Tradition
Ein wahrlich majestätischer Meiler

Wenn am Freitag der Kohlenmeiler in Waldmünchen entzündet wird, ist sogar die bayerische Waldkönigin dabei.

12.07.2018 | Stand 16.09.2023, 6:06 Uhr

Voller Einsatz für den Kohlenmeiler: Zwei Nachmittage lang waren der Volkstumsverein mit Mitgliedern und Freunden sowie 20 angehende Forstwirte mit dem Aufbau beschäftigt. Morgen Abend wird der Meiler feierlich entzündet. Foto: Schoplocher

Eine echte Königin und schwarzer Kohlenstaub – wie soll das zusammenpassen? Nun, zum Beispiel in Person von Johanna Gierl, die nicht nur bayerische Waldkönigin ist, sondern auch studierte Forstingenieurin und am Freitag Abend dem feierlichen Entzünden des Kohlenmeilers majestätischen Glanz verleihen wird.

Damit die Meilerwochen beginnen und die Besucher schöne Stunden in diesem „schönsten Biergarten Bayerns“ verleben können, war am Dienstag und Mittwoch Nachmittag aber erst einmal „Großeinsatz“ angesagt. Am Mittwoch sogar im wahrsten Sinne des Wortes, denn zum wiederholten Male half ein Bagger, die Lösche aufzutragen, die den Haufen aus Holzscheiten und Ästen bedeckt und zusammen mit Erde schließlich luftdicht verschließen soll.

Am Anfang war nur Handarbeit

„Man kann das alte Brauchtum durchaus auch nach der Neuzeit ausrichten“, kommentiert Michael Wagner den Baggereinsatz. In den Anfangsjahren des Kohlenmeilers – der erste wurde 1996 errichtet – mussten die Helfer die schwere Lösche mit der Schaufel auf den Haufen wuchten. „Das ist eine große Erleichterung“, sagt er als dienstältesterWaldmünchener Köhler, „schließlich werden wir alle nicht jünger“.

Am Dienstag Nachmittag waren Volkstumsverein und „Arge Kohlenmeiler“ mit elf Mann vertreten, am Mittwoch immerhin noch mit acht. Dabei geht es nicht nur um das Aufschlichten der Holzstücke: Die Bedachung an der Hütte („Gottseidank mögen viele Leute trotz Regen bei uns bleiben“) muss ebenso angebracht werden wie die Infrastruktur hergerichtet.

Schon zum zwölften Mal bekommen die Helfer von Volkstumsverein und der Arbeitsgemeinschaft Kohlenmeiler tatkräftige Unterstützung von angehenden Forstwirten. Für die 20 Azubis war der „Einsatz“ am Meilerplatz nicht nur eine willkommene Abwechslung, für sie war der Aufbau des Meilers Lernen mit Praxisbezug. „Die Zusammenhänge sind woanders kaum so erlebbar“, unterstreicht Jürgen Köbler. Der Förster und Revierleiter ist so etwas wie der „Manager vor Ort“, der Ideengeber und vom ersten Tag an dabei.

Wissen. Können. Weitergeben. Das ist nicht nur der Dreiklang, mit dem die Unesco für ihr Kulturerbe wirbt – zu dem sowohl die Köhlerei als auch die Teerschwelerei zählen–, sondern auch das Motto der Staatsforsten für ihren gesetzlichen Auftrag Waldpädagogik. Und in dieses Schema werde wohl kaum etwas besser passen als das Wiederauflebenlassen der alten Handwerkskunst, unterstreicht Köbler.

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Besuch im Schloss Bellevue

Was ein kleiner Ritterschlag ist, schließlich war die Prackenbacherin, die noch ein Jahr im Amt ist, unter anderem schon beim Bundespräsidenten im Schloss Bellevue zu Gast. Ihre Vorgängerin brachte es auf 78 Termine in zwei Jahren, erzählt die Waldkönigin, die sich die Aufgabe, die bayerischen Waldbesitzer zu repräsentieren, mit einer Waldprinzessin teilt. Maßgeblich bei der Wahl ist übrigens weniger das Aussehen, als das Wissen. Da kam Gierl ihr Studium zugute, vor allem aber, dass sie aus einem forstwirtschaftlichen Betrieb stammt.

Schon als Kind war sie folglich im Wald dabei, wenngleich sie die Leidenschaft so richtig erst im Studium erwischt hat. Die Arbeit „mit so etwas Natürlichem wie Holz“ sei faszinierend, schwärmt sie.

Wie sehr der Meiler den Beteiligten am Herzen liegt, beweist die Anekdote, die Michael Wagner noch schnell einschiebt. Helmut Lintl, Bauhofmitarbeiter und derjenige, der den Bagger lenkt, verschob schon wichtige Arzttermine, um beim Meileraufbau dabei zu sein. Ein echtes Gemeinschaftswerk eben.

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