Visitation Digitale Zugänge zur Pfarrei öffnen
Regionaldekan Holger Kruschina regte für die Pfarreiengemeinschaft Tiefenbach-Treffelstein-Biberbach eine Homepage an.

Treffelstein.Regionaldekan Holger Kruschina aus Roding hat am Mittwoch im Auftrag des Bischofs die Pfarreiengemeinschaft Tiefenbach-Treffelstein-Biberbach besucht. Anlass war die Große Visitation, die alle zehn Jahre stattfindet. Im Mittelpunkt steht der Seelsorgebericht, der an den Bischof weitergeleitet wird und diesen über die Entwicklung der Seelsorgestellen informiert.
Ziel sei, so Kruschina, die Pfarrgeistlichen und Mitarbeiter zu veranlassen, die seelsorgliche Lage in der Pfarreiengemeinschaft zu überdenken und pastorale Anregungen zu geben. Dabei helfe es, wenn ein Blick von einem Außenstehenden auf die Arbeit geworfen werde. Auch die Pfarrgemeinderatssprecher und Kirchenpfleger konnten eine Stellungnahme abzugeben.
Höhepunkt der Visitation
Höhepunkt der Visitation war ein Gottesdienst am Abend, den Kruschina mit Pfarrer Albert Hölzl und Mitgliedern der Pfarreiengemeinschaft feierte. „Ab heute gehen wir schwanger“, sagte der Regionaldekan als Hinleitung auf das Fest der Verkündigung des Herrn. Gott habe seinen Engel zu Maria, einer einfachen, aber gottesfürchtigen jungen Frau, geschickt. Sie habe einen ganz anderen Lebensplan gehabt, sagte Kruschina und verwies auf Marias Einwand: „Wie soll das gehen?“ Der Engel beruhige sie: „Der Heilige Geist wird über dich kommen.“ Maria habe sich auf den Plan Gottes eingelassen.
Kruschina: „Auch uns frage Gott, ob wir bereit sind, den einen oder anderen Lebensplan über Bord zu werfen. Gott möchte euch sagen, ihr seid voll der Gnade.“ Gott wolle mit dem Menschen etwas anstellen, „vielleicht sogar jetzt, in dieser Corona-Zeit“. Niemand habe sie sich gewünscht. Aber sie sei vielleicht eine Chance, darüber nachzudenken, „wie verstehe ich mich als Mensch, wo bin ich Teil der Gemeinde, wie bringe ich mich ein, was fehlt uns und was entdecken wir als Wert neu?“
Kruschinas Bitte an die Gläubigen: „Seien Sie offen für die Visite des Herrn. Nehmen Sie sie zum Anlass, um neu aufzubrechen und nachzudenken.“
Nach dem Gottesdienst nahm Kruschina Stellung zu Inhalten der Visitation. Dazu waren neben Pfarrer Hölzl die Vorsitzenden der Kirchenverwaltungen und Pfarrgemeinderäte geladen. Eine Visitation sei keine Kontrolle der Geistlichen und der kirchlichen Gremien. Sie sei vor allem dazu da, damit man in den Pfarrgemeinden sehe, dass sie nicht alleingelassen sei, dass jemand ihre Sorgen und Nöte anhöre und Anregungen gebe.
Abschied von einer Illusion
In Zeiten des Priestermangels, der Kirchenaustritte und Missbrauchsdebatten gehe es wieder rückwärts, wie so oft in der Kirchengeschichte. Man müsse sich wohl von der Illusion verabschieden, die Zahl der Gottesdienstbesucher großartig steigern zu können. Vielmehr gehe es darum, etwa in der Jugendarbeit den Nachwuchs ein Stück zu begleiten und als Kirche präsent zu sein. Ein Ziel der Großen Visitation sei, Anregungen zu geben, um der Kirchenflucht entgegenzuwirken und jungen Menschen über digitale Wege Zugänge zum pfarrlichen Leben zu eröffnen. Kruschina regte eine eigene Homepage für die Pfarreiengemeinschaft an.
Für einen Pfarrer sei es oft nicht zu schaffen, in jeder Filiale oder Expositur regelmäßige Gottesdienste zu feiern. Hier biete sich die Möglichkeit des Stundengebets an. Der Regionaldekan wusste, welch „immenses Arbeitspensum“ auf seelsorgerischem wie auch verwaltungstechnischem Gebiet Pfarrer Hölzl leiste.
Holger Kruschina legte ihm ans Herz, Aufgaben abzugeben, die Ehrenamtlichen in den Gremien würden ihm gerne unter die Arme greifen. Und so lautete Kruschinas Resümee: „Ihr seid ein veritables, gut eingearbeitetes Team.“ (wbf)
Hintergrund
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Historie:
Nach dem 2. Weltkrieg gab es laut Pfarrer Kruschina einen enormen Zuwachs an Gläubigen und Priestern, bedingt durch die Vertreibungen. Die früheren Großpfarreien wurden aufgeteilt in viele kleine, damit jeder Priester eine eigene Pfarrei bekam.
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