Partei
Ein Spaziergang von Leerstand zu Leerstand

Besichtigungstour der Freien Wähler machte Situation deutlich. Es gibt aber auch positive Beispiele.

01.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:56 Uhr
Hans Schmelber
Die Stadtspaziergänger der Freien Wähler am Waldmünchner Marktplatz −Foto: Hans Schmelber

Zu einem Stadt-Spaziergang lud am Samstag die Ortsgruppe der Freien Wähler Waldmünchen ein. Treffpunkt war der untere Marktplatzbrunnen. Anlass des Treffens war der Leerstand etlicher Geschäfte – „fast 50 Prozent“, wie der Vorsitzende der Ortsgruppe, Siegfried Wagner junior, in seiner kurzen Ansprache feststellte.

Er freute sich, dass auch interessierte Bürger gekommen waren, und dankte der Organisatorin des Stadt-Spaziergangs, Stadträtin Anja Kürzinger. Mit von der Partie war auch der Stellvertreter Wagners, 3. Bürgermeister Wolfgang Kürzinger.

Meinung einer Bürgerin

„Die Leerstände sind katastrophal“, sagte vor der Veranstaltung eine Waldmünchner Bürgerin gegenüber unserem Medienhaus. „Wir sind 2009 hierhergezogen. Da war es noch eine sehr schöne Stadt. Gepflegt, sauber, Geschäfte waren da. Die letzten sechs Jahre ging es aber stetig bergab, und zwar mit allem. Das Potenzial wäre ja gegeben“, so die Frau, bedauerte aber, dass die Geschäfte an den Stadtrand gezogen seien. Auch Standmärkte wie Herbst- oder der Wolfgangmarkt, die früher hier waren, seien immer weniger geworden, bedauerte sie.

Auch Simon Aumann, Stadtrat und Unternehmer im Bereich Agrar-, Biogas- und Gartentechnik, forderte ein bedarfsgerechtes und praktikables Leerstands- und Flächenmanagement in Stadt und Umland: „Viele der Leerstandsbesitzer trauen sich nicht recht und wissen nicht, ob sie finanziell unterstützt werden können.“ Aumann sieht eine Lösung darin, die Leerstände in Wohnungen umzuwandeln. Sicherlich sei in manchen Fällen der Denkmalschutz zu berücksichtigen, aber es gebe in vielen Fällen auch Zuschüsse, so der Stadtrat.

Siegfried Wagner: „Wichtig ist bei diesem Thema, dass man nicht nur darüber redet, sondern auch irgendwelche Möglichkeiten findet wie zum Beispiel ISEK.“ Die Abkürzung steht für Integriertes Stadtentwicklungskonzept. Aufgabe solcher Konzepte sei es, die vielfältigen unterschiedlichen Interessenlagen in einer Stadt zu einer Gesamtstrategie zusammenzuführen. Es diene als Orientierungsrahmen für die Stadtentwicklung. „ISEK ist im Stadtrat bereits behandelt worden“, stellte Wagner fest, bedauerte aber, dass die Rücklaufquote der Befragung nicht berauschend gewesen sei.

Nicht nur Leerstände

Wagner begrüßte den Bundestags-Direktkandidaten der Freien Wähler, Christian Schindler, und sagte, dass heute „ein schönes Programm“ anstehe. Man werde nicht nur Leerstände sehen, sondern auch den Kindergarten-Umbau von Paul Baumgartner in behindertengerechte Wohnungen. Man gehe zu einem Brautmodengeschäft und abschließend ins Bistro Weninger zu einem Abschlussgetränk und -gespräch, auch über die Gastronomie.

„Das Aussterben der Innenstädte ist ein ganz wichtiges Thema“, stellte Christian Schindler fest. „Unsere Forderung dazu ist die Rückkehr zur Normalität“, betonte er. „Mich interessiert heute besonders, was ihr mir zeigen könnt. Für einen Samstagmorgen ist es hier und heute sehr ruhig. Es ist unser aller Aufgabe und Interesse, wieder Leben in die Innenstädte zu bringen, speziell auch im ländlichen Raum.“

Man müsse Geld in die Hand nehmen, ein entsprechendes Leerstandsmanagement erstellen, die Immobilien anschauen und Machbarkeitsstudien verfassen. „Nur so kommen wir aus der Spirale“, sagte Schindler abschließend und bedankte sich für die Einladung. (fsh)