Landkreis Cham
Die Weibsbilder im Interview: Trio feiert 20. Bühnenjubiläum

31.12.2022 | Stand 15.09.2023, 2:19 Uhr
Die Weibsbilder sind (v. li.) Romy Börner, Carolin Juretschka und Susanne Frisch. −Foto: Fotos: Franz Bauer

Schlagfertig, spitzzüngig und charmant: Die Weibsbilder begeistern jedes Publikum mit einer feinsinnigen Mischung aus Kabarett, Comedy und Musik.

Während die hochintellektuelle Gisela (Susanne Frisch) ihr Leben nicht auf die Reihe bekommt, versucht die etwas naive Ursl (Carolin Juretschka) endlich den passenden Mann für sich zu finden. Die biedere Chefarztgattin Edeltraud (Romy Börner) schafft es wiederum mit ihrem stolzen Gehabe, selbst die friedfertigste Person zur Weißglut zu treiben. Am Samstag, 4. Februar, feiert das kecke Trio in der Rodinger Stadthalle nun das 20-Jährige auf der Bühne. Im Interview blicken wir mit den drei Damen auf die vergangenen beiden Jahrzehnte zurück.

Nach der langen Corona-Pandemie scheint sich das kulturelle Leben wieder zu normalisieren. Wie stark habt ihr die Bühne vermisst?

Ursl: Die Bühne, die Weibsbilder, das Publikum, die Vorfreude auf die Show, das Lampenfieber und das wohlige Gefühl nach einem erfolgreichen Auftritt – das alles habe ich wahnsinnig vermisst.

Gisela: Zum Auftritt gehören halt auch die obligatorischen Probenabende, die während der Pandemie oft ausgefallen sind. Es ist dann schwer, wenn die rechthaberische Gisela nach mehreren Monaten wieder auf die naive Ursl prallt und zwischendrin Edeltraud unpassende Lebensweisheiten zum Besten gibt. Da muss man sich erst wieder zusammenraufen.

Edeltraud: Wir hatten nie das Bedürfnis, ein eigenes Corona-Programm zu schreiben, wenn das Thema auch viel hergäbe und ich das auch teilweise sehr lustig finde, wie Kabarettisten damit umgehen und den Leuten den Spiegel vorhalten. Du musst die Sache dann immer aus drei Blickwinkeln betrachten können. Das fanden wir in dem Fall schwierig. Als wir zum ersten Mal wieder im RAUM auf der Bühne standen, und dann gleich zwei Abende hintereinander vor einem super Publikum spielten, das haben wir unheimlich genossen. Und es war schnell klar: Das Programm ist eingespielt, das läuft immer noch wie geschmiert.

Gehen wir doch mal ganz zu den Anfängen zurück. Wie ging es denn damals los?

Gisela: Unser inzwischen verstorbener Pianist Armin Reiner hatte die Idee einer Frauen-Combo im Stile der Andrew Sisters. Wir drei Mädels kannten uns flüchtig von Workshops und haben dann schnell bemerkt, dass unsere Stimmlagen unterschiedlich genug sind, um einen dreistimmigen Satz auf die Beine stellen zu können. Das hehre Ziel nach einem Andrew-Sisters-Klang haben wir aber schnell aufgegeben und unser eigenes Ding gemacht. Meist nahmen wir Songs, die einer von uns besonders gefallen haben, und schrieben einen neuen Text passend zum Programm, probierten ein bisschen rum und setzten den Song gemeinsam mit dem Pianisten um. Den allerersten Auftritt, den wir zunächst als Versuchsballon im kleinen Kreis machen wollten, haben wir zwei Jahre lang immer wieder verschoben, weil wir lauter kleine Perfektionistinnen sind. Letztlich war es dann an meinem 30. Geburtstag so weit. Ich war im 8. Monat schwanger.

Wie habt Ihr euch in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten verändert?

Ursl: Also älter sind wir kaum geworden – also quasi überhaupt nicht. Also ich zumindest nicht. (lacht)

Gisela: Wir haben immer wieder mit tollen Musikern zusammengearbeitet: Schlagzeugern, Posaunisten, Trompetern, Saxophonisten und lange Jahre mit dem Bassisten Steffen Zünkeler (Conny und die Sonntagsfahrer). Letztlich haben wir uns dann aber auf das Klavier beschränkt, weil die Stimmen und insbesondere auch Verständlichkeit der Songtexte immer wichtiger geworden sind. Zu viert sind wir dadurch einfach terminlich flexibler und auch für kleine Bühnen buchbar. Wir nennen unsere Art des Programms mittlerweile „Cabaretical“, weil es inzwischen eine zusammenhängende Story ist, in die auch die Lieder ganz wesentlich eingebunden sind.

Edeltraud: Eigentlich sind wir auch in unseren Programmen gemeinsam gealtert oder besser gereift. Im aktuellen Backstage-Programm erzählen wir von Bühnen- und Lebenserfahrungen und gerade schreiben wir an einem Programm, das sozusagen die letzte Chance thematisiert, noch irgendwie berühmt zu werden. Was dann als Nächstes kommt, weiß ich selbst nicht. Die besten Storys aus unserem Leben im betreuten Wohnen vielleicht. (lacht)

Rückblickend betrachtet: Was waren die schlimmsten und die schönsten Momente?

Edeltraud: Schön waren die Weihnachtsgigs mit Nikolausauftritt von Ulli Gütlhuber. Und der Überraschungsauftritt von meinem Mann Heribert im Turmtheater in Regensburg.

Ursl: Die schlimmsten Momente sind für mich die letzten Minuten vor einer Premiere. Da kann mir schon mal schlecht werden vor lauter Lampenfieber. Ein Grauen sind auch Backstagebereiche, die eigentlich nur dunkle und kalte Abstellkammern sind. Und wenn du dir dein Essen und die Getränke noch selbst mitbringen musst. Schön ist immer, wenn das Publikum mit uns auf einer Welle schwimmt und der ganze Saal im Flow ist.

Gisela: Für mich persönlich war unsere Graviditätstour verrückt. Ich war tatsächlich schwanger und die anderen haben sich künstliche Bäuche umgeschnallt.

Ursl: Schlimm ist, wenn gerade um Weihnachten rum eine von uns mal wieder keine Stimme hat, wir uns bis zum Auftritt nur mit Gesten unterhalten und mit einem Strohhalm in die Wasserflasche blubbern. Das hält die Stimmbänder geschmeidig.

Gisela: Schade ist auch, dass es inzwischen viele tolle Locations, in denen wir gerne und regelmäßig aufgetreten sind, nicht mehr gibt: Die Vielharmonie, die Lok oder die Liederbühne Robinson. Aber Bühnen gehen, die Weibsbilder bleiben bestehen!

An welches Erlebnis denkt ihr gerne zurück?

Ursl: Die Auftritte in München im Schlachthof und im Bayerischen Hof gehören auf jeden Fall dazu. Nicht zu vergessen sind auch diverse Aftershow-Partys im Hotelzimmer.

Gisela: Einmal haben wir in einem riesigen Saal vor 20 Leuten gespielt, weil die Werbung seitens des Veranstalters nicht rechtzeitig rausgegangen war. Da aber die Bühne riesengroß und die Technik perfekt war, haben wir den Abend sehr genossen. In der Zeitung stand: „Die haben gespielt, als wäre die Bude voll!“ Das hat uns gefreut!

Ihr feiert nun euer 20-Jähriges auf der Bühne. Warum sollten die Besucher unbedingt kommen?

Edeltraud: Um Spaß zu haben!

Gisela: Franz Bauer, unser Regisseur, hat es mal so formuliert: Der Oberpfälzer ist ein eher bequemer Mensch, der nicht unbedingt sofort offen für etwas Neues ist. Wenn es in der Oberpfalz also eine neue kulturelle Gruppierung gibt, dann schaut er sich das fünf Jahre aus der Ferne an und denkt sich: „Hmm, was is jetzt des?“ Die nächsten fünf Jahre denkt er sich: „Ja, gibt’s die immer no?“ Dann schön langsam wird’s für ihn interessant und vielleicht kauft er sich doch mal eine Karte. Bevor er dann nach 30 Jahren vielleicht noch sagen muss: „Was, die gibt’s scho nimmer? Schade, jetzt wollt ich sie mir amal anhören.“

Ursl: Nach der Pandemie ist der Auftritt eine Therapie für Lachmuskeln und das Zwerchfell.

Was habt ihr euch für das Jahr 2023 vorgenommen?

Edeltraud: Fröhlich bleiben und am neuen Programm tüfteln!

Ursl: Und wieder mehr Shows spielen.

Was sollen die Leser noch wissen?

Edeltraud: Es gibt wieder einen neuen Mann an unserer Seite: Herr Ernst, der uns aber kein Fünkchen ernster arbeiten lässt!