Premiere in Schorndorf Eine überraschende Gerichtsverhandlung auf Burg Neuhaus
Schorndorf/Neuhaus.„Ois dastunga und dalog‘n“ waren am Samstagabend beim „Theater auf der Burg“ in Neuhaus höchstens die Aussagen, die von zwielichtigen Zeugen, Angeklagten und Klägern im Rahmen einer turbulenten Gerichtsverhandlung auf die Bühnenbretter gebracht wurden. Alles andere als „erstunken und erlogen“ sind dagegen die hervorragenden Leistungen der Laienbühne-Darsteller, die das Premieren-Publikum mit der rabenschwarzen Komödie begeisterten.
Mit dem Volkstheater nimmt die Laienbühne Schorndorf im großen Reigen der ostbayerischen Festspiele seit 1997 einen festen Platz ein und kann heuer das 25-jährige Jubiläum feiern. Machte in den vergangenen beiden Jahren die Pandemie einen Strich durch die Rechnung, so hieß es heuer endlich wieder „Bühne frei, Vorhang auf“. Maßstab sind die Stücke des inzwischen verstorbenen Ehrenmitglieds Georg Maier und dessen Iberl-Bühne in München. Für diesen Kultursommer einstudiert wurde „Ois dastunga und dalog‘n“, ein bayerisches Remake des großen Kleist-Klassikers „Der zerbrochene Krug“.
Ort der Handlung um 1850 ist die Stube des Dorfrichters Adam (Säp Kiesl). Selbst noch ramponiert von den Turbulenzen der letzten Nacht soll er einen Fall klären, in welchem sich während der Verhandlung immer mehr herausstellt, wie sehr er doch selbst darin verwickelt ist. Zu allem Unglück ist auch noch Revisor Gschwendtner (Hans Höcherl) aus der Residenzstodt erschienen, der die Rechtmäßigkeiten der Justiz auf dem Lande überprüfen soll und deshalb der Verhandlung beiwohnt.
Nur noch helfen kann in dieser prekären Situation der Amts-Schreiberling Federfuxer (Stephan Obermeier), dem Dorfrichter Adam („oa Hand wascht de ander“) als Gegenleistung seine Nachfolge in Aussicht stellt. Für weitere Turbulenzen in der Verhandlung um einen „zerbrochenen Krug“ (Humpen) sorgen die Veitin (Rita Reiser) als Klägerin, deren als „Dirne“ in Misskredit geratene Tochter Miazl (Maria Haimerl) sowie ihr Spusi, der Angeklagte Toni (Franz Haller). Mehr nüchtern und trocken beleuchtet die ganze Szenerie die Hausmagd (Andrea Lyzwa): „Wanns bläd hergeht, nacha geht’s meist glei ollerweil ganz bläd hera“. Am Ende der Komödie dreht sich der Strick immer enger um den Hals des Dorfrichters Adam und das Ganze nimmt doch noch eine Wendung – wenn auch in eine völlig andere Richtung. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Wie praktisch alle Stücke von Georg Maier steht auch „Ois dastunga und dalog’n“ für echtes und würdiges Volkstheater. Dazu gehören die herrliche und zum Teil deftige Sprache mit alten und überkommenen Ausdrücken, doppelten Verneinungen – ein Bayrisch wie es blumiger und treffender kaum sein könnte. Gespielt wird nicht nur auf der Bühne, sondern auch im und mit dem Publikum. Und so saß ein Premierengast urplötzlich nicht mehr in den Zuschauerreihen, sondern als „Zeuge“ mitten in der Gerichtsverhandlung. Die Bühnenleistungen wurden mit einem langanhaltenden Schlussapplaus belohnt, der neben den sechs Darstellern auch den beiden Spielleitern Kurt Laumer und Rita Reiser, der Maske (Rita Raith), dem Souffleur (Reinhard Obermeier) sowie dem Technikteam (Ton und Licht) und den Bühnenbauern galt.
In Neuhaus gelingt es auf ganze besondere Art und Weise, das Volkstheater mit überzeugenden Charakterdarstellern und die herrliche Naturbühne in Einklang zu bringen. Das malerische Ambiente und die Schmankerl-Bewirtung etwa mit knusprigen Ripperln, runden die Vorstellung ab.
Ein besonderes Willkommen bei der Premiere galt unter anderem Burgherrin Thekla Schauer mit Ehemann Ludwig Oswald. „Endlich beginnt sie wieder, die fünfte Jahreszeit im gesamten Landkreis Cham und auch hier in Neuhaus“, so Schorndorfs Bürgermeister und Kreisrat Max Schmaderer zum Festspielsommer. Einen Sonderapplaus forderte das Gemeindeoberhaupt für die Laienbühne Schorndorf ein, die heuer auf Burg Neuhaus ihr 25-jähriges Jubiläum feiern kann: „Für alles, was hier auf dem grünen Hügel geboten wird“. Die Besucher sollten einmal alles beiseiteschieben, ob Corona oder Krieg: „Heute Abend ist es Zeit, wieder einmal ein paar Stunden fröhlich zu sein“. Vorstand Säp Kiesl garantierte im Nachklang beim „Schlussakt“ mit seinen Dankesworten einmal mehr zusätzlich so manchen Lacher.
Die restlichen vier Aufführungen der Komödie finden an folgenden Terminen statt: Freitag, 15. Juli, Samstag, 16. Juli, Freitag, 22. Juli und Samstag, 23. Juli. Karten für 15 Euro können entweder noch online oder beim örtlichen Autohaus Laumer, erreichbar unter der Nummer 09467/74010 sowie bei allen bekannten Vorverkaufsstellen im Landkreis Cham erworben werden. Aufführungsbeginn ist jeweils um 20 Uhr, der Burgbiergarten mit Schmankerl-Bewirtung hat ab 18.30 Uhr geöffnet.
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