Mensch
Ein Diakon mit zwei Doktortiteln

Über Umwege kam Matthias Nowotny zum Kirchendienst. Am 30. Juni wird er zum Priester geweiht – und feiert Primiz in Roding.

18.01.2018 | Stand 16.09.2023, 6:13 Uhr

Bischof Rudolf Voderholzer weihte Matthias Nowotny im Dezember zum Diakon. Foto: Schreiner

Matthias Nowotny fühlt sich wohl in Roding. Seit Sommer 2016 ist er Pastoralpraktikant in der Pfarrei, im Dezember weihte ihn Bischof Rudolf Voderholzer zum Diakon. Der nächste Schritt folgt Ende Juni mit der Priesterweihe im Regensburger Dom. Primiz feiert der 46-Jährige dann in Roding. „Als Zeichen meiner Verbundenheit zu Pfarrei und Stadt“, sagt Nowotny, der promoviert hat und mittlerweile zwei Doktortitel in der Tasche hat. Viel Aufhebens macht er darüber nicht.

Auf die Kanzel kam Nowotny über Umwege. Dabei musste er manchmal auch Grenzen überwinden. In seiner Heimatstadt Weimar in Thüringen ließ er sich mit 22 Jahren taufen. „Da hatte ich das erste Mal den Wunsch, Priester zu werden“, erinnert er sich im Gespräch mit unserem Medienhaus. Doch der Ortspfarrer meinte damals, er solle zuerst seine Ausbildung abschließen. Nowotny machte Abitur und wurde Maschinen- und Anlagenmonteur. Danach studierte er Jura in Jena und arbeitete ein Jahr als Anwalt.

Wichtiger Reifeprozess

„Ich hatte aber das Gefühl, raus aus Thüringen zu müssen“, berichtet er. Deshalb entschied er sich Anfang 30 ins Kloster zu gehen. Zunächst lebte er fünf Jahre im Benediktinerkloster in Niederalteich, später im Stift Geras in Österreich. Die Zeit im Kloster war für ihn ein wichtiger Reifeprozess. „Mir ist klar geworden, dass ich da nicht hingehöre. Ich habe festgestellt, dass mein Platz in der Welt liegt, und nicht hinter Klostermauern“, sagt Nowotny.

Schließlich absolvierte er von 2008 bis 2010 das Theologie-Vordiplom in Regensburg, von 2011 bis 2014 das Hauptstudium. Im Jahr 2015 trat er ins Priesterseminar Regensburg ein, der Pastoralkurs führte ihn in die Pfarrei St. Pankratius nach Roding. Nebenbei hat Matthias Nowotny zwei Doktorarbeiten geschrieben. In der ersten beschäftigte er sich mit Karl Hofmann. Der gebürtige Straubinger (1900-1954) war Theologe und Kirchenrechtler. „In seiner Biografie wird ein wichtiger Teil deutscher Geschichte sichtbar“, sagt Nowotny, der sich mit der hochschulpolitischen Situation, der Anpassung und dem Überleben sowie dem Verhalten der Intellektuellen in der Diktatur auseinandergesetzt hat. In der zweiten Promotion behandelte er das kirchliche Arbeitsrecht. Unter anderem ging er darauf ein, wie der Sendungsauftrag Christi in der modernen Gesellschaft umgesetzt werden kann.

Der 46-Jährige ist zwar stolz auf seine beiden Doktortitel, allzu hoch will er sie aber nicht hängen. „Das hat sich zum einen zufällig so ergeben, zum anderen sind mir Titel sekundär“, betont Nowotny. Vielmehr geht es ihm darum, die Kirche fit für die Zukunft zu machen. Und wie soll das funktionieren? „Mit Empathie, Sprachfähigkeit und Bildung sowie durch Zuhören“, zählt der Diakon auf. Wichtig sei, dass sich die Kirchenvertreter um die Menschen kümmern, sie begleiten und mit ihnen ins Gespräch kommen. Dabei sollen Antworten auf Fragen mit existenziellen Bezug zum Leben – wie Liebe, Krankheit oder Tod – gegeben werden. Klar sei seiner Meinung aber auch, dass man den Menschen nur Angebote machen kann, denn sie hätten weiter die Freiheit sich abzuwenden.

Intensive Vorbereitung

„Als Diakon kann man sich gut auf diese Aufgaben, auf den Dienst an den Menschen vorbereiten“, sagt er. Neben Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen hält Nowotny Predigten und Religionsunterricht an der Rodinger Grund- und Mittelschule. In diesem Amt komme man mit beiden Polen – Geburt und Taufe sowie Tod und Beerdigung – in Konfrontation. Durch diese Erfahrungen wachse man intensiv in den Job als Priester hinein.

In seiner Freizeit besucht Nowotny häufig Archive oder geht ins Konzert. Früher habe er sich auch Eishockeyspiele in München angesehen, dazu sei aber aktuell keine Zeit mehr. „Man braucht Anknüpfungspunkte, die nichts mit Religion oder Kirche zu tun haben“, meint er. In Roding bleibt er bis Ostern. Nach der Priesterweihe übernimmt er im Sommer die Urlaubsvertretung in der Pfarrei. Wohin sein Weg dann führt, ist noch offen.

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