Jubiläum
Drei Figuren, die für Aufsehen sorgen

Im Krippenschaukasten der Spitalkirche findet der Betrachter eine Hommage an Chams berühmten

19.04.2022 | Stand 15.09.2023, 5:47 Uhr
Heimat- und Sachkundeunterricht einmal anders −Foto: Johann Dendorfer

Cham feiert derzeit mit einem Luckner-Jahr seinen berühmten Sohn Graf Nikolaus von Luckner. Zahlreiche Aktionen werden so an den 1722 geborenen späteren Marschall von Frankreich erinnern. Eine bescheidene Hommage findet man derzeit auch im Krippenschaukasten in der Spitalkirche. Denn die von den Krippenfreunden des Oberen Bayerischen Waldes seit 1985 liebevoll betreuten historischen Krippenfiguren haben im Fundus auch einen kleinen kulturhistorischen Schatz mit Chamer Bezug. Für den interessierten Besucher haben die Krippenbetreuerinnen Carla Suchy und Franziska Heigl bei der österlichen Darstellung jetzt auch drei Soldatenfiguren integriert.

Bei der umfangreichen und fachgerechten Instandsetzung des Figurenbestands 1997 waren auch diese drei Figuren zum Vorschein gekommen. Krippengewandmeisterin Maria Kalz, Katzbach, hat die Bekleidung der Soldatenfiguren gesichert und ergänzt. Die Krippenfreunde um Vorsitzenden Johann Dendorfer wussten sofort, welches historische Kleinod diese Figurengruppe ist. Aber welches Aufsehen diese Figuren später bei zwei Krippenausstellungen in Frankreich erregten, hatte damals niemand geahnt.

2010 konnte der Krippenverein auf Einladung der lothringischen Stadt Ludres (Further Partnerstadt) eine vielbeachtete Krippenausstellung präsentieren. Damals schon mit dabei waren die Drei Könige aus der Chamer Spitalkirche. Es folgte eine weitere Einladung für Dezember 2015. Diesmal waren die wundervollen Engelsfiguren aus der Spitalkirche dabei – und eben diese drei Soldatenfiguren, im Vorfeld avisiert als kleiner Gruß aus der Lucknerstadt Cham.

Das hat Francis Rebouillet, begeisterter französischer Krippensammler und Mitglied des Freundschaftskomitees sowie Freund des Further Krippenfreundes Dendorfer, animiert, bei der Vernissage über sein persönliches Erlebnis bei einem Mittagessen in Cham zu sprechen: über den überraschenden Klang der französischen Nationalhymne sowie seine Nachforschungen und die Entdeckung Luckners. Die „Aufregung“ um die Figuren begannen bereits beim Aufbau der Ausstellung. Plötzlich hatten die drei Chamer Soldaten ein eigenes Podest, dekoriert mit einer französischen Schärpe – auf Nachfrage war das die offizielle Zweitschärpe des Bürgermeisters. Auf das „Warum“ kam die Antwort: „Das gehört sich so – es ist für uns eine große nationale Ehre.“

Was in den zwei Wochen der Ausstellung geschah, war nach Dendor-fers Beschreibung Gänsehautgefühl. Jeden Tag Morgenappell bei den Figuren – Schulklassen wurden in die Ausstellung geführt und zuerst zu den Chamer Figuren, wo sie (und das Lehrpersonal) durch die Erklärungen der französischen Freunde eine interessante Erfahrung in Heimat-und Sachkunde machten. Und auch viele alte Herren wurden beobachtet, wie sie nach dem Lesen des Textes Tränen in den Augen hatten, sogar salutierten.

„Gänsegefühl auch bei mir“, so Dendorfer. Er habe während der Ausstellungszeit mit den Erwachsenen vor allem auch über Luckner und Cham gesprochen. Und die Schärpe? Die wurde dem Krippenfreund aus dem Landkreis Cham als Erinnerungsgeschenk übereignet. (fde)