Eröffnung
Eine richtungsweisende Ausstellung

Gelungene Architektur der Oberpfalz ist in Bad Kötzting in einer Ausstellung mit vielen interessanten Objekten zu bewundern.

05.07.2021 | Stand 16.09.2023, 1:51 Uhr
Alois Dachs
Die Besucher der Ausstellungseröffnung zeigten sich sehr interessiert an der zeitgenössischen Architektur in der Oberpfalz. −Foto: Alois Dachs

Toskanahäuser, gemauerte oder betonierte Baumarkt-Kataloghäuser oder Bungalows mit nachgemachten ionischen Säulen – all das ist ein Graus für Architekten, die ihr Handwerk verstehen und Gebäude errichten oder grundlegend sanieren und damit ihre Wertigkeit heben wollen. Wie gelungene Architektur in der Oberpfalz aussieht, davon können sich Besucher bis zum 23. Juli im Balkenzimmer über dem Postsaal bei einer Ausstellung ein vielseitiges Bild machen. Die Ausstelung wurde am Samstag im Beisein geladener Gäste eröffnet.

Bürgermeister Markus Hofmann zeigte sich sehr erfreut, dass die richtungsweisende Ausstellung nach München und Amberg nun auch in Bad Kötzting Station macht. Kulturreferent Wolfgang Kerscher und Architekt Hans Haslsteiner hatten die Initiative ergriffen und die im Band IV zum Thema Architektur in der Oberpfalz beschriebenen Projekte in großformatigen Plakatbildern im Balkenzimmer präsentiert.

Einheimische Planer dabei

Der Veranstaltungsort drängte sich geradezu auf, weil mehrere Architekturbüros aus dem Landkreis Cham mit Projekten hier vertreten sind, allen voran Peter Haimerl, der mit dem Konzerthaus Blaibach und dem benachbarten Bürgerhaus nicht nur mehrere Preisanerkennungen einheimste, sondern wirklich Architekturgeschichte schrieb. Das Kötztinger Architekturbüro Schnabel & Partner ist mit drei Projekten, zum Beispiel dem Bürgerhaus Chamerau und dem Pfarrzentrum Harrling vertreten, ebenso das Architekturbüro Wild & Wilnhammer aus Furth im Wald und das Wohn- und Atelierhaus von Leo Schötz in Pulling, das nach einem Entwurf der Fabi-Architekten gebaut wurde.

Bürgermeister Markus Hofmann erinnerte bei der Eröffnung am Samstag an lebhafte Diskussionen im Bauausschuss über aktuelle Bauvorhaben und nannte Leerstandsmanagement im Ortskern, die Forderung nach Flächenschonung im Randbereich der Stadt als wichtige Aufgabenstellung für die Kommune. Er wünschte der Ausstellung viele interessierte Besucher, weil sie vor allem auch Bauinteressenten einen guten Einblick in qualitätsvolle Architektur bietet.

Wilhelm Koch, dessen Amberger Verlag seit 20 Jahren Bücher über Architektur in der Oberpfalz herausgibt, führte in seiner Einleitung aus, seit Jahrzehnten würden Bauprojekte in Österreich, der Schweiz und Vorarlberg als Beispiele für gute Architektur gelobt. Deshalb habe sein Verlag Architekten angeschrieben, um eine Übersicht über deren Projekte zu erhalten, diese zu zeigen und gute Architektur vor Ort zu präsentieren.

Geschenk:Vielfalt:Startkapital:Modernes:
Mit zwei Büchern überraschte Wilhelm Koch Bürgermeister Hofmann bei der Eröffnung der Ausstellung. Ein Werk zeigt „Stille Örtchen in der Oberpfalz“, dazu kam ein Gedichtband „So wos schüins mou ma soucha“ von Eugen Oker.Die Ausstellung über Architektur in der Oberpfalz stellt nicht nur Neubauten und gelungene Sanierungen vor. Sie gibt auch Einblick in spezielle Wohnkonzepte, die durch eine entsprechende Fachplanung ermöglicht und gestaltet werden.Das Konzerthaus Blaibach - ebenso wie das benachbarte Bürgerhaus von Peter Haimerl geplant und mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht - weckte viel Interesse für moderne Architektur und Neugestaltung in einem Ortszentrum.Neben der aufwendigen Sanierung von einst repräsentativen Gebäuden steht die Gestaltung moderner Bauten im Blickfeld der Ausstellung. Dabei werden nicht nur Großprojekte gezeigt, sondern auch kleine Wohngebäude.

In Österreich sei zum Beispiel die Verpflichtung eines Architekten für jeden Hausbau vorgeschrieben, das hebe die Qualität. In der Oberpfalz müsse man dagegen oft Stunden lang fahren, um gut geplante und gebaute Gebäude zu finden, bei denen Volumen, Ausrichtung, die Materialien, bis hin zum Gartenzaun, optimal gestaltet sind. Das Thema sei auch ganz aktuell bei den Landkreisen angesiedelt, denn immer häufiger würden als Kreisbaumeister Juristen beschäftigt, sagte Koch. Die seien zwar auch nötig, aber sie könnten nicht die Fachkompetenz einbringen, die ein Architekt oder eine Architektin haben.

Größe nicht ausschlaggebend

Gute Architektur hänge nicht von der Größe eines Projektes ab, machte Wilhelm Koch deutlich, auch nicht unbedingt vom Budget der Bauherren. Das Konzerthaus mit dem benachbarten Bürgerhaus in Blaibach sei ein „Extrembeispiel“ für gelungene Architektur, ebenso könne aber ein kleines Haus - neu gebaut oder grundlegend saniert - ein Beweis für gute Architektur sein. Gerade Sanierungen alter Gebäude böten Architekten viele Möglichkeiten, mit der Fachplanung Wohnqualität für die Zukunft zu schaffen. Koch freute sich, dass auch Interessenten aus Franken mittlerweile auf die hohe Qualität der Oberpfälzer Architekten aufmerksam wurden.

„Wir müssen uns in der Oberpfalz nicht verstecken“, sagte Wilhelm Koch, denn hier gebe es gute Handwerksbetriebe „und es ist Geld da“, so seine Botschaft, den Rat von guten Fachplanern zu suchen, um ein Bauprojekt sinnvoll umzusetzen. Es müssten nicht nur „Traumhäuser“ konzipiert werden, wie sie der Bayerische Rundfunk gelegentlich vorstelle. Oft sei es „hundertmal schöner, wenn a kloans Heiserl vernünftig gmacht wird“.

Die Ausstellung setze bewusst auf große Bilder als Blickfang und wenige Erläuterungen. Die gebe es dann in dem Buch, das zum Preis von 22,80 Euro erworben werden kann und detailliert die einzelnen Bauvorhaben beschreibt. Für die Stadtbücherei überreichte Wilhelm Koch an Bürgermeister Markus Hofmann ein Buch „Stille Örtchen der Oberpfalz“ und das Werk „So wos Schüins mou ma soucha“, einen Gedichtband des Oberpfälzers BR-Mitarbeiters Eugen Oker.