Kabarett
Ein Komiker mit vielen Gesichtern

Christopher Seiler begeisterte im L.A. in Cham das Publikum mit vielschichtigen Figuren, bösem Witz und Scharfzüngigkeit.

27.03.2018 | Stand 16.09.2023, 6:12 Uhr

Als Anton Horvath, ein bissiger Giftzwerg, gab er vor, Bock auf Arbeit zu haben. Foto: cga

Scharfzüngig, wandlungsfähig und dazu ganz viel Wiener Schmäh: Mit viel Komik und Klamauk widmete sich Christopher Seiler am Freitagabend im L.A. dem Zeitgeschehen.

Die Nachfrage auf die Tickets war dermaßen groß, dass der Auftritt des österreichischen Superstars innerhalb kürzester Zeit ausverkauft war.

„Wir mussten keinerlei Werbung machen“, schmunzelte Tobias Otte, der mit seiner Agentur „TSEntertainment“ den Künstler nach Cham gelockt hatte.

Mit seinem neuen Solo-Programm „wastdueigentlichweribin“ übergoss der Schauspieler, Musiker und Stand-Up-Comedian das Publikum mit Gags und Sketchen am laufenden Band.

Auf der Bühne schlüpfte der 31-Jährige wieder in verschiedene Figuren, mit denen er dann ans Eingemachte ging.

Einmal war er der lässige Vorstadtzyniker „Da Koda“, der locker-flockig über seinen Besuch beim Arbeitsamt oder über seine Raufereien sprach, dann wieder der alkoholisierte Peter Flötza, Trainer des FC Melibar, der sich während einer Pressekonferenz mit bissigen Kommentaren gegen verschiedene Anschuldigungen und Kritik an seinen ungewöhnlichen Methoden zur Wehr setzte. Auch Seilers Landsmann Andreas Gabalier bekam sein Fett weg. Der Kabarettist sinnierte im Smalltalk mit dem Publikum, wie der Hit „Hulapalu“ im Studio entstanden sein könnte. Mit Blick auf den konfusen Text des Songs fielen seine Pointen zuweilen bitterböse aus. „Wos is eigentlich des Hulapalu? Ko ma des a raucha?“

Für anhaltendes Gelächter sorgte er auch als Märchenerzähler mit einer besonders skurrilen Version von „Hänsel und Gretel“, bei der die Figuren von den alkoholabhängigen Eltern am Wiener Prater ausgesetzt werden.

Seinen stärksten Moment hatte das Multitalent aber mit seinem Charakter als Anton Horvath. Der bissige Giftzwerg hatte diesmal sogar Bock auf Arbeit, wobei er sich aber zum Sägen und Hämmern Unterstützung aus den Reihen der Gäste holte. Im bekannten Outfit mit Brille, Mütze, Karo-Hemd und blauer Latzhose lief Seiler zur absoluten Höchstform auf, wobei er im Zusammenspiel mit dem schlagfertigen Helfer auch eindrucksvoll sein Improvisationstalent zur Schau stellte.

Die 200 Besucher honorierten die Show mit viel Gelächter und großem Applaus. Das treffende Resümee zur zweistündigen Darbietung zog mit einem Augenzwinkern ein Fan: „Während andere zum Psychiater gehen, steigt Seiler auf die Bühne.“ (cga)

Christopher Seiler im Interview mit unserem Medienhaus:

Was können die Zuschauer vom neuen Programm erwarten?

Ich habe zum ersten Mal alle meine Figuren dabei – angefangen beim Koda über einen Fitness-Youtuber hin zum Horvath. Ich möchte meine Vielseitigkeit zeigen, denn ich bin ja quasi der Adriano Celentano von Österreich (lacht). Außerdem habe ich jetzt auch einen richtigen Ablauf. Vorher habe ich relativ viel Stand-Up gemacht. Es ist aus meiner Sicht das bislang beste Programm, aber für die Hochkultur ist es sicherlich nichts. (grinst)

Hast Du auch einen Lieblingscharakter?

Auf dieser Tour spiele ich einen geläuterten Menschen, der nur auf die Gesellschaft schimpft. Das gefällt mir, weil einfach alles ehrlich ist und ich dabei keine Rolle spielen muss.

Möchtest Du also Dein Publikum nicht nur unterhalten, sondern auch eine Botschaft vermitteln?

Wenn, dann nur in versteckter Form. Ich bin der Letzte, der mit erhobenem Zeigefinger umherläuft. Die meisten meiner Figuren stehen für sich selbst und sind einfach nur deppert.

Wo holst Du dir die Inspiration für Deine Arbeit?

Auf keinem Fall unter Alkoholeinfluss. Das ist ein Mythos. Da entsteht gar nichts. Die Ideen gibt mir meist das Leben. Ich bin sowieso ein Freund des Banalen. Mir gefällt vor allem der Kontrast, wenn etwas überhaupt nicht zusammenpasst. Hier bin ich den ganzen Tag auf der Suche.

Nach dem Auftritt mit „Seiler und Speer“ vor knapp zwei Jahren bist Du nun wieder in Cham. Wie gefällt es Dir im L.A.?

Der Club ist super. Vor allem gefällt mir, dass man sich als Künstler hier auf einer Leinwand verewigen darf. Das habe ich heute gleich wieder als Erstes gemacht. Außerdem ist das Chamer Publikum spitze.

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