Forstwirtschaft im LK Cham
Die Tür zum Wald führt über Forststraßen

15.08.2022 | Stand 15.08.2022, 16:00 Uhr

Dr. Arthur Bauer und Dr. Kathrin Böhling (5.v.r. hinten) dankten mit den Teilnehmerinnen am Projekt Fem4Forest Revierförsterin Johanna Gierl (mit Blumenstrauß) für die zwölf informativen Waldbegänge.

Der Wert eines Wirtschaftswaldes wird ganz wesentlich dadurch geprägt, wie die Bäume zur Pflege und Holzernte erreichbar sind. Das erfuhren rund 20 Teilnehmerinnen beim letzten Waldbegang in der Reihe Fem4Forest unter Führung von Revierförsterin Johanna Gierl am Freitag am Kaitersberghang bei Bärndorf.

Wie ein Wald sinnvoll erschlossen wird und welche staatlichen Fördermittel dafür aufgebracht werden können, lernten die „Waldfrauen“ dabei, während Waldbesitzer Walter Pielmeier die Anlage und Pflege von Rückewegen erklärte.

Als Beispiel für eine optimale Walderschließung hatte Johanna Gierl gemeinsam mit Walter Pielmeier eine rund 20 Hektar große Fläche ausgesucht, die von Wölkersdorf aus mit einer rund 3,3 Kilometer langen Forststraße erschlossen ist. Der vor 17 Jahren gebaute Wirtschaftsweg in die Kaitersbergwaldungen wurde seit dem Bau regelmäßig - insgesamt 14 Mal - mit dem R2-Gerät gepflegt, außerdem kamen im Randbereich Mulcher zum Einsatz, erklärte Walter Pielmeier, der sich um die Instandhaltung kümmert.

Die Kosten für diese Pflegemaßnahmen werden aus der Kasse der Jagdgenossenschaft getragen. Johanna Gierl erklärte, dass Forststraßen mit einem Uhrglasprofil oder Dachprofil gebaut werden, das Oberflächenwasser nach Regenfällen in den angrenzenden Graben oder Wald ableitet. Etwa alle 800 Meter werde ein Durchlass eingebaut, durch den das Wasser aus dem Graben abfließen kann. Auf eine mit Bagger angelegte Rohplanie aus gewachsenem Boden werde zunächst eine Tragschicht, dann die Fahrbahndecke mit Frostschutz eingebaut. Sehr wichtig sei, dass eine Forststraße nach Regenfällen abtrocknen kann. Regelmäßige Pflege verhindere Schäden in Form von Schlaglöchern, Ausschwemmungen oder dichtem Pflanzenbewuchs in den Gräben und am Fahrbahnrand.

Mit Zuschüssen von 80 Prozent könne der Forststraßenbau gefördert werden, erklärte Johanna Gierl. Möglich sei eine solche Maßnahme aber nur, wenn alle Anlieger mit dem Bau einverstanden sind und die Restfinanzierung tragen. Walter Pielmeier ließ nach der Trassierung der Forststraße auch mehrere Rückewege in seinen Wald bauen, auch solche Erschließungsmaßnahmen werden bezuschusst und erleichtern die Bewirtschaftung erheblich, wenn eine Befahrung mit Rückewagen bei einer Fahrbahnbreite von rund 3,30 Metern möglich ist.

Bis zu einem Gelände mit 25 Prozent Steigung können auch Rückegassen im Bestand angelegt werden, erklärte Johanna Gierl, sinnvollerweise in Abständen von rund 30 Metern, so dass Vollernter mit ihren Kränen von den baumfreien Gassen aus die zur Fällung vorgesehenen Stämme erreichen.

Schließlich erläuterte die Revierförsterin, wie Samen von Bäumen geerntet und nach entsprechender Begutachtung für die Anlage neuer Wälder verkauft werden.

Am Ende des letzten Waldbegangs in der Fem4Forest-Reihe übergaben Martina Wühr und Lea Holzer an Johanna Gierl als Dank für die lehrreichen Fachvorträge einen Blumenstrauß und als gemeinsam finanziertes Erinnerungsgeschenk eine aus einem Baum geschnitzte Wildsau.