Infoabend
Ein Dorfladen für Treffelstein?

Ein Arbeitskreis für die weiteren Planungen soll gegründet werden. Das Edeka-Geschäft schließt bald.

04.10.2021 | Stand 15.09.2023, 23:55 Uhr
Im Gebäude Hauptstraße 1 (links) soll auch ein Dorfladen integriert werden. Dieser soll zunächst im bestehenden Edeka-Markt (rechts) untergebracht werden. −Foto: Christa Bucher

Das Edeka-Geschäft Babl hat in Treffelstein Tradition. Die Besitzer haben sich die Entscheidung deswegen nicht leicht gemacht. Aber der Entschluss steht: Der Markt wird in absehbarer Zeit schließen. Schon Anfang kommenden Jahres soll es so weit sein, spätestens zum 1. März.

Damit die Nahversorgung in Treffelstein dennoch aufrechterhalten wird, soll nun ein Dorfladen gegründet werden. Dieser soll auf genossenschaftlicher Basis mit Bürgerbeteiligung geführt werden. Um einen nahtlosen Übergang zu gewährleisten, soll der Dorfladen zunächst im bestehenden Markt betrieben werden – als Zwischenlösung. Langfristig aber soll er in das Konzept Hauptstraße 1 integriert werden.

Die Maßnahme wird vom Amt für Ländliche Entwicklung in Tirschenreuth förderrechtlich begleitet, fachlich von Wolfgang Gröll von der newWay GmbH. Er hat mit seinem Team bereits rund 200 Dorfläden in ganz Bayern aufgebaut. Bei einem Infoabend, zu dem die Gemeinde am Freitag alle interessierten Bürger in die Mehrzweckhalle eingeladen hatte, nahm Gröll aber eines gleich vorweg: Eine Erfolgsgarantie gibt es nicht. „Aber es kann funktionieren“, sagte er und belegte dies mit zahlreichen Beispielen. Die Nahversorgung erlebe nicht erst seit Corona eine Renaissance, ist Gröll überzeugt. Wer aber nun erwartet hat, dass der „Dorfladen-Papst“ ein fertiges Konzept zur Versammlung mitgebracht hatte, den musste Gröll enttäuschen. Dieses müssten die Bürger vor Ort selbst entwickeln, damit es auf ihre Bedürfnisse abgestimmt ist. „Wir brauchen Ihre Naivität, weil daraus Kreativität entsteht“, formulierte er überspitzt.

1000 bis 3000 Artikel

Dass diese Strategie aufgeht, belegte Gröll mit Zahlen: Die Pleitequote der von ihm begleiteten Dorfläden liege in den vergangenen 20 Jahren unter zehn Prozent. „Die Überlebenschancen sind wahnsinnig gut – auch in Kleinstorten wie Treffelstein.“ Was aber nicht heiße, dass jeder Dorfladen ein Superladen sei. „Aber er kann es werden.“

Den Umfang des Sortiments sieht Gröll zwischen 1000 und 3000 Artikeln, je nach Größe des Ladens. Neben den HIV-Artikeln (Hab ich vergessen) soll viel Regionales im Angebot sein. Denn darin sieht Gröll einen der größten Pluspunkte der Dorfläden. Gerade in den Dorfläden sei es möglich, regionale Erzeuger einzubinden und Produkte von örtlich ansässigen Landwirten zu fairen Preisen zu verkaufen.

Eine weitere wichtige Säule im Dorfladen-Konzept sind die Mitarbeiter: „Sie müssen gut bis sehr gut bezahlt werden, und da spreche ich von deutlich mehr als Mindestlöhnen“, betonte der Experte. Nur so sei es möglich, engagiertes Personal zu bekommen und zu halten.

Sowohl in Bezug auf die Leistungs- als auch auf die Kostenträgerschaft des Dorfladens gibt es laut Gröll mehrere Optionen. Das können genossenschaftlich organisierte Bürger sein, ein privater Betreiber, Integrationsunternehmen, öffentliche Einrichtungen oder Mischformen. Insbesondere der genossenschaftliche Gedanke habe dabei seine Reize. Aus Erfahrung bezifferte Gröll dabei die Mindesteinlage auf rund 300 Euro. Pro Gesellschafter gibt es, egal wie viel Geld er hineinschießt, nur einen Anteil. Und: Die Genossen haften nur bis zur Höhe ihrer Einlage.

„Nicht die Gewinnmaximierung steht im Vordergrund“, sagte Gröll. Vielmehr gehe es darum, eine regional orientierte Einkaufsmöglichkeit für die Bürger vor Ort zu schaffen. Dabei sollen die vorhandenen Betriebe mit einbezogen werden.

Täglicher Treffpunkt

Im Hinblick auch darauf, dass der Dorfladen langfristig in das Konzept Hauptstraße 1 integriert werden soll, würden sich weitere Synergieeffekte ergeben, etwa durch die Angliederung von Dienstleitungen wie Lotto oder Post und eines Tagescafés. Im Idealfall könne der Dorfladen zum täglichen Treffpunkt werden.

Ob es in Treffelstein bald einen Dorfladen geben wird, hängt laut Gröll von den Bürgern ab. Der erste Schritt sei nun getan. Nun muss ein Arbeitskreis gegründet werden. Das erste Treffen ist am Montag, 18. Oktober, 19 Uhr. In Phase zwei geht es dann um den Gründungsprozess von der Wahl der Rechtsform bis hin zur Planung des Sortiments. Im besten Fall kommt es dann zeitnah zur Umsetzungsphase, in der das Feinkonzept erstellt und Mitarbeiter eingestellt werden. (wbf)