Ehrenamt Ein Feuerwehr-Unimog Marke Eigenbau
Waldmünchens Wehr baut sich aus einem alten Bundeswehrfahrzeug ein Einsatzgefährt. Das ist zwar billiger, kostet aber Zeit.

Waldmünchen.Schraubenschlüssel statt Rettungsspreitzer, Schweißgerät statt Strahlrohr: Die Waldmünchener Feuerwehr steckt gerade mitten in einer ganz besonderen Herausforderung. Die Ehrenamtlichen bauen einen Unimog zusammen. Und zwar einen, den sie zuvor in jedes seiner Einzelteile zerlegt haben.
Was nach einem hübschen Zeitvertreib für Oldtimerfreunde aussieht, hat für die Feuerwehr einen ernsten Hintergrund. Die vom Stadtrat beschlossene Umstellung auf ein Wechselladersystem beinhaltet den Verkauf zweier Fahrzeuge: Des Schlauchwagens SW 2000 sowie des Versorgungs-Lkws. Für Letzteren brauchen die Helfer aber einen Ersatz.

Da kam ein Angebot im Jahresende 2016 über Kreisbrandrat Michael Stahl gerade recht: Die Bundeswehr übereignet nicht mehr benötigte Unimogs, wenn sich die neuen Besitzer verpflichten, fünf Jahre im Katastrophenfall mit „Mann und Auto“ auszurücken. Diese Bedingung stellte für die Waldmünchener kein Problem dar – eher schon die Finanzierung des Umbaus. Schließlich muss aus dem Armee- ein Feuerwehrfahrzeug gemacht werden. Vereinsvorsitzender Benjamin Schlegl rechnet mit einem Kostenrahmen von 10 bis 15 000 Euro, die die Mitglieder aufbringen müssen.
„Wir haben nicht die Katze im Sack gekauft“
Genauer beziffern kann er die Zahl nicht, schließlich sei man bei einem älteren Fahrzeug (Baujahr 1986) vor Überraschungen nicht gefeit. Allerdings scheint sich bereits jetzt auszuzahlen, dass die Waldmünchener sich ihren „Neuen“ ganz genau angeschaut haben. „Wir haben ganz sicher nicht die Katze im Sack gekauft“, unterstreicht Kommandant Stefan Nachtmann, der sehr froh ist über diese Entwicklung. „Wir haben viel Waldgebiet, da brauchen wir etwas Geländegängiges“. Im neuen Wechselladersystem werde zwar die technische Ausrüstung ersetzt, das Flexible aber ginge verloren, erklärt er.
Dreck bis in die letzte Fuge

Ehe es ans Zerlegen des im September gelieferten Fahrzeugs ging, haben sich die Waldmünchener noch einmal mit den Bad Kötztinger Kollegen kurz geschlossen, die ein ähnliches Projekt schon abgewickelt hatten. „Damit wussten wir dann in etwa, was auf uns zukommt“, fügt Benjamin Schlegl an. Nicht einkalkuliert war der Dreck, der selbst nach wiederholtem Dampfstrahlen immer noch aus den Poren des Unimogs herauskam, ergänzt er schmunzelnd.
Innerhalb einer Woche hätten die Mitglieder den Unimog komplett zerlegt gehabt, berichtet er. Und dabei jedes Teil fotografiert, beschriftet und dokumentiert. Da von einzigen Komponenten klar sei, dass sie nicht mehr gebraucht würden, fand sich eine „Gruppe Verkauf“. Positiver Nebeneffekt: Dank Ebay und diversen Oldtimer-Plattformen komme so ein wenig Geld in Kasse, sagt der Vorsitzende. Auch über Spenden jeder Größenordnung würde sich die FFW in Anbetracht der zu stemmenden Aufgabe freuen, unterstreicht er.

Rund 500 Arbeitsstunden hat die Truppe schon geleistet, vorwiegend an Wochenenden und in den Abendstunden. Ein Aufruf per WhatsApp und die Helfer wären zahlreich und motiviert bis in die Haarspitzen da, freut sich die Führungsriege. Ob das ursprüngliche Ziel, das Auto beim Hallenfest an Pfingsten einzuweihen, zu erreichen ist, lassen sie Verantwortlichen offen. „Uns pressiert’s nicht, lieber machen wir es g’scheit“, meint Stefan Nachtmann, wohl wissend, dass die Restauration im Frühjahr dann wieder mit mehr Veranstaltungen konkurrieren muss. Und, dass bei den Arbeiten immer wieder „nicht geplante Highlights“ auftauchen können.
Als nächster Schritt steht der Neuaufbau an, ehe die Ladebordwand angepasst und der Planenaufbau gefertigt wird. „Die Firmen unterstützen uns sehr gut“, stellt Benjamin Schlegl heraus. Eine größere Geschichte wird dann der elektronische und feuerwehrtechnische Aufbau sowie die Rundumbeleuchtung. „Wir googeln jetzt schon viel und telefonieren umeinander“, schmunzeln Nachtmann und Schlegl unisono auf die Frage, wo das gebündelte Fachwissen her kommt.
Der Tank ist undicht....

Während Michael Beer, einer der vielen freiwilligen Helfer, erklärt, wie er das Problem einer undichten Stelle im Tank gelöst hat, schaut Markus Ackermann spontan vorbei. Er ist mehr als begeistert vom Einsatz der Truppe, was die Jungs leisten, sei „absolut toll“. Angetan ist der Bürgermeister, selbst Oldtimerfreund und -kenner, ebenso von der guten Substanz des Fahrzeugs und dem akribischen, totalen Neuaufbau. „Der wird in einem Top-Zustand dastehen“, ist er überzeugt. Wer die Einzelteile sieht, kann sich kaum vorstellen, dass das einmal ein stattlicher Unimog war – und wieder einer werden soll. Aber die Feuerwehr (Waldmünchen) wäre nicht die Feuerwehr, wenn sie das nicht hinbrächte.
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