlich aus Mehlspeisen bestand. Die Eltern besuchten die Volksschulen in Grafenwiesen bzw. Rimbach und Franz danach die landwirtschaftliche Berufsschule in Grafenwiesen. Franz Schamberger jun. erinnert sich, dass die Erstkommunion damals am Weißen Sonntag stattfand. Alle Kinder waren in dieser armen Zeit und besonders am Kommuniontag bei der Zündholzfabrik Allemann eingeladen. Dieses Unternehmen zeigte sich den Bürgern aus Grafenwiesen gegenüber stets sehr großzügig und half in der größten Not. Bei der Firmung wurde der Firmpate oft nicht aus der Verwandtschaft gewählt, sondern nach „Geld und Besitz“ bestimmt.

Die Hochzeiten liefen so ab: Die Mütter der Braut waren – wie auch bei der Hochzeit der Eltern von Franz Schamberger jun., schwarz gekleidet. Die Hochzeit durfte nicht an einem Samstag sein, die Mutter war von der Feier-Teilnahme ausgeschlossen. Die Polterabende fanden getrennt statt.