Feuerwehren
Eine Zugübung mit großem Lernfaktor

Die Einsatzkräfte eilten zum „Brand“ auf dem Kiener-Hof. Aus der auf der Nassen angezapften Leitung kam aber kaum Wasser.

12.07.2021 | Stand 16.09.2023, 2:04 Uhr
Thomas Mühlbauer
Banger Blick der Feuerwehrler in den Faltbehälter, der sich kaum mit Wasser füllte: Die B-Schläuche blieben fast schlaff. −Foto: Thomas Mühlbauer

Im Normalfall laufen Übungen der Feuerwehr immer nach dem gleichem Muster ab. Der Kreisbrandmeister alarmiert, die Wehren fahren an und arbeiten die Arbeitsaufträge ab, die meistens darin bestehen, Personen zu retten und eine Wasserleitung aufzubauen, um dann ein paar Liter auf das angrenzende Dachgebäude des Übungsobjekts zu spritzen. Am Freitagabend war vieles anders.

Selten zuvor dürften Aktiver aus einer Zugübung so wichtige Erkenntnisse gewonnen haben wie an diesem Tag: Denn bei der Übung auf der Nassen blieb das Dach des Hofs von Markus Kiener nahezu trocken. Aus der angezapften Leitung kam fast kein Wasser.

Doch von vorne: Um 19 Uhr schickte Kreisbrandmeister Johannes Maier die Alarmmeldung „Rauchentwicklung im Gebäude, Personen in der Maschinenhalle in Gefahr“ an die Wehren aus Altenkreith, Fronau, Neubäu und Strahlfeld. Nach kurzer Zeit traf die Ortswehr aus Altenkreith mit Einsatzleiter Reinhard Weber am Übungsobjekt auf der Nassen ein. Unter Atemschutz wurde schnell eine Gasflasche aus dem Gebäude geholt, und die drei vermissten Personen konnten innerhalb kürzester Zeit gerettet werden. Somit war Teil eins der Übung beendet und mit Bravour gemeistert worden.

Der zweite Übungsteil dürfte aber nun sämtliche Alarmglocken bei den Führungskräften im KBI-Bereich schrillen lassen, auch wenn Einsatzleiter Reinhard Weber im Gespräch die Situation „nicht überbewerten“ wollte: „Wir haben die Wassersituation hier gekannt, darum wollten wir das Objekt unbedingt beüben“, sagte er. Denn die Wasserleitung aus dem Hydranten am Anwesen Schmaderer, der einige Hundert Meter vom Kiener-Hof entfernt liegt, habe keinesfalls das Wasser zur Förderung, das nötig gewesen wäre. So habe man keinen richtigen Druck auf die Leitung gebracht, so dass man den Faltbehälter, welchen die Altenkreither am Objekt aufgebaut hatten, nicht richtig füllen haben können. Als nach 50 Minuten immer noch nicht genügend Wasser zur Verfügung stand, beendete Kreisbrandmeister Maier die Übung.

Auf die Situation angesprochen, fand Maier deutliche Worte: „Es war eine Übung, aus der wir zahlreiche Lehrern ziehen müssen und können“, erklärte er. Der Pösinger betonte jedoch, dass im Ernstfall am Anwesen ein Hydrant zur Verfügung stehen würde und hier sowieso nach Alarmstufe B4 alarmiert werde, so dass für den Erstangriff genügend Löschwasser zur Verfügung stehen würde. Anschließend müsste wohl aus weiter entfernten Weihern angezapft oder ein Pendelverkehr eingerichtet werden.

Allerdings kam der Kreisbrandmeister um eine deutliche Ansage nicht herum: „Wir haben heute eine Situation vorgefunden, die es im Auge zu behalten gilt und die wir weiterverfolgen müssen.“ (rtn)